2021 spielten die Energiemärkte in Europa verrückt – und das treibt im Jahr 2022 die Preise für Strom und Gas in die Höhe. Auch bei der oekostrom AG.

Gerade jetzt, wo die Energiemärkte aus den Fugen zu geraten scheinen, stellt sich die Frage nach den Ursachen des rasanten Aufs und Abs der Strom- und Gaspreise: Einerseits hat die Weltwirtschaft begonnen, sich im Jahr 2021 von der Krise durch die Covid-19-Pandemie zu erholen. Das führte auch zu einem unerwartet starken Anstieg der weltweiten Nachfrage nach Energie und auch fossilen Energieträgern. Gleichzeitig war das Angebot für Kohle, Erdöl und Erdgas für Lieferungen nach Europa im Herbst 2021 überdurchschnittlich knapp. Das mangelnde Energieangebot und Effekte, wie etwa die Rolle von Spekulant:innen, führten dazu, dass die Handelspreise für fossile Energie in Europa neue Höchstwerte erreichten.

„Eine Preisexplosion wie die derzeitige hat es noch nie gegeben“, so Maximilian Kloess, Geschäftsführer der oekostrom Handels GmbH. Im Oktober schoss der Gaspreis, der im Sommer noch bei EUR 15 / MWh lag, auf knapp EUR 110. Auch Erdöl verteuerte sich von EUR 20 auf EUR 80 Euro pro Barrel. Und das ist nicht nur ein Problem für Vielfahrer:innen, Flugreisende und energieintensive Unternehmen, sondern trifft tatsächlich alle Verbraucher:innen, so auch Unternehmen wie die oekostrom AG. Da sich die Preise für Ökoenergie an den Börsenpreisen für fossiles Gas, Öl und Kohle orientieren, wird auch der Einkauf erneuerbarer Energiequellen wie Wind- und Sonnenstrom oder Biogas teurer.

Die aktuelle Verknappung von Erdgas ist politisch gewollt

„Ein Teil der Preiseskalation rührt von geopolitischen Machtspielen her, darüber ist sich der Energiehandel einig“, meint Maximilian Kloess. So weigerte sich die russische Gazprom, Gas durch ukrainische Pipelines zu liefern. Deren Kapazität wurde teils nur zu einem Drittel genutzt. Die Speicherstände der Gasspeicher sind in Österreich aktuell deutlich niedriger als in den Jahren davor. Dennoch hat Österreich laut Information des Energieregulators E-Control vom Oktober 2021 keine Versorgungs- sondern eine Preiskrise. So sind die Speicher für den Winter zwar ausreichend gefüllt, damit eine Versorgung stets gewährleistet ist. Die Preise orientieren sich jedoch an den Weltmarktpreisen, die aber aufgrund der hohen Nachfrage in Asien momentan sehr hoch sind.

Eine Preisexplosion wie die derzeitige hat es noch nie gegeben.

Österreich braucht russisches Gas, etwa für die Wärme von Millionen gasbeheizten Wohnungen. Der Marktanteil russischer Konzerne, vor allem von Gazprom, liegt im Gassektor bei mehr als 60 Prozent. Liefert der Riese Gazprom weniger, als nachgefragt wird, können die Zwerge das nicht ausgleichen – und Panik im Markt treibt die Preise durch die Decke. „Russland macht durch das Abdrehen des Gashahns Druck, damit Europa die umstrittene Pipeline North Stream 2 genehmigt“, erklärt Kloess. Als ob es noch einen Beweis für den Einfluss des Kremls auf den Gasmarkt gebraucht hätte, erbrachte ihn Präsident Putin persönlich: Zwei Interviews mit der Ankündigung größerer Lieferungen reichten, um den Preis jeweils auf Talfahrt zu schicken.

Die oekostrom AG setzt auf langfristige Beschaffung

„Die Energiepreise werden an Spot- und Terminmärkten der Börsen gebildet“, erklärt Maximilian Kloess. Ob sie steigen oder fallen, hängt von diversen Faktoren ab: wie stark der Wind weht und die Sonne scheint, vom Preis für CO2-Emissionszertifikate und vor allem von den Preisen für Gas, Kohle und Öl. Sind diese hoch, z.B. aufgrund der Nachfrage durch starkes Wirtschaftswachstum, steigen auch die Preise für Ökostrom oder Biogas. „Auch für den Einkauf der oekostrom AG dient der Börsenpreis als Referenz und ist somit für Ökokraftwerksbetreiber und deren Vermarkter die wichtigste Preisinformationsquelle. Zudem kaufen wir den größten Teil unseres Stroms schon ein bis zwei Jahre im Voraus. Doch auch wir müssen manchmal Mengen relativ kurzfristig zukaufen, weil wir trotz unserer Prognosen vorab nie wissen, wie viel Energie unsere Kund:innen wirklich verbrauchen“, so Energiemarktexperte Kloess.

Wenn sie Strom an die oekostrom AG verkaufen, orientieren sich Produzent:innen von erneuerbarer Energie am – aktuell extrem hohen –Börsenpreis. Das stellt derzeit eine große Herausforderung dar. „Glücklicherweise wurde in der oekostrom AG bereits bis zum heurigen Sommer ein Großteil der Energie für das Lieferjahr 2022 beschafft. Zeitgleich wurde die Neukund:innenakquise eingebremst, was insgesamt zu einem geringeren Mengenbedarf führte. In Summe mussten nur vergleichsweise geringe Mengen zu hohen Preisen nachgekauft werden. Mit diesen Maßnahmen kann die Versorgung unserer Bestandskund:innen zu den versprochenen Konditionen auch in dem extremen Preisumfeld, in dem wir uns momentan befinden, garantiert werden,“ führt Maximilian Kloess aus.

Schneller Ökostrom-Ausbau führt zu sinkenden Stromkosten

Ein verstärkter Zubau von günstigeren erneuerbaren Energien schiebt die teuren fossilen Kraftwerke aus dem Markt und senkt den Strompreis.

Glücklicherweise wurde in der oekostrom AG bereits bis zum heurigen Sommer ein Großteil der Energie für 2022 beschafft.

Wie sind die steigenden Strom- und Gaspreise wieder in den Griff zu bekommen? Aus Sicht der oekostrom AG müssen wir so rasch als möglich weg von fossilen Brennstoffen und hin zu ausschließlich erneuerbaren Energien. Hier besteht gerade in der aktuellen Situation dringender Handlungsbedarf. Denn je schneller zusätzliche erneuerbare Energien als Ersatz ausgebaut werden, desto seltener müssen vergleichsweise teure, fossile Kraftwerke eingesetzt werden und desto niedriger fällt der Strompreis am Großhandelsmarkt aus.

Ein Gutes hat die Panik am Energiemarkt: Industrie und Politik lernen gerade, dass sie sich auf allzeit billige fossile Energie nicht verlassen können und dass Windkraft, PV und Co schon jetzt für niedrige Energiepreise sorgen – das ist wohl das stärkste Argument für einen beschleunigten Ausbau.

Text angelehnt an Statement von Green Planet Energy