Über nachhaltige Investments und finanzielle Freiheit – Interview mit Johannes Püller
10.03.2025 • von Die Finanzlöwinnen
Ich habe 20 Jahre lang ein sehr erfolgreiches Unternehmen aufgebaut. Damit waren jedoch zahlreiche wirtschaftliche Zwänge verbunden. Wir mussten Umsatz machen, mussten verkaufen und mussten wachsen. Finanzielle Freiheit bedeutet für mich, nicht mehr zu müssen, sondern zu können. Das ist ein riesiger Unterschied.
Mit dem Filmemachen habe ich im Grunde ein weiteres Hobby zum Beruf gemacht. Die Softwareentwicklung habe ich in meiner Jugendzeit ja auch aus Spaß und Freude begonnen. Zu der Zeit war das alles neu, kaum jemand hatte einen Computer, und ich war sehr beeindruckt, wie mein Vater den ersten Rechner nach Hause brachte und ich meine ersten Floppy-Disketten formatiert habe. Aus diesem Hobby hat sich meine Firma entwickelt. Eigentlich wollte ich damals aber beruflich etwas mit Multimedia, Tontechnik und Film machen. Während ich in der IT gearbeitet habe, war diese Leidenschaft dann nur noch ein Hobby. Und jetzt habe ich sozusagen das Hobby Softwareentwicklung abgeschlossen und mache das Hobby Filmemachen zum Beruf. Hobbys zum Beruf zu machen, das begleitet mich durch mein Leben.
Bei einigen Tech-Titeln könnte man wohl diskutieren, wie nachhaltig diese sind, aber ich habe sehr viele Photovoltaik-Hersteller, Windkraftanlagen, Agrarunternehmen und Energieunternehmen, die stark auf erneuerbare Energien setzen.
Und ich vermeide gewisse Titel, die ich mit meinem Bewusstsein nicht vereinbaren kann. Beispielsweise Investments in Öl, aber auch in Uran und in Waffenhersteller.
Finanzielle Freiheit bedeutet für mich, nicht mehr zu müssen, sondern zu können. Das ist ein riesiger Unterschied.
Johannes Püller
FilmemacherGold ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits ist es eine krisensichere Wertanlage und aus einem vernünftigen Portfolio kaum wegzudenken, andererseits verursacht der Abbau von Gold große Ausbeutung von Mensch und Umwelt.
Meine Business-Angel-Aktivitäten haben im Netzwerk meiner unternehmerischen Tätigkeit begonnen. Und von dort aus hat es sich dann auch weiterentwickelt.
Ich finde es extrem spannend, ein Unternehmen in der Start-Up-Phase zu begleiten. Ich halte es für wichtig, nur in Unternehmen zu investieren, deren Geschäftsmodell man auch wirklich versteht. Insofern gebe ich gerade zu Anfangs auch gerne Tipps und Erfahrungen weiter. Wie stark ich mich einbringe, hängt vom jeweiligen Team ab. Ich dränge mich jedenfalls nicht auf.
Alle meine Investments in diesem Bereich laufen noch. Diese Unternehmen sind zwischen zwei und fünf Jahren alt. Alle diese Unternehmen haben noch die Chance, erfolgreich zu werden, aber ich kann auf noch keine Erfahrungswerte zurückgreifen, da der Ausgang jeweils noch offen ist. Ich habe jedoch gelesen, dass es etwa ein von zehn Unternehmen schafft, richtig erfolgreich zu werden.
Österreich hat eine erstaunlich gute Start-Up-Szene. Hier wird Österreich oft von den eigenen Landsleuten schlechter dargestellt, als es eigentlich ist. Wir haben viele junge Talente, und es findet richtig viel Innovation statt. Allerdings gäbe es auch noch einiges zu tun, um junge Unternehmer:innen besser zu unterstützen. Paradoxerweise ist beispielsweise gerade die Wirtschaftskammer mit ihrer vorsintflutlichen Gewerbeordnung ein Hemmschuh für Innovation.
Wenn man finanzielle Freiheit erlangt und diese auch behalten möchte, muss man geplant vorgehen. Ein Vermögen zu verprassen ist ja relativ einfach, aber um auf 50 Jahre hinaus finanziell frei zu sein, benötigt man einen Plan. Ich habe mich daher dazu entschlossen, mein Vermögen in Jahrzehnte aufzuteilen und je nach Zeithorizont passend zu investieren. Das geht also von sehr kurzfristigen Investments, wie ein banales Sparkonto, über mittelfristige Investments wie ein Aktiendepot, bis hin zu langfristigen Investments wie Immobilien. Jedes dieser Investments ist einem Jahrzehnt zugeordnet, und ich plane, es in den jeweiligen zu verkaufen, um meinen Lebensunterhalt zu bestreiten.
Mein Ansatz zielt nicht zwingend darauf ab, das Vermögen zu verbrauchen, sondern ich möchte bis an mein Lebensende ein finanziell sorgenfreies Leben führen können. Wenn es dazu notwendig ist, das Vermögen zu verbrauchen, dann ist das eben so. Und wenn nicht, umso besser, und ich freue mich, wenn ich meinen Kindern etwas hinterlassen kann.
Aber ich sehe mich nicht als Dagobert Duck, der in seinem Geldspeicher hockt und sein Geld mehr liebt als alles andere. Für mich sind meine Investments Mittel zum Zweck, und ich habe keine großartige emotionale Bindung daran.
Vermögen in Bewegung zu halten, also aus meiner Sicht zu „verbrauchen“, ist immer nachhaltiger als Vermögen, welches nur zum Selbstzweck existiert. Wenn ich Vermögen verbrauche, dann heißt das nichts anderes, als dass ich es wieder dem Wirtschaftskreislauf zuführe, dass davon Steuern abgeführt werden, wie beispielsweise die Mehrwertsteuer, und dass mein Geld letztlich bei jemand anderem landet. Dieser Ansatz ist also jedenfalls wirtschaftlich effizienter und sozial gerechter, als das Vermögen zu bunkern. Die ökologische Tragfähigkeit ist ein ganz anderes Thema. Da müssten wir das Thema des Zwangs des immer fortwährenden Wirtschaftswachstums aufmachen, und das würde hier zu weit führen.
Vermögen in Bewegung zu halten, ist immer nachhaltiger als Vermögen, welches nur zum Selbstzweck existiert.
Johannes Püller
FilmemacherMeine Frau arbeitet seit über 20 Jahren im Sozialbereich. Das hat sie noch nie wegen des Geldes gemacht, sondern seit jeher war ihr innerer Antrieb, anderen Menschen ein besseres Leben zu ermöglichen. Sie hat also keinen Grund, jetzt damit aufzuhören.
Immer mehr Arbeit wird von Maschinen erledigt. Wer die Trends rund um KI verfolgt, muss zu dem Schluss kommen, dass auch hochqualifizierte Arbeitsplätze wie Rechtsanwalt, Arzt oder Steuerberater ein Ablaufdatum haben. Auch wenn das in Zeiten von Fachkräftemangel vielleicht absurd erscheint, aber ich sehe über kurz oder lang Massenarbeitslosigkeit auf uns zukommen. Und wie gehen wir als Gesellschaft damit um? Akzeptieren wir, dass die Maschinen und Rechenzentren in der Hand einiger weniger Superreicher sind? Oder braucht es ein neues Modell? Aktien halte ich da übrigens auch für einen spannenden Ansatz. Wie wäre es, wenn uns die Unternehmen, welche die Maschinen betreiben, allen gemeinsam gehören? Aber ich glaube, für dieses Thema brauchen wir ein eigenes Interview.
Ich bin absolut für eine Erbschaftsteuer ab beispielsweise 1 Mio. Euro. Es kann nicht sein, dass leistungsfreies Einkommen unversteuert ist, während man für Einkommen, für das man einiges geleistet hat, hohe Steuern zahlt. Ich bin auch für eine Finanztransaktionssteuer, auch weil ich „Zocken“ auf Finanzmärkten ablehne, da dies keinen gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Mehrwert bringt. Vermögenssteuern auf statisches Vermögen lehne ich hingegen ab.
Nein, also die einzige Angst, die ich habe, ist, dass unsere Welt sich so verändert, dass mein Vermögen bedeutungslos wird. Also, dass unsere Gesellschaft als Gesamtes den Bach runtergeht. Aber abgesehen davon habe ich keine Angst, denn ich habe all meine Investments sehr breit gestreut.
Rückblickend gesehen hätte ich viel früher anfangen sollen, mich am Aktienmarkt zu beteiligen. Lange Zeit habe ich gedacht, dass ich da genauso gut im Lotto spielen könnte. Heute weiß ich, das ist vollkommener Unsinn. Es gibt schon Aspekte auf Finanzmärkten, die Lottocharakter haben, aber wenn man ganz klassisch Aktien kauft und auf längere Zeit hält, dann ist das eigentlich ein sehr konservatives Investment. Wenn man damit früh beginnt, auch mit kleineren Beträgen, kann man sich über die Zeit ein schönes Vermögen aufbauen.
Das sagen unsere Kund:innen
Bewertungen bei Google
4.2Bewertungen bei oekostrom
5.0