Mehrere ehemalige Arbeiter und Ingenieure am slowakischen AKW-Bauprojekt Mochovce 3 haben sich äußerst besorgt mit Foto-Dokumenten an die österreichische Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 gewandt. Die Mängel am Bauprojekt Mochovce 3 sind derart gravierend, dass sich sogar Atomkraftbefürworter nicht mehr hinter das Bauvorhaben stellen.
Die Zeugenaussagen und Fotos belegen eindeutig, dass die Sicherheitshülle des Reaktors durch fahrlässige Bohrungen beschädigt wurde und im Falle eines Erdbebens oder von Explosionen im Zuge eines schweren Unfalls versagen könnte. „Aufgrund dieser uns anvertrauten Informationen müssen wir davon ausgehen, dass die Statik des Reaktorgebäudes geschwächt und die hermetischen Kammern, die im Falle eines schweren Unfalls den Austritt von radioaktiven Stoffen aufhalten sollten, beschädigt sind“, sagt Reinhard Uhrig, Atom-Sprecher von GLOBAL 2000.
Pfusch am Reaktor-Bau
Um Halterungen für Kabel, Rohre und Dampferzeuger zu befestigen, wurden in die Wände des Reaktorgebäudes und der hermetischen Kammern tausende Löcher gebohrt. Diese Betonwände waren aber schon im sowjetischen Rohbau der Jahre 1985 bis 1993 fertig gestellt worden – und innen mit Stahlblechen verkleidet worden. „Wenn man nun in diese Wände bohrt, muss man darauf achten, die Stahl-Bewehrung im Beton nicht zu beschädigen, da sonst die Stabilität des Gebäudes im Falle eines Erdbebens oder einer Explosion geschwächt werden kann. Da die Wände aber schon vor den Bohrungen verkleidet waren und die Stahlbleche auch nicht entfernt wurden, wusste man nicht, wo genau die Bewehrungen verlaufen. Trotzdem wurden tausende Male in diese Wände gebohrt. Ohne Metallsuchgerät, einfach im Blindflug“, gibt Uhrig die alarmierenden Berichte der Whistleblower, die aus Sicherheitsgründen anonym bleiben wollen, wider.
Ein weiterer Maschinenbau-Ingenieur mit langjähriger Erfahrung im Bau und Betrieb von Atomkraftwerken, der in Mochovce für die Installation von Notstrom-Dieselgeneratoren verantwortlich war, ist heute auf Einladung von GLOBAL 2000 in Wien. Er bezeugt die absolut unzureichende Koordination der Bauausführung zwischen den verschiedenen beteiligten Firmen: „Die italienischen Manager bekamen von Rom den Befehl, die Anlage so schnell wie möglich fertigzustellen – unabhängig davon, ob es funktioniert oder nicht“, erzählt Mario Zadra. „Keiner von ihnen weiß, was es bedeutet, ein Atomkraftwerk schlecht zu bauen. Keiner von ihnen weiß, dass ihre Handlungen einen großen atomaren Unfall auslösen können.“
GLOBAL 2000 warnt seit Jahren vor der tickenden Zeitbombe Mochovce und wendet sich mit einer Petition an Bundeskanzler Sebastian Kurz, sich dringend einzuschalten und – wie im Regierungsabkommen auf Seite 171 festgehalten – „Dem Neu- und Ausbau von Atomkraftwerken in Europa, insbesondere in den Nachbarländern, mit allen zur Verfügung stehenden politischen und rechtlichen Mitteln entgegenwirken“. Uhrig: „Wir verlangen die Offenlegung der Dokumentation der Bautätigkeiten und besonders der Erdbeben-Anpassung der Halterungen für Kabelstränge, Rohre und Dampferzeuger. Berechnungen und Tests müssen durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass die Widerstandsfähigkeit des Reaktor-Gebäudes und des Druckabbau-Turms im Fall von Wasserstoffexplosionen nicht durch die baulichen Veränderungen geschwächt wurde.“ GLOBAL 2000 fordert einen sofortigen Baustopp sowie eine grenzüberschreitende UVP.
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Quelle: GLOBAL 2000
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