Eine 16-jährige Schwedin hat eine globale, grüne Welle ausgelöst, auf der Politik und Wirtschaft nun zu surfen versuchen.

Zum zweiten Mal in der Geschichte Österreichs finden auf Bundesebene Regierungsverhandlungen zwischen Grün und der Volkspartei statt, globale Firmen wie Adidas nehmen sich vor, bis 2021 so genannte Futurecraft Loops auf den Markt zu bringen – ein Laufschuh, der zur Gänze aus recycelbarem Material beste, die neuseeländische Politik schreibt das Ziel der CO2-Neutralität gesetzlich fest und hält sich an die Erfüllung des Pariser Klimaabkommens bis 2050. Ja, eh. Schön und gut. Ist mal ein Anfang, der durchaus Hoffnung gibt.

Doch, warum ist es überhaupt soweit gekommen? Und was ist die Ursache?

Es verlangt ein Graben, um zur Wurzel zu gelangen. Wirtschaften ohne Anstand, ohne Ethik, die auf ständigem Wachstum und Gier bzw. Ignoranz basiert, ist nicht nachhaltig, sondern ein langsam in sich zusammenstürzendes Konstrukt des in uns schlummernden homo idioticus. Solange im Sektor des Konsums die geplante Obsoleszenz oder die Blendung bzw. Täuschung durch ausgeklügelte Werbung, dass wir Produkte kaufen, die wir nicht brauchen, um seine innere Leere durch Materielles zu kompensieren und um final anderen zu imponieren, weiter dominieren, wird die Menschheit an ihrem individuellen und kollektiven EGOismus scheitern.

Arbeitsmarkt und Jobwahl

Ich sehe in dieser globalen Sinnkrise dennoch das Potential und v.a. den tiefen Willen, sich selbst und dadurch automatisch das Kollektiv zu verändern. Alleine bei der „Jobwahl“ haben sich für Studierende bzw. Berufsneulinge die Kriterien in den vergangenen Jahren verändert. Herausfordernde Aufgaben, Chancen am Arbeitsmarkt und Nachhaltigkeit sind die wichtigsten drei Kriterien, wohingegen Gehalt, sicherer Arbeitsplatz und internationales Arbeitsumfeld als letztes gelistet ist. Nachhaltigkeit ist immerhin an dritter Stelle – das war nicht immer so.

Eine Frage des Gewissens

Es ist eine Frage des Gewissens und der weisen Voraussicht, ob wir auf der richtigen Seite der Geschichte stehen wollen und werden. Oder wie Neuseelands Premierministerin Jacinda Ahern es treffend formuliert hat: „Unbestreitbar steigen unsere Meeresspiegel. Unbestreitbar erleben wir extreme Wettereignisse. Unbestreitbar zeigt uns die Wissenschaft die Folgen für Flora und Fauna auf.“ Jetzt ist es wichtiger als je zuvor, die Chance zu nützen und die Veränderung zu sein.

Konkrete Wünsche

Trifft sich gut, dass Weihnachten vor der Tür steht, um sich Konkretes zu wünschen. Ich wünsche mir, dass Kirchengeher/innen nicht nur den Gottesdienst besuchen, sondern Sunday for Future initiieren – Religionen müssen noch STÄRKER mitwirken, weil sie nicht immer in ihren Taten, aber im Ursprung ihrer gemeinsamen Botschaften die Lösungen in sich tragen.

Ich wünsche mir ein Weniger statt ein Mehr. Aber ein Mehr an Soll-Taten, statt Wollens-Gier. Ein gemeinsames Sollen, das auf glokalisiertem (globales Denken, lokales Handeln), konsensualen Entscheidungen basiert, das uns erkennen lässt, dass wir Verantwortung für die Indianer im Amazonasgebiet, den vor Hunger, Krieg und Leid Flüchtenden, die wegen Neonikotinoiden bestialisch verreckenden Bienen, oder die Gedanken, die in uns hochkommen, haben und erkennen, dass das Wort und die Taten, die wir ergreifen, friedvolle Wirkung zeigen. Dass wir die „Umwelt“ zu einer „Mitwelt“ werden lassen – in ausnahmslos allen Bereichen des Lebens. – Und nein, das ist nicht zu viel verlangt, denn die Erde brennt.

Im Ernst,
Ernst