Wie viel von dem, was wir täglich kaufen, entsteht durch Kinderarbeit – oft unsichtbar für uns Endverbraucher*innen? In einer globalisierten Welt spielen Lieferketten eine zentrale Rolle für die Herstellung vieler Produkte, die wir täglich nutzen – von Kleidung über Elektronik bis hin zu Lebensmitteln. Doch oft bleiben die Bedingungen, unter denen diese Produkte entstehen, für uns im Verborgenen. Ein besonders alarmierendes Problem dabei ist die Kinderarbeit. Nachhaltiges Investieren spielt dabei eine entscheidende Rolle, um diesen Missstand zu bekämpfen und eine gerechtere Zukunft zu gestalten.
Was versteht man unter Kinderarbeit in der Lieferkette?
Weltweit sind rund 160 Millionen von Kindern gezwungen, unter ausbeuterischen Bedingungen zu arbeiten, um zur Produktion beizutragen. Damit ist fast jedes zehnte Kind weltweit von Kinderarbeit betroffen. Laut ILO und UNICEF leidet fast die Hälfte davon unter Arbeitsbedingungen, die als gefährlich oder ausbeuterisch eingestuft werden. Damit sind vor allem jene Formen von Arbeit gemeint, die Kindern ihre Kindheit, ihre Gesundheit und ihre Bildung rauben.
In vielen Entwicklungsländern werden Kinder in der Produktion von Rohstoffen wie Baumwolle, Kakao oder seltenen Erden eingesetzt – etwa in Steinbrüchen, Minen, Bergwerken oder auf Plantagen. Dabei geht es um Grundstoffe, die für die Produktion von Kleidung, Schokolade oder Smartphones verwendet werden. Diese Kinder arbeiten oft unter gefährlichen Bedingungen, ohne ausreichenden Schutz und für extrem niedrige Löhne. Der Preis, den diese Kinder zahlen, ist hoch: Neben der Gefahr für ihre Gesundheit, verpassen sie vor allem die Chance auf Bildung und eine bessere Zukunft.
Laut ILO zählen folgende zu den „schlimmsten Formen der Kinderarbeit“:
- alle Formen der Sklaverei oder sklavereiähnliche Praktiken
- Prostitution von Kindern
- die Heranziehung, der Schmuggel oder das Anbieten eines Kindes für illegale Tätigkeiten
- Zwangsarbeit oder kriminelle Tätigkeiten sowie andere Formen der Arbeit, die die Sicherheit und Gesundheit der Kinder gefährden können.
„Auch abseits der schlimmsten Formen ist Kinderarbeit eines der größten Probleme für nachhaltiges Wirtschaften weltweit“, ist David Emich, Recherche-Lead für das CLEANVEST-Kriterium „Kinderarbeit“ überzeugt. „Wem das Wohlergehen der Kinder am Herzen liegt, sorgt gleichzeitig auch für besser ausgebildete und gesündere Erwachsene, die einen größeren Beitrag zu Wohlstand und Wachstum leisten können. Denn nur wenn die Eltern selbst für das Überleben der Familie sorgen können, haben Kinder die Chance auf eine Schulbildung und eine bessere Zukunft.“
Transparente Lieferketten als Schlüssel zur Bekämpfung von Kinderarbeit
Die globalen Lieferketten sind oft komplex und undurchsichtig. Unternehmen beziehen ihre Rohstoffe häufig über mehrere Zwischenhändler, wodurch die Herkunft der Materialien schwer nachzuvollziehen ist. Dies führt dazu, dass Kinderarbeit in der Produktion verborgen bleibt. Für uns als Konsument*in oder Investor*in ist es daher schwierig zu wissen, ob die Produkte, die wir kaufen, wirklich ethisch vertretbar sind.
Ein zentraler und dringend notwendiger Schritt zur Bekämpfung von Kinderarbeit in der Lieferkette ist die Schaffung von Transparenz. Das EU-Lieferkettengesetz, auch Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) genannt, soll für mehr Transparenz und Verantwortungsbewusstsein sorgen. Es fordert von großen Unternehmen, Risiken entlang ihrer Lieferkette systematisch zu identifizieren, zu mindern und unter anderem Maßnahmen gegen Missstände wie Kinderarbeit zu ergreifen. Durch diese Sorgfaltspflicht sollen Unternehmen Verantwortung übernehmen und offenlegen, wie und wo sie Risiken reduzieren – ein Schritt, der langfristig zu faireren und sichereren Arbeitsbedingungen weltweit beitragen soll.
Wem das Wohlergehen der Kinder am Herzen liegt, sorgt gleichzeitig auch für besser ausgebildete und gesündere Erwachsene, die einen größeren Beitrag zu Wohlstand und Wachstum leisten können.
David Emich
Recherche-Lead für das CLEANVEST-Kriterium „Kinderarbeit“Kann nachhaltiges Investieren Kinderarbeit bekämpfen?
Nachhaltiges Investieren bedeutet grundsätzlich, Kapital nicht nur in Projekte zu stecken, die finanzielle Gewinne versprechen, sondern auch soziale und ökologische Kriterien zu berücksichtigen. Nachhaltige Investitionen können auch eine treibende Kraft sein, um Probleme wie Kinderarbeit anzugehen.
Als nachhaltige/r Investor*in achtest du darauf, ob ein Unternehmen Wert auf Transparenz in seiner Lieferkette legt, ob es faire Arbeitsbedingungen unterstützt und ob es konkrete Maßnahmen gegen Kinderarbeit ergreift. Durch die gezielte Wahl von Investitionen kannst du als Anleger*in dazu beitragen, Unternehmen zu unterstützen, die sich aktiv gegen Kinderarbeit einsetzen. Du kannst beispielsweise in Firmen investieren, die strenge ethische Richtlinien haben, oder in Fonds, die Unternehmen ausschließen, die nichts gegen Kinderarbeit in ihrer Lieferkette tun.
Diese Form des Investierens kann echten Wandel bewirken: Wenn immer mehr Investor*innen ausschließlich Unternehmen unterstützen, die sich gegen Ausbeutung und für faire Bedingungen einsetzen, wird der Druck auf andere Unternehmen steigen, ihre Praktiken ebenfalls zu ändern.
Was kannst du konkret gegen Kinderarbeit beim Investieren tun?
Du hast es aus den bisherigen Zeilen vielleicht schon rausgelesen, aber du als Investor*in hast es – zumindest zu einem Teil – in der Hand.
Denn als Investor*in beeinflusst du mit deinen Entscheidungen die Zukunft. Überlege dir genau, in welche Unternehmen du investierst. Schau nach, ob diese Firmen transparente Lieferketten haben und ob sie sich gegen Kinderarbeit einsetzen. Es gibt mittlerweile zahlreiche Fonds und Anlagemöglichkeiten, die sich auf ethische Standards fokussieren.
Mithilfe der Fonds-Plattform CLEANVEST kannst du Investments in Unternehmen und Staaten vermeiden, die unter Verdacht stehen, direkt oder indirekt in Kinderarbeit verwickelt zu sein. So kannst du aktiv das Risiko minimieren, indirekt an der Ausbeutung von Kindern auf der ganzen Welt teilzuhaben.
Die meisten Fälle von Kinderarbeit auf CLEANVEST betreffen die Elektronikherstellung, Lebensmittelproduktion, Kosmetik- und Haushaltsprodukte sowie den Einzelhandel und die Bekleidungsindustrie. Dies liegt vor allem daran, dass in den Lieferketten Kobalt, Palmöl und Kakao eine Rolle spielen.
Durch das gezielte Investieren in Unternehmen, die sich aktiv gegen Kinderarbeit engagieren und Transparenz in ihren Lieferketten schaffen, kann die Nachfrage nach ethisch vertretbaren Geschäftspraktiken verstärkt werden.
Fazit: Deine Investition kann einen Unterschied in Sachen Kinderarbeit machen
Kinderarbeit in globalen Lieferketten ist ein Problem, mit dem wir alle konfrontiert sind – oft ohne, dass wir uns dessen bewusst sind. Doch es gibt Hoffnung: Das Lieferkettengesetz hilft dabei, Unternehmen dazu zu bringen, Verantwortung für ihre Lieferkette zu übernehmen und so für mehr Transparenz zu sorgen. Indem du dein Geld nachhaltig investierst, kannst du aktiv zu einer Welt beitragen, in der Kinder zur Schule gehen und eine sichere, glückliche Kindheit haben können, anstatt unter ausbeuterischen Bedingungen arbeiten zu müssen.
Weiterführende Quellen zum Nachlesen
https://www.unicef.org/protection/child-labour
Einfach erklärt: Kinderarbeit I wichtige Fragen und Antworten – https://youtu.be/lbwKqRjsCoo
Blog Autorin: Madeleine Serlath
Madeleine ist Marketing & Key Account Managerin bei ESG Plus. Sie hat ein abgeschlossenes Studium der Wirtschafts- und Finanzkommunikation und vor kurzem ihren 2. Master in Umwelt- & Nachhaltigkeitsmanagements an der IMC Krems absolviert. Ihr liegt besonders grüne Finanzbildung für alle am Herzen und setzt sich daher privat auf ihrem Blog (geld-kopf-bauch.at) als auch beruflich bei ESG Plus für Themen rund um Nachhaltigkeit & Geld ein.
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