In unserer Welt muss alles immer schneller, immer rasanter von statten gehen. Unser Wirtschaftssystem heizt den Klimawandel an, aber in Phasen sinkender Wirtschaftskraft – wie heute durch den Rückgang der globalen Warennachfrage – nehmen auch die CO2-Emissionen ab.
Zerstörung der Lebensgrundlagen
Der innere Wachstumszwang, den unsere Wirtschaft – vor allem die Industriezweige – heute hat, nimmt in zunehmendem Maße seine Umgebung, sprich die Umwelt, in Anspruch. Begonnen hat das irgendwann mit der industriellen Revolution – also als man angefangen hat als „Umweltschutzmaßnahme“ nicht mehr Holz zu verfeuern; die Wälder hatten sich damals vor allem in Großbritannien drastisch verkleinert; sondern Kohle. Wohin uns das geführt hat sehen wir heute. Eine Bilanz nach 200 Jahren fossiler Energiewirtschaft.
Apropos Kohle, ganz sang – und fast klanglos – ist vor fünf Wochen der Siegeszug (oder gegen Ende der Ära, sagen wir Nutzung) der Kohle als Energieträger zur Stromerzeugung in Österreich zu Ende gegangen.
Nach 34 Jahren und 180.000 Betriebsstunden ging das Steinkohlekraftwerk Mellach vom Netz. Mit der Einstellung des Kraftwerksbetriebs, sank der Bruttostromanteil von Kohle von 3 auf 0 Prozent. Fun Fact, zeitgleich passierte in Schweden selbiges.
Die Auswirkungen
Die Natur kommt mit unseren wachsenden Ansprüchen an sie einfach nicht mit. Fast noch wichtiger, sie ist gar nicht auf dauerhaft ansteigende und sich intensivierende Belastung und Nutzung ausgelegt.
Eine Bestandsaufnahme – natürlich ließe sich diese wenn auch nicht ewig, so doch zumindest sehr lange erweitern – seit 1950 hat sich die Anzahl der globalen Feuchtgebiete halbiert, der Eintrag von Stickstoff hat sich verdoppelt, der von Phosphor sogar verdreifacht.
Die Artenvernichtung, und hier muss man und kann nicht anders als von Vernichtung zu sprechen, ist 1000 Mal höher als vor dem Eintritt des Menschen in die Geschichte.
Die Wissenschaft stellt sich nun der Frage, ist das hier das sechste, das nächste Massensterben (sehr lesenswert The Sixth Extinction von Elizabeth Kolbert).
Die Beiträge der Umweltbelastung
Wenn ein Kind in Großbritannien 22 Wochen alt wird, dann hat es bereits in diesem jungen Lebensalter – natürlich aufs Mittel gerechnet – so viele Treibhausgasemissionen freigesetzt, wie ein Mensch in Tansania in seinem ganzen Leben.
Die Beiträge, die zum Klimawandel führen, sind sehr ungleich verteilt, und zwar fast im gegenteiligen Maße, wie die zu tragenden Folgen und Konsequenzen es auch sind.
Die Alternativen
Geht sich endloses Wachstum auf einem endlichen Planeten aus? Wird wohl eher schwierig. Als von der Leyen letzten Dezember ihren Green New Deal angekündigt hat, sprach sie von einer neuen Wachstumsstrategie.
Wir brauchen einen technologischen Fortschritt, der Hand in Hand mit einem “Postwachstum” in den Wirtschaftssektoren, in denen es möglich ist, einhergeht.
Durch saubere und effiziente Technologien kann man Ressourcenverbrauch und CO2-Ausstoß nicht entkoppeln, man kann aber den Wirkungsgrad verschieben.
Um zurück zur Kohle, vielleicht, also eigentlich sogar sehr sicher, zum Ursprung der Sache zu kommen – und nebenbei zum Postwachstum – der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur, den wir heute als Klimakrise kennen, nahm seinen Ursprung im Wachstumszwang unter allen Umständen. Es braucht heute, wahrscheinlich mehr denn je, ein neues Verständnis von dem, was Wachstum realistisch sein kann und sein soll.
Statusbericht der Krisen
Bevor uns Anfang des Jahres COVID-19 getroffen hat, da gab es in der Welt schon zwei andere Krisenherde. Den Ölpreiscrash und die Klimakrise. Jetzt haben wir eben drei, und diese drei, jetzt gebündelten und deswegen so bedrohlichen Gefahren haben jetzt eine ganz neue Dynamik – die zeitgleich ein großes Transformationspotential bietet.
Wenn also jetzt, wie gerade verhandelt wird, mit Konjunkturpaketen Lösungen gesucht werden, um die eine, oder die andere Krise in den Griff zu bekommen, dann müssten sich ganzheitlich gesehen die Pfade kreuzen, die Beschritten werden,um die Krisen zu bewältigen.
Die Mechanismen, die heute gesetzt werden, müssen die entsprechende Hebelwirkung haben, um alle diese Risiken entsprechend zu lösen, denn wenn nicht jetzt gehandelt wird, ist finanztechnisch erstmal Schicht im Schacht. Dann ist kein Geld mehr da für die so wichtige Transition.
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