Seit mehr als zehn Jahren ist mein E-Lastenrad ein wesentlicher Bestandteil meines Lebens – ohne würde ich mich schlichtweg nackt fühlen. Doch schockierend ist die Tatsache, dass sich auch in diesem Bereich – trotz besserem Wissen – alles viel zu langsam ändert.

Unser Energiebedarf wird weiter steigen

Unser Energiebedarf wieder auch in den nächsten Jahren weiter ansteigen. Durch die zunehmende Digitalisierung werden aus Alltags- und Gebrauchsgegenständen Computer, die ständig Energie benötigen. Auch vor dem Verkehr macht dieser Trend nicht halt – seit 1990 hat sich der Energiebedarf allein im Verkehr fast verdoppelt. Die Energiewende im Verkehr muss also mehr können, als nur Verbrennungs- durch Elektromotoren zu ersetzen.

80 % des Erdöls in Österreich fließen in den Verkehr

Weg von der Abhängigkeit von Erdöl hin zu erneuerbaren Energien – alle reden von Plastik, aber im Verkehr liegt noch viel mehr Potential: Über 80 % des Erdöls fließen in Österreich in den Verkehr! Für einen klimagerechten Verkehr ist es also dringend notwendig vor allem den Personenverkehr zunehmend zu elektrifizieren. Die Größe dieser Herausforderung wird klar, wenn man sich die aktuellen Zahlen ansieht: Im Oktober 2019 waren gerade einmal 0,6 % der neu zugelassenen Pkws E-Autos.

Ein weißes Elektroauto, das die Bewegung „Energiewende im Verkehr – erneuerbar und elektrisch“ verkörpert, ist seitlich an einer Ladestation angeschlossen. An der Seite ist ein orangefarbenes Kabel befestigt. Die Autotür steht offen und markiert einen Schritt in eine nachhaltige Zukunft.

Rebound-Effekte vermeiden

Effizienzsteigende Maßnahmen spielen natürlich eine große Rolle, in der Vergangenheit hat sich aber leider immer wieder gezeigt, dass gerade im privaten Bereich (z.B. Autos mit sparsamem Verbrauch) effizientere Maßnahmen meist zu Rebound-Effekten führen, bei dem die Ersparnis aufgebraucht oder sogar mehr Energie verbraucht wird. Das heißt z.B.: Da man das Gefühl hat beim Autofahren Benzin „zu sparen“ werden mehr Autokilometer zurückgelegt.

Die Verkehrswende braucht erneuerbare Energie

Die Bedeutung von Ökostrom für eine klimaverträgliche Gesellschaft wird weiter steigen. Ein wichtiger Grund für die große Bedeutung von Strom im Rahmen der Energie- und Verkehrswende ist, dass durch Elektrifizierung der Verkehr überhaupt erst dekarbonisiert werden kann. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass der verwendete Strom aus erneuerbaren Energiequellen kommt. Obwohl der Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung immer weiter vorangetrieben wurde, hat sich der Anteil an der gesamten Stromerzeugung nicht erhöht. Der Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung kann der Steigerung des Strombedarfs nicht folgen. Zur Zeit machen die erneuerbaren Energien im gesamten Energiesystem 33 % aus.

Erneuerbare Energien brauchen flexible Netze

Der Umbau auf die weitgehende Stromerzeugung aus Windkraft oder Solarenergie stellt das bestehende Stromsystem vor große Herausforderungen. Zusätzlich müssen Verbraucher mit hohem Leistungsbedarf wie E-PKWs oder Wärmepumpen eingebunden werden. In einem stabilen Stromnetz müssen die Einspeisungen und die Entnahmen übereinstimmen. Elektro-Autos könnten z.B. durch gesteuertes Laden den Entnahmezeitpunkt zeitlich verschieben oder sogar als Batterie dem lokalen System zur Verfügung stehen.

Foto: Ulla Unzeitig

In einem Zelt mit rotem Boden steht ein grünes Lastenfahrrad mit Anhänger, vollgepackt mit Kartons, die mit roten Gurten gesichert sind. Diese Szene verkörpert die Bewegung „Energiewende im Verkehr“ hin zu erneuerbaren und elektrischen Lösungen für einen nachhaltigen Transport.

City-Logistik mit dem Fahrrad

Die Elektrifizierung des Gütertransports bietet sich vor allem für die City-Logistik an, da in Städten oft eine hohe Belastung der Luftqualität und kurze Transportdistanzen zusammen kommen. Es wurden bereits erste positive Erfahrungen mit E-Lastenrädern gemacht. Z.B. liefert seit 2017 der Samariterbund in Wien „Essen auf Rädern“ auch mit E-Transportfahrrädern aus. Zwei Jahre später wurde die Transportflotte aufgrund der guten Erfahrungen erweitert. So werden pro Jahr rund 200.000 Kilometer mit dem E-Fahrrad zurückgelegt und eine große Menge an Treibhausgas-Emissionen eingespart. Die Firma Heavy Pedals hat den Samariterbund bei der Umsetzung unterstützt.

Wasserstoff und E-Fuels

Für den Verkehr sind meistens batterie- bzw. elektrische Antriebe die sinnvollste Lösung, die auch den höchsten Wirkungsgrad hat. In Teilbereichen wie z. B. Flug oder Schiffverkehr kann die Verwendung von Wasserstoff und E-Fuels sinnvoll sein. Derzeit wird Wasserstoff allerdings meist aus Erdgas hergestellt, da es nur in gebundener Form (Wasser, Kohlenwasserstoffen) in der Natur vorkommt. Auch der in Österreich angebotene Wasserstoff stammt aus Erdgas-Reformierung. Nur 4 % der globalen Wasserstoff-Produktion wird durch eine Elektrolyse gewonnen („grüner Wasserstoff“ wird durch Elektrolyse mittels Strom aus erneuerbaren Quellen hergestellt).

Über den Umweg der Wasserstoff-Gewinnung kann Elektrizität auch dazu genutzt werden, sogenannte E-Fuels herzustellen. Mit verschiedenen Syntheseverfahren können langkettige Kohlenwasserstoffe erzeugt werden, die zu flüssigen Kraftstoffen aufbereitet werden können, die auch für den Flugverkehr geeignet sind.

Es ist also noch ein langer Weg, bis wir auch im Verkehr eine Energiewende hinbekommen – dabei ist der Energiebedarf noch nie so hoch wie heute gewesen! Es wäre dringend an der Zeit, dass eine Bepreisung des CO2-Ausstoßes eine zentrale Maßnahme auch in Österreich wird. Erfahrungen aus Schweden und der Schweiz zeigen, dass eine CO2-Abgabe wirtschaftsverträglich und verteilungsneutral sein kann.