Ich sitze beim Plenum in unserer FoodCoop. Drei Stunden zuvor habe ich einen Schokopudding aus dem Supermarkt gegessen. Wir diskutieren soziokratisch, bei welchem Lieferanten wir in Zukunft unsere Milchprodukte bestellen wollen.

In meinem Magen machen sich die Schleimhäute über den Pudding her. Die Moleküle treten eine monatelange Reise durch meinen Körper an. Thomas, der Bauer im Waldviertel, von dem wir unser Biogemüse beziehen, darf niemals erfahren, dass es ein Convenience Produkt zwischen sein Gemüse geschafft hat. Kaum hatte ich diesen dummen Pudding gegessen, fiel mir wieder ein, was ich in der Zeitung gelesen hatte: Die Spekulation auf Nahrungsmittel und Agrarrohstoffe an den Finanzmärkten hat sich in den vergangenen Jahren drastisch ausgeweitet.

Bevor ich nach Hause gehe, packe ich mein bestelltes Gemüse für diese Woche zusammen: Alles unverpackt natürlich. Siedend heiß fällt mir ein, dass der Plastikbecher des Schokopuddings jetzt bei uns im Müll liegt. Ein dieselbetriebenes Müllauto wird diesen zur thermischen Verwertung führen. Zum Schluss werden die Verbrennungsrückstände meiner Schokopuddingverpackung mit Zement abgemischt auf der Deponie abgelagert.

Ich komme nach Hause, mein Mann öffnet, doch bevor er „Hallo Schatz“ sagen kann, schreie ich ihn an: „Nie wieder kommt mir ein Schokopudding ins Haus!“

In einem lustigen Cartoon besteht eine verängstigte, klumpige Figur darauf, dass es sich um ein Schokoladenpuddingmonster handelt, während eine karottenähnliche Figur skeptisch fragt, ob es nicht eher wie eine Scheibe Käse aussieht. Ihr humorvoller Austausch findet auf Deutsch statt und wurde vielleicht in der örtlichen Lebensmittelkooperative aufgeschnappt.

Was ist eine FoodCoop überhaupt?

Eine FoodCoop ist eine Lebensmittelkooperative. Das bedeutet, dass man selbstverwaltet und direkt Lebensmittel von Höfen oder ProduzentInnen bezieht, die optimalerweise in unmittelbarer Nähe liegen. Unsere FoodCoop hat beschlossen, dass sie Lebensmittel aus einem Umkreis von maximal 150 Kilometer beziehen möchte. FoodCoops fördern die Ernährungssouveränität, da sie demokratisch und selbstbestimmt agieren.

Warum überhaupt FoodCoops?

Viele Menschen finden es nicht gut, dass wenige Konzerne weltweite Kontrolle über Nahrungsmittel haben. Außerdem finden die Meisten gesundes, nährstoffreichen Essen wichtig. Eine FoodCoop kann genau das: Biologische, lokale Nahrungsmittel direkt vom Erzeuger beziehen und damit die Selbstbestimmtheit der heimischen BäuerInnen und ProduzentInnen unterstützen.

Wie gründe ich eine FoodCoop?

Um bei einer FoodCoop dabei zu sein, muss man nicht unbedingt eine gründen. Manchmal gibt es schon bestehende Vereine in der Umgebung. Eine Liste findet ihr auf der foodcoops.at – Seite. Am besten nimmt man zuerst Kontakt zu einer bestehende FoodCoop auf und erkundigt sich, wie das dort so läuft. Ein für alle gültiges „FoodCoop“-Modell gibt es nämlich nicht. Bewährt hat sich, wenn man zumindest mit einer Gruppe von ca. 3-5 interessierten Menschen/ Familien startet. Nach den ersten Treffen wird dann schnell klar, wer in welcher Arbeitsgruppe für was zuständig ist.

Dran bleiben!

Bitte nicht von Rückschlägen entmutigen lassen. Fragen wie Vereinsgründung, Lager, ProduzentInnen, Mitgliedsbeiträge, Abrechnungsmodalitäten und Öffentlichkeitsarbeit sind natürlich teilweise umfassend, aber es lohnt sich, Arbeit in eine FoodCoop zu stecken. Die Abläufe spielen sich (meist erst nach Monaten) ein und eine FoodCoop ist eine gute Nahrungsmittelquelle auch für Dinge, die es nicht im Supermarkt zu kaufen gibt wie zB Wurzelspinat, seltene Tomatensorten oder auch Kräuter.