Die Energiekrise hat nicht nur deutlich gezeigt, wie abhängig Europa vom Erdgas ist, sondern auch wie stark Erdgas den Strompreis in die Höhe treibt. Deshalb ist ein rascher Ausbau klimafreundlicher Energiequellen für Österreich und Europa enorm wichtig – nicht zuletzt für einen sinkenden Strompreis.

Seit 2021 kämpft Europa mit einer Energiekrise und teurem Strom. Noch nie war der Strom so teuer wie in den letzten Jahren. Selbst in der Erdölkrise 1973 war der Energiepreisschock nicht so groß. Die Ursache für diesen extremen Preisanstieg ist eindeutig festzumachen: Die Strompreise werden durch die Preise für Erdgas und Kohle bestimmt.

Das Merit-Order Prinzip

Das hängt mit dem Merit-Order-Prinzip zusammen: Österreich braucht, so wie ganz Europa auch, immer noch zu viele fossile Kraftwerkskapazitäten, um den gesamten Strombedarf zu decken. Die Nachfrage nach Energie wird am Strommarkt in einer gewissen Reihenfolge bedient: Als erstes wird Energie von günstigen Kraftwerken abgenommen – das sind saubere Energien wie Sonne, Wind und Wasser, denn diese haben niedrige Produktionskosten. Steigt die Nachfrage nach Strom, werden nach und nach immer „teurere“ Kraftwerke angefragt und zugeschaltet. Den Strompreis an der Börse bestimmt das letzte, also das teuerste Kraftwerk, das zugeschaltet wird – das ist aktuell oftmals ein Gaskraftwerk. Mehr Sonne, Wind und Wasserkraft können das zuletzt preissetzende Gaskraftwerk aus dem Fahrplan drängen. Klimafreundliche Energiequellen senken also den Preis im Großhandel, da die teuren und schmutzigen fossilen Brennstoffe aus dem Markt gedrängt werden.

Reduktion der Energiekosten durch Erneuerbare

Saubere Energiequellen im Strombereich reduzierten 2022 die Energiekosten der europäischen Verbraucher:innen um insgesamt etwa 160 Mrd. Euro. Die aktuelle Energiekrise und die damit verbundenen hohen Preise bei fossilen Energieträgern machen deutlich, dass klimafreundliche Energien auch aus ökonomischer Sicht die richtige Wahl für eine versorgungssichere Zukunft darstellen. Ein kräftiger Ausbau bewirkt neben Kosteneinsparungen zudem eine größere Versorgungssicherheit, eine saubere Erzeugung und eine bessere Zukunft für alle.

In den letzten zwei Jahren konnten in Europa allein durch den Zubau von etwa 90 GW an PV- und Windkraftkapazitäten etwa 100 Mrd. an Kosten eingespart werden. Prozentuell gesehen lag der Strompreis damit 2022 um 8 % und 2023 um 15 % unter jenem fiktiven Preis, der ohne die neu installierten PV- und Windkraftkapazitäten zu erwarten gewesen wäre. Das entspricht einer Reduktion der Nachfrage bei fossilem Strom um 10 %.

Österreich zahlt deutlich mehr für den Strom

Österreich hat sich in den letzten Jahrzehnten auf die billigen Stromimporte aus Deutschland verlassen. Der Ausbau sauberer Quellen in Österreich lag unter dem Zuwachs des Stromverbrauches und konnte daher die Stromimportlücke nicht schließen. Nach wie vor importiert Österreich etwa 10 Prozent seines Stromes aus dem Ausland. 2022 lag der Nettostromimport Österreichs bei 11,7 Prozent des Stromverbrauchs. Durch die Strompreiszonentrennung von Deutschland führte die Unterversorgung mit Windkraft in Österreich zusätzlich zu deutlich höheren Strompreisen als in Deutschland, insbesondere im Winter. Seit der Strompreiszonentrennung zahlte Österreich um 3,1 Mrd. Euro mehr für den Strom.

Wirtschaftliche Vorteile des Ausbaus von klimafreundlichen Energiequellen nutzen

Nach zwei Jahren Gaskrise in Europa hat sich die Ausbausituation der Windkraft in Österreich nicht wesentlich verbessert. Mit dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) und der Novelle des Umweltverträglichkeits-Prüfungs-Gesetzes wurden auf Bundesebene zwar wichtige Änderungen vorgenommen, in den Bundesländern fehlen aber nach wie vor die meisten nötigen Änderungen der Rahmenbedingungen, um das große positive Potenzial der Windkraft für Österreich auch tatsächlich zu nutzen.

Derzeit werden in Österreich jährlich rund 70 Terawattstunden (1 TWh = 1 Milliarde Kilowattstunden) Strom verbraucht. Ende 2022 stellten 1.371 Windräder (Stand Dezember 2022) auf rund 0,2 % (171 km2) der gesamten Landesfläche saubere Energie in einem Umfang von 8,2 TWh bereit, das sind mehr als 11 Prozent des heimischen Strombedarfs.

Durch das EAG soll die Stromerzeugung aus Windenergie von 8,2 TWh 2022 (1.371 Anlagen) auf 17,3 TWh 2030 (1.700 leistungsstärkere Anlagen) steigen. Wir müssen aber viel mehr tun, als derzeit im EAG festgeschrieben ist.

Österreich ist aufgrund der Windverhältnisse sehr gut für die Energieerzeugung aus Wind geeignet, auch Flächen sind ausreichend vorhanden. Deshalb fordert die oekostrom AG: 2 % der Flächen in Österreich sollen für Windkraftanlagen gewidmet und gleichzeitig Genehmigungsverfahren auf maximal zwei Jahre begrenzt werden. Insgesamt 5.400 Windräder könnten den gesamten Strombedarf in Österreich decken – auch in Zukunft. Dieser wird – auch unter Berücksichtigung aller dringend notwendigen Energieeffizienzmaßnahmen – steigen, weil Autoverkehr, Heizung und Co von fossil auf Strom umgebaut werden. Es reicht also nicht, einfach nur den Erdgasanteil im Strommix zu ersetzen – das waren zuletzt (2020) 14,3 % (lt. Stromkennzeichnungsbericht 2022).

Um das 2 %-Ziel auch zu erreichen, schlägt die oekostrom AG vor, jeder Kommune ein verbindliches Ziel von 2 % ihrer Fläche vorzuschreiben. Stadtgebiete oder windschwache Gegenden können Verträge mit anderen Gemeinden schließen, sodass diese auf entsprechenden Flächen Windräder ermöglichen. Dafür sind gesetzliche Vorgaben notwendig, die die Ziele für jede Kommune verbindlich machen und ein Nicht-Erreichen entsprechend sanktionieren. Dieser Vorschlag wurde analog zum deutschen Modell erarbeitet, das ebenfalls 2 % der Landesfläche für Windenergie zur Verfügung stellt. Mit dem „Wind-an-Land-Gesetz“ werden dort verbindliche Flächenziele für deutsche Gemeinden festgelegt, damit alle Bundesländer ihren Beitrag zum Ausbau sauberer Energiequellen leisten können.

Der Ball liegt klar bei Bund, Ländern und Gemeinden. Sie müssen ihre Verantwortung wahrnehmen und alle Unternehmen, die Österreichs Energieunabhängigkeit und Versorgungssicherheit gewährleisten können, umgehend unterstützen. Letztendlich können wir die Energiepreise nur dann in den Griff bekommen, wenn wir eine Vollversorgung aus klimafreundlichen Energiequellen wie Sonne, Wind und Wasser aufbauen. Doch dafür sind entsprechende Investitionen und Rahmenbedingungen unerlässlich. Das ist nicht nur gut für Klima und Umwelt. Saubere heimische Energie ist auch deutlich günstiger als fossile und entlastet damit Konsument:innen und Unternehmen!

Wenn ihr dazu noch mehr lesen möchtet, empfehlen wir euch unseren aktuellen Blogbeitrag zu den Windkraft-Potenzialen in Österreich und unsere 2 %-Forderung.

Quellen: