Frugalismus: Mit weniger Geld zu mehr Freiheit – und wie ich es selbst erlebt habe
26.06.2025 • von Die Finanzlöwinnen
Stell dir vor, du wachst morgens auf – und musst nicht zur Arbeit. Nicht, weil du krank bist oder Urlaub hast, sondern weil du finanziell frei bist. Du arbeitest nur noch, wenn du willst – nicht, weil du musst. Klingt utopisch? Genau das ist das Ziel von Frugalist:innen.
Der Begriff Frugalismus stammt vom englischen „frugal“ und bedeutet so viel wie sparsam oder genügsam. Frugalist:innen leben bewusst unter ihren finanziellen Möglichkeiten, sparen einen großen Teil ihres Einkommens und investieren das Ersparte klug – meist in Aktien, ETFs oder Immobilien. Das große Ziel: früher in Rente gehen oder finanziell so unabhängig werden, dass Arbeit keine Pflicht mehr ist, sondern eine Option.
Aber Frugalismus ist mehr als nur eine Spar-Strategie – es ist auch ein persönlicher Weg. Ich selbst bin nach der Geburt meiner Tochter zum Frugalismus gekommen. Dieses kleine Wesen braucht eigentlich nicht viel – Muttermilch, Liebe, Zeit… und ein paar Stoffwindeln. Und für mich wurde klar, dass ich mit Kleinkind nicht mehr zurück in die Filmbranche gehen werde. Ich hatte dort 15 Jahre lang 60–100-Stunden-Wochen gearbeitet. Ich war nicht unglücklich zu dieser Zeit, aber der Beruf lässt sich einfach nicht mit einem Kleinkind vereinbaren.
Und so begann ich über die Selbstständigkeit nachzudenken und mir wurde schnell klar, dass ich für diese finanzielle Reserven aufbauen möchte. Und so habe ich in dieser Zeit angefangen, bewusst sparsam zu leben. Und tatsächlich habe ich es geschafft, rund die Hälfte meines Karenzgeldes zur Seite zu legen und mir damit meinen ersten finanziellen Puffer aufzubauen.
Frugalismus ist kein Alles-oder-Nichts-Prinzip. Es geht um das, was für dich persönlich möglich und sinnvoll ist.
Carmen Weingartshofer
Die FinanzlöwinnenFür mich hieß das: Secondhand-Kleidung für mich und meine Tochter, Babysticks selbst machen, und stundenlang recherchieren, welche Baby-Aktivitäten kostenlos oder besonders günstig sind. In diesem ersten Jahr war ich mächtig stolz, dass ich tatsächlich einen großen Teil meines kleinen Einkommens zur Seite legen konnte.
Viele Dinge haben wir auch in den Folgejahren beibehalten. Wir sind weiterhin auf Flohmärkte gegangen, haben günstige Spielsachen ergattert – und heute noch spielt meine Tochter erstaunlicherweise ernsthaft mit einer Werwolf-Barbie, der zwar die Unterarme fehlen, die aber nur 2 Euro gekostet hat.
Natürlich war nicht alles rosig. Besonders in der Puzzle-Phase wurde es manchmal traurig: Viele Flohmarkt-Puzzles hatten fehlende Teile – und wenn meine Tochter dann enttäuscht war, bin ich doch irgendwann dazu übergegangen, neue Puzzles zu kaufen.
Die Beweggründe sind ganz unterschiedlich. Manche möchten dem Hamsterrad entkommen, andere sehnen sich nach mehr Zeit für Familie oder persönliche Projekte. Wieder andere wollen einfach ein Sicherheitsnetz aufbauen, um unabhängiger zu sein – von Chefs, Jobkrisen oder unvorhergesehenen Ausgaben. Frugalismus ist also nicht nur eine finanzielle Strategie, sondern oft auch eine philosophische Entscheidung für ein freieres, selbstbestimmtes Leben.
Nicht nur meine Tochter ist gewachsen, auch meine Einstellung zum extrem sparsamen Leben hat sich weiterentwickelt. Für viele mag das nach wie vor die perfekte Lebensweise sein – für mich war es eine Phase, für die ich sehr dankbar bin. Sie hat mir geholfen, einen Puffer aufzubauen, um den Sprung in die Selbständigkeit zu schaffen.
Denn wie so oft im Leben: Es gibt zwei Hebel, an denen man drehen kann – Ausgaben senken oder Einnahmen steigern. Ich habe mich mittlerweile dafür entschieden, an meinen Einnahmen zu schrauben.
Heute setze ich stark auf Dividendenwerte und freue mich über regelmäßige Ausschüttungen. Ich achte nach wie vor auf Rabatte, vergleiche Tarife, nutze Aktionen zu Schlussverkauf oder zum Black Friday. Aber ich bin auch froh, dass ich mich vom extrem frugalen Lebensstil ein Stück weit verabschiedet habe.
Mein Puffer ist zwar deswegen über die Jahre ein bisschen geschmolzen – aber er ist noch da. Und ich bin stolz darauf, was ich geschafft habe: Ich bin immer noch selbständig, und das verflixte fünfte Jahr habe ich fast überstanden.
Nicht unbedingt in der extremen Form. Wer ein geringes Einkommen hat oder Familie versorgen muss, kann vielleicht keine 50 Prozent sparen – und das ist völlig okay. Aber auch mit kleinen Beträgen lässt sich etwas erreichen. Frugalismus ist kein Alles-oder-Nichts-Prinzip. Es geht um das, was für dich persönlich möglich und sinnvoll ist.
Frugalismus bedeutet nicht, ein Leben voller Entbehrungen zu führen. Es bedeutet, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren – und sich dadurch mehr Freiheit, Zeit und Zufriedenheit zu schaffen. Wer bewusst lebt und klug spart, kann sich nach und nach ein Leben aufbauen, das nicht von Geld, sondern von eigenen Werten bestimmt ist.
Für mich war Frugalismus ein wichtiges Kapitel – eins, das mir gezeigt hat, wie viel Kraft in einfachen Entscheidungen steckt. Und das Beste: Ich nehme viele dieser Prinzipien bis heute mit. Nicht weil ich muss, sondern weil ich will.
Auf gute Investments!
Eure Finanzlöwin
Carmen
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Disclaimer: Es handelt sich hierbei um keine Anlageberatung oder Empfehlungen! Wir berichten hier lediglich von unseren eigenen Gedanken, Erfahrungen und Ideen.