Wenn die 16-jährige schwedische Klimaaktivistin Greta Turnberg die Klimakonferenz in Katowice und das World Economic Forum in Davos aufrüttelt, und eine Welle an neuen Schulstreiks in zahlreichen Ländern ein klares Signal an Entscheidungsträger setzt, wird klar: immer mehr Menschen reicht’s!
Sie wollen etwas tun gegen die Klimakrise. Und sie fordern auch von der Politik mehr Aktivität. Eine Studie aus dem vergangenen Jahr hat versucht, die mögliche Wirkung privater Initiativen bei der Reduktion der Treibhausgase zu messen. Mit bemerkenswerten Resultaten. Die Lösungen zur Klimakrise werden nicht am Verhandlungstisch vereinbart, sondern durch konkrete Handlungen vor Ort: ob in Städten, Regionen, Communities, durch zivilgesellschaftliche oder Unternehmens-Initiativen. Eine vor der Klimakonferenz in Katowice (Dezember 2018) herausgegebene Studie u.a. des New Economy Instituts berechnet erstmals die mögliche Emissionswirkung freiwilliger Bekenntnisse von rund 2.000 privaten Unternehmen und knapp 6.000 kommunalen und regionalen Initiativen.
Bei vollständiger Umsetzung könnten die weltweiten Treibhausgasemissionen im Jahr 2030 um etwa ein Drittel niedriger ausfallen, als dies allein durch die gegenwärtige Politik nationaler Regierungen erreicht würde. Hochgerechnet auf das Jahr 2030 würden von den derzeit rund 50 Gigatonnen CO2-Äquivalent zwischen 15 und 23 Gigatonnen CO2-Äquivalente eingespart werden. Erwartet wird dabei auch, dass diejenigen, die voranschreiten, andere Akteure animieren. Ein Phänomen, das wir im persönlichen Umfeld erleben. Gute Ideen und Initiativen sprechen sich herum, machen neugierig, werden nachgeahmt, und vielleicht auch weiterentwickelt und verbessert. Wie so oft gibt es jedoch zu Beginn große Widerstände zu bekämpfen.
Städte sind ein gutes Beispiel: die zahlreichen Plattformen, die in den vergangenen Jahren entstanden sind, von ICLEI (Internationales Klimabündnis), über C40 (Cities 40), R20 (Regions20) bin hin zu EnergyCities, propagieren den Austausch erfolgreicher Klimaschutz-Lösungen und Strategien, Best-Practice Beispiele, Know-How Transfer und die Diskussion über Instrumente. Dies ermöglicht auch, dass lokale Lösungen sichtbarer werden. Oder anders: erfolgreiche Projekte etwa im Bereich Erneuerbarer Energie sind nicht nur für sich wichtig, und haben lokale Wirkung, sondern werden im Zeitalter der globalen Vernetzung auch Teil des globalen Lernens im Kampf gegen die Klimakrise.
Bottom-Up oder Top Down? Es braucht beides!
Der jährlich erscheinende Emission Gap Bericht des UN-Umweltprogramms, der die Kluft zwischen gegenwärtigem Emissionspfad, bestehenden nationalen Verpflichtungen und notwendiger Emissionsreduktion beschreibt, verheißt insbesondere nach dem Anstieg der Treibhausgase 2017 und 2018 nichts Gutes. Die Staatengemeinschaft steuert auf eine globale Temperaturerhöhung von rund mindestens 3° C bis 2100 zu. Doch Frust hilft uns nicht weiter. Statt den Kopf in den Sand zu stecken, braucht es erst recht Action. Und mehr Tempo. Dabei ist klar, dass es ganz ohne Politik nicht gehen wird. Städte, Regionen und private Initiativen sind der Treiber bei der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen.
Damit die Bekenntnisse aber auch umgesetzt werden, sind zahlreiche Maßnahmen, politische Entscheidungen sowie effektive Instrumente notwendig, insbesondere um die Ungerechtigkeiten im System zu beseitigen: etwa das Privileg der jahrzehntelangen Subventionen für fossile Energien. Es braucht klare Vorgaben in Bau-Ordnungen, bei der Raumentwicklung und im Verkehr, die entsprechende klimaschutzkompatible Standards auf allen Ebenen zu implementieren, und damit den Weg zur Klimaneutralität zu ebnen. Immer mehr Menschen sind bereit dazu, und wollen ihren Beitrag leisten.
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