Massentierhaltung, Palmöl und Co: Nachhaltige Ernährung kann in unserer globalisierten Welt zu einer echten Herausforderung werden. Viele fühlen sich von den verschiedenen Empfehlungen und Trends überfordert und wissen nicht so recht, wo sie ansetzen sollen. Wir teilen deshalb unsere Tipps rund um eine möglichst nachhaltige Ernährung.

Ernährungsfragen avancieren zu den Glaubenskriegen unserer Zeit: Denn die Meinungen zu dem, was gesund und ökologisch vertretbar ist, gehen oftmals weit auseinander. Während die einen vordergründig auf Regionalität, Saisonalität und Bioqualität achten, möchten andere vor allem auf tierische Produkte verzichten – und manche versuchen gar, all diese Faktoren unter einen Hut zu bekommen. Wir liefern euch deshalb einige praktische Tipps rund um nachhaltige Ernährung im Alltag.

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Industrielle Tierhaltung zählt nach wie vor zu den größten Klimakillern

Schlechte Nachrichten für alle Fleischtiger: Dass Schnitzel, Schinken und Co zu den größten Umweltsünden zählen, ist seit Jahren erwiesen. Betrachten wir die weltweiten Klimagasemissionen, so liegt die industrielle Tierhaltung sogar noch vor dem Verkehrssektor. Besonders ins Gewicht fallen dabei Methan-Ausstöße der Tiere bei der Verdauung, Waldrodungen für Weideflächen sowie Futterproduktion und -transport. Zudem beansprucht die Fleischproduktion ganze 70 Prozent des weltweiten Frischwasserverbrauchs für sich. Während Ölkonzerne längst öffentlicher Kritik ausgesetzt sind, werden die Folgen der Fleisch- und Milchproduktion allerdings noch immer häufig unter den Tisch gekehrt. Dabei zählt die Reduktion von tierischen Produkten zu einer der wichtigsten Maßnahmen, um die Erderwärmung unter dem kritischen Limit von 1,5 Grad Celsius zu halten. Nachhaltige Ernährung fängt also ganz klar bei der Reduktion des Konsums von tierischen Produkten an.

Weniger tierische Produkte – aber wie?

Wer auf eine nachhaltige Ernährung mit weniger tierischen Inhaltsstoffen umsteigen möchte, sollte bei der bewussten Entscheidung für Alternativen ansetzen: Hummus statt Frischkäse aufs Brot, Döner mit Falafel statt Lammfleisch, Sojajoghurt mit Müsli statt Eierspeise mit Speck. Wer sich dazu entschließt, komplett vegan oder vegetarisch zu leben, kann stolz auf seinen Beitrag zu einer grüneren Umwelt sein. Manche denken zweifelnd an Familienfeiern und sonstige Gelegenheiten, bei denen es schwierig ist, tierische Produkte abzulehnen. In solchen Fällen ist es wichtig, nicht in ein „Alles oder nichts“-Denken zu verfallen. Denn nur weil bei Oma am Sonntag traditionell der Schweinebraten auf den Tisch kommt, heißt das nicht, dass die Sache damit gelaufen ist. Im Gegenteil: Ihr könnt euch dennoch vornehmen, einige Tage in der Woche komplett vegetarisch oder vegan zu essen und im Alltag bewusstere Entscheidungen treffen. So merkt man rasch, dass es sich auf viele tierische Produkte sehr einfach verzichten lässt.

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Soja, Chia, Quinoa und Co: Wie nachhaltig sind Superfoods?

Aber Sojaprodukte sind auch schlecht für die Umwelt!“, bekommen Veganer*innen häufig zu hören. Dabei landet die berüchtigte Bohne, für deren Anbau wertvoller Regenwald gerodet wird, vor allem im Tierfuttertrog. Etwa 33 Millionen Tonnen Soja importiert die EU im Jahr, davon wird der Löwenanteil als Futtermittel für die industrielle Tierhaltung verwendet. Sojadrink, Tofu und Co für den menschlichen Verzehr fallen hingegen kaum ins Gewicht – und insbesondere für diese Lebensmittel werden häufig regional angebaute Sojabohnen aus Österreich verwendet. Geht es um einige sogenannte Superfoods, die gerade im Trend liegen, darf man schon hinterfragen, ob deren Import wirklich sein muss. So kann unsere heimische Hirse in Sachen Eiweißgehalt, Zink und B-Vitaminen locker mit dem populären Quinoa mithalten. Erdäpfel sind vielleicht nicht gerade hipp, aber so vielseitig und nährstoffreich wie kaum eine andere Beilage – und regional verfügbar. Und auch Leinsamen und Heidelbeeren können es in puncto Gesundheitsfaktor easy mit Chiasamen und Goji-Beeren aufnehmen.

Auf Bio-Qualität, Regionalität und Fairtrade-Siegel achten

Wer eine nachhaltige Ernährung anstrebt, sollte also darauf achten, dass die Lebensmittel nur einen kurzen Transportweg hinter sich gebracht haben – denn müssen wir wirklich das ganze Jahr über Erdbeeren essen? Bemüht man sich, Obst und Gemüse nur in der Erntesaison zu kaufen, ist der Genuss umso größer. Wer tierische Produkte isst, sollte vor allem bei diesen auf ein zertifizierte biologische Qualität achten, da die Bio-Richtlinien strengere Haltungsregeln vorschreiben und einige umweltschädigende Verfahren (wie etwa bestimmte Düngemittel bei Futterpflanzen) untersagen. Bei Kaffee, Tee und Co solltet ihr auch das Fairtrade-Siegel im Auge behalten. Es garantiert nicht nur gerechtere Entlohnung, sondern enthält auch Umweltkriterien, die die Anpassung der Produzentinnen und Produzenten an den Klimawandel fördern – etwa durch Umstellung auf erneuerbare Energien und eine verbesserte Abfallwirtschaft.

Grüner essen leicht gemacht

Jeden Griff im Supermarkt hinterfragen – klingt anstrengend, oder? Dabei kann es so viel Spaß machen, sich mit nachhaltiger Ernährung auseinanderzusetzen. Im Winter könnt ihr mit regionalem Wurzelgemüse sämtliche Suppenrezepte durchprobieren und nur, weil sich der Kaffee mit Sojamilch als untrinkbar erwiesen hat, muss es mit Hafermilch nicht genauso laufen. Probiert und experimentiert euch ein wenig durchs Sortiment, und schon bald werdet ihr nachhaltige Alternativen zu vielen Lebensmitteln finden. Dabei hilft es, nicht ganz alleine dazustehen: Fordert doch eure Mitbewohner*innen und Kolleg*innen heraus, öfter fleischlos zu kochen und teilt untereinander Rezepte, die sich mit regionalen Lebensmitteln zubereiten lassen. Zum Abschluss haben wir noch eine gute Nachricht für euch: Mannerschnitten waren schon immer vegan – und die schmecken ganz und gar nicht nach Verzicht, oder?