oekostrom AG im Gespräch: Christoph Hofinger

29. Juli 2022: Von Framing bis Desinformation: Ist die Klimakrise eine Kommunikationskrise? Für oekostrom im Gespräch hat Oliver Schnetzer den Sozial- und Politikforscher Christoph Hofinger interviewt.
Obwohl es bereits seit unserer Kindheit als „natürlicher“ Prozess in unserem Sprachgebrauch verankert und wissenschaftlich seit den 1970ern zunehmend erforscht worden ist, gewann das Modewort Framing insbesondere in den vergangenen zehn bis zwanzig Jahren zunehmend an Aufmerksamkeit. Besonders in der politischen Kommunikation wuchs das Interesse an Frames, die auch als Deutungsrahmen bezeichnet werden. Aber welche Bedeutung hat Framing für die Klimakommunikation? Und weshalb sollten sich Klimaschützer:innen mit dem Thema verstärkt auseinandersetzen?
Diese und viele weitere Fragen durfte ich mit dem Sozial- und Politikforscher Christoph Hofinger, Gründer und Leiter des Forschungsinstituts SORA, besprechen. Als Kommunikationsberater für die öffentliche Hand sowie diverse Unternehmen setzt er sich tiefergehend mit dem Thema Framing auseinander. „Im öffentlichen sowie politischen Diskurs entscheiden diese Deutungsrahmen, ob Menschen etwas für moralisch richtig oder falsch halten. Diese Einordung geschieht bei uns allen unbewusst“, beschreibt Hofinger die gewichtige Rolle von Frames. Gerade auch in der Klimakommunikation sei es daher auch „eine sehr lohnende Aufgabe, sich mit Frames zu beschäftigen“, geht es doch darum neben Bewusstsein fürs Thema die Menschen auch zum Handeln zu bewegen.
Mit Blick auf die Klimakrise stellt sich somit auch die Frage:
Was läuft in der aktuellen Klimakommunikation falsch, dass wir trotz einer erdrückenden Faktenlage weiterhin gezielt auf den Abgrund zulaufen? Ist die Klimakrise zu guter Letzt eine Kommunikationskrise?
„Die Frage ist: Nimmt eine Gesellschaft eine Herausforderung an oder schiebt sie sie wie eine Baggerschaufel vor sich her, bis wir irgendwann im Sandhaufen stecken bleiben?“, umschreibt Hofinger die Schwierigkeit. „Zum einen tun sich die Menschen schwer, heute schon Probleme im Kollektiv anzugehen, die vielleicht in 30-40 Jahren uns das Leben schwer machen. Darüber hinaus steckt der Klima- und Energiediskurs voller Wortkreationen wie Sektorkopplung oder Dekarbonisierung, die für viele unverständlich sind. Generell ist die Kombination aus komplexen Daten, unverständlichen Begriffen und negativen News erschlagend. Hier gibt es noch viel Luft nach oben.“
So erscheint nach wie vor die Klimakommunikation vielerorts noch zu unverständlich und alltagsfern, um die Menschen tatsächlich zu erreichen – für den erfolgreichen Klimaschutz braucht es hier rasch neue Ansätze. Aber auch zahlreiche bestehende Frames entpuppen sich im aktuellen Klima-Diskurs eher als unglücklich, beschreibt Hofinger. So schafft der Begriff „Klimawandel“, der in den 1990ern von den Republikanern etabliert wurde, per se kaum Bezug zum Menschen und auch keine Empathie wie beispielsweise der Tierschutz es für bedrohte Lebewesen tut. Aber auch „erneuerbare Energien“ klingt in erster Instanz eher anstrengend, also müsste man wie bei der Renovierung eines Hauses auch die Energien endlos erneuern.
Tiefergehend wollte ich unter anderem von Christoph Hofinger wissen, wie Reframing beim Thema Greenwashing genutzt werden kann, um irreführende PR-Kommunikation entgegenzutreten. Welche Rolle spielen die Medien als Kontrollinstanz gegenüber Politik und Wirtschaft? Und wie können wir den Klima-Diskurs letztendlich so umgestalten, damit der Klimaschutz in Folge gelingen kann? Antworten auf diese und weitere Fragen gibt es im Gespräch – viel Freude beim Zuhören!