Das niederländische Designteam rund um Ermi van Oers schickt uns zurück auf die Schulbank: Photosynthese, ja kennen wir, aber was hat das jetzt mit Design, Technologie und mit Lampen zu tun? Und wie tun diese Lampen dem Klima gut?

Ganz einfach: Ermi van Oers hat in Zusammenarbeit mit Plant-e eine Lampe entworfen, in der eine Pflanze sitzt, lebt und atmet und dabei Strom erzeugt. Living Light heißt dieses Wunderding. Sanftes Berühren reicht, schon weiß die Pflanze, was zu tun ist: Uns zu erleuchten. Kein Kabel, kein Vernetzen, nur natürliche Prozesse wie Photosynthese und klug eingefädelte Technologie (um genau zu sein: mikrobielle Brennstoffzellentechnologie) reichen aus, um Strom zu erzeugen. Je besser die Pflanze gehegt und gepflegt wird, desto mehr Energie gibt sie ab. „So schaffen wir eine Welt, in der Pflanzen Teil unseres Energiesystems werden und in der Technologie und Natur verschmelzen,“ sagt die Designerin.

Die Ziele des Living Light sind hochgesteckt

Die Designer wollen in Amsterdam die Straßenbeleuchtung durch Bäume ersetzen, Mobiltelefone in den öffentlichen Raum hochladen und Datahubs für die Gemeinde schaffen, alles mit Hilfe von Pflanzen. Was da einfach gestrickt klingt, ist ein langwieriger Prozess. Ein steiniger Weg, wie Ermi van Oers zugibt. Aber einer, der sich auszahlt. „Living Light soll uns daran erinnern, dass die Natur uns alles geben wird, was wir brauchen, wenn wir uns gut um sie kümmern. Dieses Zusammenspiel haben wir im Laufe der Zeit vergessen“, meint sie. Die Natur wird einen höheren wirtschaftlichen Wert erhalten, wir werden anfangen, mehr Platz für Grün zu schaffen. Und buchstäblich zu unseren Wurzeln zurückkehren.

Ihr großes Vorbild

Die Komplexität der Natur, auf die sie schon in ihrem Studium neugierig geworden ist. Und der Grafikdesigner Richard van der Laken, der helle Köpfe zusammengeführt und sie aufgerufen hat, sich diese gefälligst zu zerbrechen. Seine Challenge nennt sich „What design can do“, ist seit 2011 am Leben und widmet sich heuer ganz dem Thema „Ideen gegen den Klimawandel.“ Design ist für ihn ein wichtiges Werkzeug für soziale Veränderung.

Auch bei Living Light spielt Design eine wichtige Rolle. „Wir können die Art und Weise, wie Menschen handeln, die Auswirkungen, die Menschen auf diesen Planeten haben, verändern, indem wir über das Design eines Produkts nachdenken“, so Ermi van Oers über die Kraft und Auswirkungen von Biodesign.

Die Idee der leuchtenden Pflanzen wurde dieser Tage in die Tat umgesetzt

„Wir haben den ersten Park der Welt eröffnet, in dem Pflanzen die Energie erzeugen um die Gehwege zu erhellen.“ Und: Im Jänner 2020 werden die ersten zehn Stück Living Light Indoor-Design-Lampen verkauft. Das ist aber erst der Anfang. Ermi van Oers Vision für eine Stadt der Zukunft hat sie klar vor Augen: jede Art von organischem Abfall kann zu einer Energiequelle werden. „Das Wunderbare an der mikrobiellen Brennstoffzelle ist, dass sie organischen Abfall in Energiequellen umwandeln kann. Von Urin, über Kompost, bis hin zu organischen Komponenten in Wasserwegen, alles“, sagt die Designerin, selbst ganz begeistert.