AKW Mochovce 3: Geleakte Fotos belegen Sabotage an Strom-/Steuerkabeln und schwere Rostschäden kurz vor geplanter Inbetriebnahme. GLOBAL 2000 zeigt die slowakische Atomaufsicht nun wegen Kontrollversagen an.
Atomingenieure mit jahrzehntelanger Erfahrung im Bau und Betrieb von AKWs haben der Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 neues Material aus der Mochovce-Baustelle zugespielt. Die Dokumente belegen: rostige Schweißnähte an Rohrleitungen, die weiterhin in Reaktor 3 installiert sind, und das Versagen der Qualitätskontrolle der Betreibergesellschaft Slovenské elektrárne und der zuständigen slowakischen Atomaufsicht ÚJD. Nach Aussage der Whistleblower kommt es sogar zur Durchrostung von Schweißnähten an Rohrleitungen, die aus Kosten-Gründen in krimineller Absicht mit minderwertigem Material ausgeführt wurden. GLOBAL 2000 zeigte auf Basis der geleakten Dokumente die kriminellen Machenschaften und das Versagen der Qualitätskontrolle bei der slowakischen Kriminalpolizei an, die bereits seit drei Jahren wegen Korruption, Betrug und Datenfälschungen durch Top-Manager in Mochovce ermittelt.
„Die Stichproben-Prüfung von nur 6755 Schweißnähten in Reaktor 3 statt von 32.000 Schweißnähten in Reaktor 4 ist nicht ausreichend, um sämtliche Fälle von Materialschwächen vor Inbetriebnahme des Reaktors aufzuklären und zu reparieren. Das soll offenbar dem in schweren Geldnöten steckenden Betreiberkonzern ermöglichen, den Reaktor 3 schnell ans Netz gehen zu lassen“, so Dr. Reinhard Uhrig, Anti-Atom-Sprecher von GLOBAL 2000. „Hier bleiben unentdeckte Pfusch-Leichen im Keller des Atomreaktors zurück.“
Geleaktes Dokument widerspricht Atomaufsicht-Behauptung
Seit Sommer diesen Jahres gibt die Betreibergesellschaft zu, dass nicht nur hunderte Rohrleitungen aus minderwertigem Stahl verbaut wurden und nur stichprobenhaft ausgetauscht wurden – was bei einer geplanten Betriebsdauer des Reaktors von bis zu 60 Jahren unberechenbare Folgen haben kann – sondern dass auch aus Eile dutzende Schweißer mindestens 76 Schweißnähte mit minderwertigem Material an Hochdruck-Rohrleitungen des Primärkreislaufs durchgeführt haben.
In einer offiziellen Anfragebeantwortung an GLOBAL 2000 behauptet die Atomaufsicht, dass dieses minderwertige Material keine Auswirkungen auf die chemischen oder mechanischen Eigenschaften der Rohrleitung hätte. Das jetzt GLOBAL 2000 zugespielte Dokument belegt aber, dass diese minderwertigen Schweißnähte weitaus problematischer sind: starke Rostschäden treten schon jetzt auf, das Dokument warnt vor der Schwächung der Schweißnähte durch falsches Material: „Falls ein eisenhaltiger Schweißzusatzwerkstoff für den Wurzelbereich der austenitischen Rohrleitungsschweißnaht verwendet wird, verringert sich die Korrosionsbeständigkeit der Schweißnaht.“
Sabotage in Mochovce 3: Durchtrennte Kabel
Nach dem von GLOBAL 2000 eingesehenem Material kommt es weiterhin zu gravierenden Sabotage-Akten auf der Baustelle – Strom- und Steuer-Kabel werden beschädigt und durchtrennt durch Arbeiter von Subunternehmen, denen illegalerweise ihr Lohn nicht ausbezahlt wurde. Dies in einem Reaktor, der laut Betreibergesellschaft bereits mit Kernbrennstoff beladen ist und gerade die erste Kritikalität, also die erste nukleare Kettenreaktion durchlaufen hat – ein Versagen von Kabeln oder Rohrleitungen hätte potenziell katastrophale Auswirkungen auf die Anlage und auch ihre weitere Umgebung.
„Wir fordern die österreichische Bundesregierung unter Bundeskanzler Karl Nehammer auf, sich entschlossen für die Aufklärung der schwerwiegenden Vorwürfe in Mochovce und eine lückenlose internationale Untersuchung der Chaos-Baustelle einzusetzen“, so Uhrig abschließend. „Die Inbetriebnahme dieses verpfuschten Uralt-Reaktors mit dutzenden Leichen im Keller wäre vollkommen unverantwortlich und riskiert die Sicherheit aller Menschen nicht nur in der Slowakei, sondern in ganz Mitteleuropa.“
Weiterführende Links:
Fotos aus dem geleakten Dokument
Fotos von Sabotage in Mochovce 3
Mehr zum Thema Anti-Atom gibt es im Podcast mit Reinhard Uhrig.
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