Bärenmarkt, Hyperinflation, Stagflation: Begriffe deren genaue Definition viele von uns nicht eindeutig kennen, geistern derzeit in den Medien herum. Aber was bedeutet die derzeitige Situation für meine Investments? Und was haben die hohen Energiekosten damit zu tun?

Unerwartet kräftige Inflationsschübe suchen uns derzeit heim. Die Inflationsrate im August 2022 in Österreich lag bei 9,3%. Gut möglich, dass diese im Winter noch weiter steigt.

Die Gründe für die aktuelle Misere sind bekannt. Neben der Corona Pandemie mit Lockdowns und Lieferkettenproblemen, treiben die enorm gestiegenen Energiepreise durch den russischen Angriffskrieg die Preise. Das große Problem: Energie ist überall enthalten. Nicht nur unsere private Strom- und Gasrechnung wird teurer. Hohe Energiekosten verteuern auch indirekt Waren und Dienstleistungen. Die Geldentwertung bedeutet eine schleichende Geldentwertung unseres Bargeldes und Ersparten.

Inflation hat auch viel mit Psychologie zu tun. In dem Wissen, dass der Wert des Geldes sinkt, wird oft zusätzlich “vorgekauft”. Dieses “vorkaufen” oder “noch schnell zuschlagen” führt zu höherer Nachfrage nach bestimmten Produkten, bei gleichbleibendem Angebot und lässt den Preis weiter steigen. Wir sind mit unserem Verhalten also auch zu einem winzigen Teil an der Inflation beteiligt.

Die Finanzlöwinnen

Wie wird die Inflation derzeit bekämpft?

Die EZB (Europäische Zentralbank) reagiert vor allem mit Zinserhöhungen um das Wirtschaftswachstum einzubremsen. Denn höhere Zinsen sorgen für teurere Kredite und weniger Nachfrage nach Konsumgütern. Dies führt üblicherweise zu einer Beruhigung der Inflationsrate.

Die Zinserhöhungen, so notwendig sie sind, führen auch zu einem Absacken der Börsen. Dabei kommt die EZB unter Druck, denn ihre Entscheidungen sind sehr weitreichend. Hebt sie die Zinsen zu stark an, könnte sie eine schwere Rezession auslösen oder die Zahlungsfähigkeit bestimmter Länder in Südeuropa gefährden. Hebt sie die Zinsen zu spät an, könnte sie ihr wichtigstes Ziel verfehlen: Die Preisstabilität in Europa.

Und was bedeutet Stagflation? 

Es kommt aber leider noch schlimmer. Das Wifo (Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung) und IHS (Institut für höhere Studien) erwarten im kommenden Jahr eine Stagflation. Stagflation setzt sich aus den Wörtern Stagnation (fehlendes Wachstum) und Inflation (Geldentwertung) zusammen. Die Wirtschaft stagniert, während die Preise sich weiterhin erhöhen. Eine denkbar schlechte Mischung.

Was also tun mit meinen Investments?

Zuerst einmal Gratulation zu der Tatsache, dass du investierst. In den letzten zwei Jahren ließ sich eine gute Rendite auf den Märkten erwirtschaften. Diese Rendite trägt jetzt dazu bei, dass dein Wohlstandverlust geringer ausfällt. Falls du noch nicht investierst schau in unseren Blogbeitrag zum Thema: “Lasst uns loslegen”.

Und ja, die Aussichten sind trüb, aber kein Weltuntergang! Also, bitte nicht die Nerven verlieren. Ein Investment, welches auf Vermögensaufbau abzielt, sollte immer in einem langen Zeithorizont betrachtet werden. Ja, die Märkte verlieren massiv an Wert und wir befinden uns daher in einem sogenannten Bärenmarkt. Historisch gesehen ist es aber sehr wahrscheinlich, dass sich deine Investments über den langen Zeitraum positiv entwickeln und der Zinseszinseffekt unserem Vermögen einen echten Wachstumsschub gibt. Also gilt es ruhig zu bleiben (und lieber Tee zu trinken). Ehrlichweise muss aber erwähnt werden, dass es möglicherweise einige Jahre dauern wird bis das ursprüngliche Wertniveau unser aller Investments wieder erreicht ist.

In den letzten zwei Jahren ließ sich eine gute Rendite auf den Märkten erwirtschaften. Diese Rendite trägt jetzt dazu bei, dass dein Wohlstandverlust geringer ausfällt.

Finanzlöwinnen

Wie performen nachhaltige ETF’s im Vergleich zu regulären? 

Nachhaltige ETF´s haben einen kleinen Nachteil: Da in einem festgelegtes Bewertungssystem entschieden wird, ob ein bestimmtes Unternehmen in den Index aufgenommen wird, oder nicht, setzten sich nachhaltige ETF´s meist aus weniger Positionen zusammen. In Sachen Diversifikation hat also ein klassischer MSCI World ETF die Nase vorn. Dies muss nicht zwingend weniger Rendite bedeuten, muss aber kurz erwähnt werden.

Vergleichen wir den nachhaltigen iShares MSCI World SRI UCITS ETF (ISIN: IE00BYX2JD69) mit dem beliebten iShares Core MSCI World UCITS ETF (ISIN: IE00B4L5Y983), über das letzte Jahr (YTD= Year to date) steht der nachhaltige ETF etwas schlechter da (-17,11%) als der Core MSCI World ETF (-13,49%). Es gibt auch nach schwammigeren Kriterien beurteilte ETF´s, zb den iShares MSCI World ESG Screened UCITS ETF (ISIN: IE00BFNM3J75). Hier wurden Unternehmen herausfiltert, die mit Tabak, umstrittenen Waffen oder Thermalkohle Umsatz erzielen. Dieser ETF performt über das letzte Jahr gesehen ähnlich wie der bereits erwähnte Core MSCI World ETF (YTD -14,88%). Aber Achtung! Das ESG-Raster wurde hierbei zurecht gedehnt und es sind Umweltsünder enthalten, welche nicht mit den bekanntesten Klimasünden in Verbindung gebracht werden können.

Was kannst du in der derzeitigen Situation tun? 

  1. Vermeide Panikkäufe, mehr Nachfrage bei gleichbleibendem Angebot heizt die Inflation nur weiter an.
  2. Diversifiziere dein Portfolio, setze auf unterschiedliche Assets wie z. B. Rohstoffe, Immobilien und Risikostreuung deiner ETFs, Fonds und Aktien.
  3. Verschwende kein Geld in der Annahme “mein Geld wird ohnehin weniger wert” – eine solide Cash Rücklage ist wichtiger denn je.
  4. Wenn du mit großen Zinserhöhungen deiner Kredite zu kämpfen hast, versuche eine vorzeitige Sondertilgung auf die Beine zu stellen.
  5. Denke bei deinen Investments immer über einen Zeithorizont mehrerer Jahre und lass dich nicht vom derzeitigen Wertverfall deiner Investments vorschnell abschrecken.

Weiterhin gutes Gelingen beim nachhaltigen Investieren!

Eure Finanzlöwinnen Anna, Bernadette & Carmen

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Es handelt sich hierbei um keine Anlageberatung oder Empfehlungen! Wir berichten hier lediglich von unseren bisherigen Gedanken, Erfahrungen und Ideen.