Im Kampf gegen die Klimakrise gibt es auf fast allen politischen Ebenen Vorschläge und Initiativen, wie dieser Prozess zu verlaufen hat. Wobei Kampf, das ist vielleicht nicht das richtige Wort für den Prozess, den wir gerade durchmachen. Kann man gegen die Wellen kämpfen, gegen Stürme? Und genau hier hat meine Auseinandersetzung mit den sustainable development goals (SDGs) der UN begonnen.

Vielleicht sollte ich aber genau dort beginnen …
Im letzten Sommer bin ich das erste Mal so richtig in Kontakt mit dieser „Einkaufsliste für ein gutes Leben für alle“ der UN gekommen. Ich bin damals gerade in den Tiroler Alpen mit Jeffrey Sachs, dem Direktor für des UN Netzwerks für Lösungen für eine nachhaltige Zukunft, zusammengesessen.

Die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen werden anschaulich in einem Raster dargestellt, wobei jedes Symbol eines der 17 wesentlichen Ziele symbolisiert.

Die SDGs sind eine Liste an verschiedenen Punkten, die weltweit eine nachhaltige Entwicklung sichern sollen. Sie wurden 2016, mit einer Laufzeit von 15 Jahren, also knapp weniger Zeit, als ich bisher auf dieser Erde verbringen durfte, verabschiedet.
Ich sitze da also mit Sachs und spreche mit ihm über seine Arbeit und über die Wichtigkeit eben jener Ziele. Alle Punkte auf diesem Rezept (hier finde ich den Vergleich mit einem Rezept super, weil er verdeutlicht, dass alles mit allem zusammenhängt) sind auf die eine oder andere Weise mit dem Thema Nachhaltigkeit verbunden und nur sie alle im Zusammenspiel ergeben eine nachhaltige Gesellschaft. Sachs meint, diese Punkte wären dahingehend der kleinste gemeinsame Nenner. Das Finden dieser möglichst kleinen, aber breitgefächerten Agenda, habe die Konzeption der SDGs auch so schwierig gestaltet. Das hat mir damals sehr die Augen geöffnet. Diese bunten Kästchen mit ihren kleine Icons veranschaulichen, was passieren muss und decken dabei eigentlich alle Lebensbereiche ab. Soziale und wirtschaftliche Komponenten gehen hierbei Hand in Hand.

Die SDGs haben ein unglaubliches Potential, und ganz viel wissenschaftlichen Drive hinter sich. Alleine retten werden sie uns aber nicht. Das, was wir heute am wenigsten brauchen, sind leere Versprechung politischer Gremien. Nein, wir brauchen heute mehr denn je, funktionale und praktikable Lösungen für die Probleme unserer Zeit. Der Transfer in eine nachhaltige, klimafreundliche Zukunft wird stattfinden, doch die Wege dahin, die werden wir erst trampeln müssen. Bis dahin muss sich noch einiges tun, individuell und gesellschaftlich.

Egal wie, dieses Abkommen und jedes andere im Bereich Klima- und Umweltschutz wird nicht ohne starke Stimmen aus der Zivilgesellschaft auskommen. Denn das sehen wir heute ganz allgemein in diesen Bereichen, politische Reaktionen gibt es erst, wenn ein starkes öffentliches Interesse vorhanden ist. Damit ist aber nicht vorweggenommen, dass die SDGs und die in ihnen verankerten Ziele weiterhin ein zentraler Bestandteil für die Öffentlichkeit sein müssen.

Auf einem Protestschild bei einer Demonstration zum Klimawandel steht „Das Klima ändert sich, also sollten wir es auch tun! #Jetzthandeln“ und unterstreicht die Dringlichkeit nachhaltiger Entwicklungsziele.

Genau dort, wo die Gesetze und Verordnungen an ihre Grenzen treffen, aber immer noch Handlungsbedarf besteht, dort kann und muss jeder Einzelne aktiv werden. Ein Staat kann noch so gut sein, doch seine Zielstrebigkeit bemisst sich letzten Endes immer noch am Interesse seiner Bürger. Wenn das heißt, dass man sieht, dass irgendetwas schief läuft, dann muss man laut sein. In unserer Demokratie gibt es keine Ohnmacht. Uns liegen alle Mittel zu Füßen um diese Gesellschaft zu verändern. Jeder hat da seinen ganz eigenen Zugang zum Thema, und durch diese Differenzen im Diskurs bewegen wir etwas. Nicht einer allein hat recht, sonder viele, die sich einer Sache bewusst sind, die sich, wenn sie in einem Gebiet keine Meister des Fachs sind, auf wissenschaftliche Evidenz berufen können.