21. Juni 2019: Jedes Jahr wird mehr CO2 freigesetzt – und das trotz nationaler und internationaler Verträge, schöner Worte und vieler Zugeständnisse und „Selbstverpflichtungen“. Wie Messungen aus Hawaii zeigen, steigt der Gehalt des Treibhausgases in der Atmosphäre immer rascher an und erreicht dabei immer neue Rekordwerte.
Im vergangenen Mai haben Forscher der US-amerikanischen nationalen Ozean- und Atmosphärenbehörde die höchste CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre seit Beginn der Aufzeichnungen registriert. An der Messstation auf dem Vulkan Mauna Loa auf Hawaii messen sie diese ständig in der Einheit parts per million – also Teile pro Million. Das Mauna Loa Observatorium verzeichnete 415,26 CO2-Teilchen pro Million Teilchen Luft (ppm) – und damit 3,5 parts per million mehr als im Mai 2018, gaben die Forscher bekannt. Seit etwas mehr als 61 Jahren dokumentiert das Observatorium den CO2-Gehalt der Atmosphäre. Den Forscher zufolge dürften die CO2-Werte zuletzt vor drei Millionen Jahren ähnlich hoch gewesen sein wie heute.
Obwohl das Problembewusstsein wächst und die Staatengemeinschaft sich zu geringeren CO2-Ausstößen verpflichtet hat, sind die CO2-Werte in den vergangenen Jahren in immer neue Rekordhöen gestiegen. Der Mensch setzt also Jahr für Jahr mehr CO2 frei – das wird nicht nur an den absoluten Werten ersichtlich, sondern auch am Ausmaß des CO2-Anstiegs in der Atmosphäre. Im Jahr 2018 wuchs der Kohlendioxid-Gehalt der Atmosphäre von 407.05 auf 409,92 ppm – das bedeutet den viertstärksten Anstieg seit Beginn der Messungen! Drei der vier Jahre mit dem höchsten CO2-Anstieg in der Atmosphäre liegen in den vergangenen vier Jahren.
Wissenschaftlern meinen, wir unterschätzen nach wie vor das Tempo des Klimawandels
Die CO2-Konzentration in der Atmosphäre steigt aktuell jedes Jahr durchschnittlich um 2,2 parts per million. Zum Vergleich: In den 70er Jahren lag der jährliche Anstieg noch bei rund 0,7 parts per million. Die Forscher weisen darauf hin, dass dies Messungen der realen Atmosphäre seien – und keine Modellrechnungen. Die Werte vom Mauna Loa dokumentieren – in Kombination mit Werten anderer Messstellen – relativ zuverlässig den CO2-Gehalt in der Atmosphäre.
„Das zeigt, dass wir überhaupt nicht auf dem richtigen Weg sind, um das Klima zu schützen“, sagt Wolfgang Lucht vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. So waren die vergangenen vier Jahre waren auch die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen. Seit der vorindustriellen Zeit ist die Durchschnittstemperatur der Erdoberfläche um ein Grad Cesius gestiegen.
Investments in Erneuerbare müssen verdoppelt werden
Es gilt nach wie vor als umstritten, wie hoch ein unproblematischer CO2-Wert in der Atmosphäre denn sein dürfte. Die Wissenschaftler stimmen aber überein, dass ein Niveau von 350 Teilen pro Million (ppm) die Erderwärmung eindämmen würde. Für Wolfgang Lucht „wäre derzeit jeder Wert, der stabil gehalten werden könnte, schon ein Gewinn“.
Einschätzungen der Internationalen Energieagentur (IEA) zufolge wäre bis 2030 weltweit ein doppelt so hohes Investment in Erneuerbare nötig, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Das würde bedeuten, dass der Betrag von 304 Milliarden Dollar (270 Milliarden Euro) im Jahr 2018 auf 606 Milliarden Dollar (539 Milliarden Euro) steigen müsste. Demgegenüber stünde eine drastische veringerung der Investitionen in die fossilen Energieträger Öl und Kohle.
Keeling-Kurve: 1958 begann der Chemiker Charles David Keeling auf dem Gipfel des Vulkan Mauna Loa auf Hawaii den Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre zu messen. Diese Messreihe zeigt, dass der CO2-Gehalt beständig zunimmt. Somit gilt die Keeling-Kurve, neben den Eisbohrkernen in der Arktis, als einer der bekanntesten Belege für den anthropogenen Klimawandel.
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