Helene Jarmer, 51, war die erste gehörlose Nationalratsabgeordnete. Mit andererseits spricht sie über Alltagsbarrieren und ihre Wünsche für Wien. Sie ist Präsidentin des österreichichen Gehörlosenbundes „gehörlos“.

Collage von Gabriel Gschaider – Bildbeschreibung:

Die Collage zeigt Dinge, die für Helene Jarmer typisch sind. Helene kann nicht hören, daher kann sie wichtige Informationen wie Durchsagen in den öffentlichen Verkehrsmitteln oder Sirenen nicht wahrnehmen. Dadurch kann sie auch die Notrufanlagen in Aufzügen nicht benutzen. Helene liebt Kunststätten, aber sie kann keine Audioguides verwenden und hat Schwierigkeiten, auf die Informationen über die Kunstwerke zuzugreifen, die sie gerne hätte.

Wien ist eine wunderschöne Stadt! Als visueller Mensch kann ich die Architektur und ihr Flair sehr genießen. Aber für gehörlose Personen birgt sie Gefahren im Verkehr und in öffentlichen Gebäuden.

Es ist nicht nur diskriminierend, das kann lebensgefährlich sein.

Viele Signale, die informieren und auf Gefahren hinweisen oder Funktionen, mit denen man Hilfe holen kann, sind rein akustisch. Ich kann eine Durchsage der Wiener Linien nicht hören, ein Signalton oder eine Sirene kann mich nicht warnen und wenn ich im Lift stecken bleibe, kann ich keine Hilfe rufen, weil die Notrufeinrichtungen auf Lautsprache gestellt sind. Es ist nicht nur diskriminierend, das kann lebensgefährlich sein.

Ich will dazu beitragen, dass das Leben in der Stadt für alle Bewohner*innen barrierefrei ist.

Helene Jarmer

Alle Menschen haben ähnliche Bedürfnisse und die gleichen Rechte. Wenn ich durch die Stadt gehe, sehe ich aber, dass meine Bedürfnisse und Rechte als gehörlose Frau nicht respektiert werden. Ich will dazu beitragen, dass das Leben in der Stadt für alle Bewohner*innen barrierefrei ist.

Ich liebe die Kunststätten der Stadt, die Galerien, die Museen. Ihre Angebote sprechen mich als kunstsinnige Person sehr an. Allerdings kann ich die Audio-Guides nicht nutzen, die durch die Ausstellungen führen. Ich müsste einen Gebärdensprachdolmetscher mitbringen, um die Erklärungen zu verstehen – auf eigene Kosten, versteht sich. Dann kostet mich ein Museumsbesuch aber 150€. Gerade die großen Häuser sollten zumindest hin und wieder Führungen in österreichischer gehörlosen Sprache kostenfrei anbieten.

Die perfekte Straße bietet vor allem Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer*innen. Sie muss vor allem übersichtlich sein und alle Signale müssten mindestens nach dem 2-Sinne-Prinzip funktionieren. Wer nicht sehen kann, hört sie und wer nicht hören kann, sieht sie. Auch wünsche ich mir, dass Notrufeinrichtungen und Stationen mit Defibrillatoren so  ausgestattet werden, dass auch taube Personen sie nutzen können.