Es ist nicht immer einfach, Investments zu finden, die sich mit dem Nachhaltigkeitsgedanken vereinbaren lassen. Und so kam mir im Frühjahr 2021 die Idee, eine eigene Photovoltaik Anlage auf einem familiären Acker in Niederösterreich zu errichten. Eigenen Strom nachhaltig erzeugen, diesen verkaufen, damit das Investment refinanzieren und letztendlich Geld verdienen – das klingt relativ stringent. Und so begann mein Weg, der sich als Achterbahn der Gefühle herausstellen sollte.

Der Start

Mein Projekt beginnt in einem neuen, eigens hierfür käuflich erworbenen Notizheft und einer Mitgliedschaft im PVA – dem Bundesverband Photovoltaic Austria.

Rasch wurde mir klar, dass die Kalkulation von PV-Freiflächen Anlagen eng mit drei Buchstaben zusammenhängt: kWp. Mittlerweile weiß ich im Schlaf, wie diese drei Buchstaben ausgesprochen werden: Kilowatt-Peak. Das „W“ wird großgeschrieben und das kleine „p“ ist von hoher Wichtigkeit in der Solar-Branche. Denn ohne dem kleinen „p“ sei wieder alles anders. So sagte man mir das, und dass ich mit 0,05 EUR pro kWp kalkulieren könne. Und dann änderte sich ein paar Tage später alles. Am 24.Februar 2022 marschierte Russland in die Ukraine ein.

Makroökonomischer Exkurs

Die Energielandschaft sollte nicht mehr so sein wie zuvor. Aufgrund der Abhängigkeit Österreich von Russland im Energiesektor, schossen plötzlich Strom- und Gaspreise in die Höhe.

Kannten die wenigsten Menschen das Merit-Order-System vor Kriegsbeginn, verstanden es viele danach. Und einige andere wiederum verstanden nicht, warum es nicht abgeschafft wird. Die Konsequenz daraus war: die Strompreise schnellten in die Höhe und somit auch die Einspeisevergütung für den Strom aus PV-Anlagen.

Was zu Beginn meines Projekts noch 0,05 EUR pro kWp war, war in der zweiten Hälfte des Jahres 2022 plötzlich bei einem Hoch von 0,51 EUR. Der Preis stieg also um das 10-fache. Jetzt, zu Beginn des Jahres 2023, sind wir wieder bei ca. 0,26 EUR angelangt, immer noch dem 5-fachen zu meiner Ausgangslage.

Wie kalkuliere ich so ein PV-Projekt?

Aber auch ganz unabhängig von diesem makroökonomischen Exkurs und den besonderen Schwierigkeiten, welche dieser mit sich bringt, wollte ich einen Weg finden, wie ich meine PV-Freiflächen Anlage konkret kalkulieren kann. Fündig wurde ich auf der Homepage des Bundesverband Photovoltaic Austria (PVA). Dieser stellt ein Excel mit dem Namen „PV-Tool“ zur Verfügung, das für eine erste Berechnung sehr hilfreich ist.

In meinem Fall steht mir ein Acker von ca. 5.500 m² Fläche für die Anlage zur Verfügung. Für Wege und Zufahrten zog ich zunächst 10% Fläche ab. Um meiner Neigung zu Sicherheit Tribut zu zollen, rechnete ich dann mit 4.500 m² weiter. So konnte ich eine mögliche Einspeisung von 700 kWp kalkulieren.

Eigenen Strom nachhaltig erzeugen, diesen verkaufen, damit das Investment refinanzieren und letztendlich Geld verdienen - das klingt relativ stringent. Und so begann mein Weg, der sich als Achterbahn der Gefühle herausstellen sollte.

Carmen Weingartshofer

Die Finanzlöwinnen

Ein Exkurs zu Förderungen

Im Sommer 2021 verabschiedete unsere österreichische Regierung gerade das EAG – das Erneuerbare-Ausbau-Gesetz. Nach Einwänden durch die EU-Kommission gab es aber erst im Dezember 2021 grünes Licht dafür. ABER – es gab noch keine Verordnungen dazu! Wie ich damals gelernt habe, bedeutet das: auch wenn die Medien feiern „Ein Gesetz ist ENDLICH da!“, können die Marktteilnehmer:innen noch nichts damit anfangen. Solange die Verordnungen nicht existieren, können auch keine Förderungen in Anspruch genommen werden. Das heißt – wieder warten – und das Jahr 2030 rückt immer näher – was war da nochmals?

Achja, 2030 will die Österreichische Regierung die Klimaziele erreicht haben.

Am 21. April 2022 war es dann soweit: Anträge auf Gewährung von Investitionszuschüssen konnten eingebracht werden! Danke auch an dieser Stelle dem Verband PVA für die unglaubliche Informationsdichte und Bemühungen rund um diese Belange.

Die zweite Förderschiene: die Marktprämie sollte im Herbst 2022 „ans Netz gehen“.

Investition – Finanzierung

Mittlerweile konnte ich für meine PV-Freiflächen-Anlage einen Investor im erweiterten Netzwerk begeistern. Mein erster Investor. Ich war sehr stolz.

Aber außer einem Essen im Februar 2022, bei dem er mir erklärte, dass ich noch lange nicht so weit sei, ich da noch einiges an Recherche vor mir hätte und ich mich danach wieder melden solle – geschah nichts. Nein, das stimmt eigentlich nicht, es geschah sehr viel: nämlich mit mir, denn meine Motivation und mein Enthusiasmus schnellte einmal mehr in die Höhe.

Umwidmung von Acker auf PV-Grünland

Somit auf zur Gemeinde! Ich habe einen Grund und Boden, der als Acker gewidmet ist und benötige die Umwidmung auf PV-Grünland. Bei der Größe meiner PV-Anlage ist die Gemeinde für diese Umwidmung zuständig.
Für diejenigen die in NÖ ähnliche Projekte vorhaben: hier der Link zum Leitfaden: Grünland-PV: Leitfaden für die Flächenwidmung

Mein erstes Mail diesbezüglich verfasste ich bereits vor 1,5 Jahren, im Sommer 2021, an das Bauamt der Gemeinde. Es enthielt eine Projekt-Vorstellung und mein Anliegen.

Als Antwort kam zurück, sie seien derzeit noch am Beginn eines Nachdenkprozesses.“ Weiters: „Zum jetzigen Zeitpunkt können wir leider noch keine konkreteren Auskünfte geben, gerne können Sie aber wieder zum aktuellen Stand bei uns nachfragen.“

Ein sehr schwacher Trost: denn ohne Umwidmung, kein Photovoltaik Projekt!

Es sollte ein Jahr vergehen und eine Energiekrise beginnen, bevor ich mit meinem neuen Elan im Sommer 2022 bei einer Sprechstunde beim Bürgermeister persönlich vorstellig wurde. Mit viel Enthusiasmus konnte ich ihn überzeugen, dass es sich um ein zukunftsweisendes Projekt handle.

Ein erster Erfolg: mein PV-Projekt wird immerhin mit dem Raumplaner der Gemeinde besprochen!

Nach dem Sommer – am 19. September 2022 – tagte der Bauausschuss, in dem auch mein PV-Projekt endlich besprochen werden sollte. Am nächsten Tag solle ich mich melden. Nach einer qualvollen Nacht ohne Schlaf, konnte ich endlich am Morgen anrufen: ein JA! Der Bauausschuss steht meinem PV-Projekt positiv gegenüber!

Jetzt war es soweit – der Startschuss – endlich konnte ich loslegen!

Machbarkeitsstudie und Netzkapazitäten

Ich beauftragte umgehend eine sogenannte Machbarkeitsstudie inklusive Check für den Netzanschluss bei einem PV-Planungsunternehmen. Der Drohnenflug bei der Besichtigung vor Ort war schön anzusehen, aber die Beurteilung für den Netzanschluss bei den Wiener Netzen sollte noch weit über 6 Wochen auf sich warten lassen.

Weitere Herausforderungen sollten sein: Eine Hochspannungsleitung direkt über dem Acker und zwei Strommasten am Nachbar-Acker. Es gilt einen gewissen Abstand und Höhe einzuhalten, ab deren Radius gebaut werden darf – bzw. nicht gebaut werden darf. Die PV-Anlage solle in die Erdungsanlage der Masten mit eingebunden werden.

Spoiler Alert: Ein Strommast gehört dem Netz NÖ, der andere der APG.

Wie die Antworten vom Netztechniker der Wiener Netze und die Anfrage für die Strommasten ausgefallen sind, ob es im Dezember 2022 ein schönes Weihnachtsfest gab oder die Achterbahnfahrt wieder weiter hoch und runter geht, erfahrt ihr im nächsten Blog-Beitrag.

… to be continued

Finanz-Löwin Carmen

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Disclaimer: Es handelt sich hierbei um keine Anlageberatung oder Empfehlungen! Wir berichten hier lediglich von unseren bisherigen Gedanken, Erfahrungen und Ideen.