Eigenen Strom nachhaltig erzeugen, diesen verkaufen, damit das Investment refinanzieren und letztendlich Geld verdienen – mit diesem Gedanken begann Carmen Weingartshofers Weg, eine eigene Photovoltaik Anlage auf einem familiären Acker in Niederösterreich zu errichten.

Hier geht es zu Teil 1.

Wie es weiter geht:

Gerade hatte ich den Bürgermeister meiner Gemeinde kennengelernt, taucht ein neuer Bürgermeister auf. Meine Bankbetreuerin will Kaffee mit mir trinken, weil Frau Christine Lagarde in Frankfurt wahrscheinlich auch viel Koffein zu sich nehmen musste. Und die Wiener Netze hatten nach 7 Wochen viel Melange getrunken als sie mir final Ihre Beurteilung schickten. Es sollte sich alles ändern.

Ein neuer Bürgermeister in der Gemeinde

Durch eine Whatsapp Nachricht meiner Schwester erfuhr ich, dass jener Bürgermeister, der das wunderbare Honigglas als Aufmerksamkeit bekam, nach sieben Jahren die Gemeinde verlässt, um nur noch Universitäts-Professor zu sein. Dieser Bürgermeister, der meinem Projekt positiv gegenüberstand. Genau dieser hörte jetzt auf?!?! Da half auch nicht mehr, dass ich die Handynummer vom Herrn Bürgermeister hatte, denn unter dieser Nummer war plötzlich niemand mehr erreichbar.

Ich rief herzrasend das Bauamt an, um herauszufinden, ob dies die Umwidmung meines Ackers in PV-Grünland beeinflussen würde. Leider erreichte ich an diesem Tag dort niemanden, der mir Auskunft geben konnte. Wieder einmal wurde mir ein Rückruf versprochen. Sollten alle meine Bemühungen umsonst gewesen sein? Musste ich jetzt wieder von Null starten? Wieder vergingen zwei schlaflose Nächte. Zwei Tage später rief ich erneut beim Bauamt an: Gute Neuigkeiten – der neue Bürgermeister saß bereits bei „meiner“ Sitzung im Bau-Ausschuss und hatte ebenfalls positiv über das Vorhaben abgestimmt. Ein innerlicher Luftsprung und große Erleichterung. Im Jänner 2023 konnte ich auch mit diesem Herrn Bürgermeister 2.0. eine Sprechstunde vereinbaren. Das Projekt ist in der Gemeinde weiterhin auf Schiene!

Die Machbarkeitsstudie von meinem PV-Projekt-Entwickler

Ich beauftragte die Machbarkeitsstudie und bekam diese ausgearbeitet im Oktober 2022. Damals war der Strompreis auf 0,51 EUR Einspeisevergütung geklettert. Als Verbrauer:innen waren wir über die hohen Strompreise erschrocken, aber bei Einspeiser:innen kam Goldgräberstimmung auf. Dass dies nicht so halten würde, dämmerte zwar trotz Euphorie einigen, aber viele wollten es auch nicht ganz wahrhaben.

Auf diesen 21 Seiten wurde nach einer Vor-Ort-Besichtigung ein Anlagenschema mit Verschaltungskonzept skizziert und eine Kostenschätzung mit einer Ertragssimulation erstellt. Diese kalkulierten Erträge bei einer Einspeisevergütungen von 0,51 EUR (dem 10-fachen als vor 1-Jahr!) sollten keine Zweifel mehr über die Machbarkeit aufkommen lassen.

Makroökonomischer Exkurs

Der Krieg in der Ukraine, die Gas-Knappheit und der Strompreisanstieg waren für viele Österreicher:innen der Startschuss, um JETZT Photovoltaik endlich ernst zu nehmen.

Der Krieg in der Ukraine, die Gas-Knappheit und der Strompreisanstieg waren für viele Österreicher:innen der Startschuss, um JETZT Photovoltaik endlich ernst zu nehmen.

Carmen Weingartshofer

Dabei hatte auch die Klimakatastrophe Ihre Finger im Spiel. Auf Grund der anhaltenden Trockenheit fehlte Wasser, um damit Atomkraftwerke ausreichend zu kühlen. Diese mussten gedrosselt werden, sodass beispielsweise in Frankreich noch nie so wenig Atomstrom im 21.Jahrhundert produziert werden konnte wie im Jahr 2022.

Dies spürte ganz Europa in Form von steigenden Preisen.

Aber zurück zu meiner Machbarkeitsstudie, die auch Geldflüsse forderte – Flüsse, die nicht austrocknen sollten! Als Investorin in Vorleistung zu gehen, war jetzt ein weiterer Schritt.

Ich nahm wieder den Kontakt zu meinem Investor auf und schickte ihm die positive Machbarkeitsstudie. Für die Ost/West-Variante der Photovoltaik-Anlage ergaben sich 677,6 kWp.

Für die Süd-Variante ergaben sich 649,77 kWp. Wir freuten uns beide sehr, mussten aber noch die Nachricht der Wiener Netze wegen der Netzkapazitäten abwarten, bevor wir die Korken knallen lassen konnten.

Was haben Frau Christine Lagarde und die EZB mit meiner PV-Anlage zu tun?

Im Dezember 2022 bekam ich einen Anruf von meiner Bankbetreuerin, ob wir uns denn im neuen Jahr mal wieder auf einen Kaffee sehen wollen. Das fühlt sich anders an, als wenn meine Nachbarin anruft und mich auf einen Kaffee einlädt.

Nach jahrelanger Niedrigzins-Politik im Europäischen Raum versucht die Europäische Zentralbank unter der Leitung von Christine Lagarde mit Zinserhöhungen die steigende Inflation in den Griff zu bekommen. Neu-Investitionen werden teurer und vorhandene Immobilien-Investitionen, sofern diese variabel und nicht fix verzinst sind, können einen ins Schwanken bringen.

Der Termin bei der Bank war dann dahingehend überraschend, als mir durch diese Politik nach vielen Jahren wieder Zinsen auf mein Sparkonto angeboten wurden. Und da ich mein Eigenkapital für mein Photovoltaik-Projekt auch risikoarm (wie ein Sparkonto so nett genannt wird) verzinsen konnte, gab es doch zumindest ein kleines Highlight.

Außerdem gibt es bei Projekt-Investitionen die Möglichkeit, einen sogenannten ERP-Kredit vom AWS (Austrian Wirtschaftsservice) in Betracht zu ziehen.

Es gibt hier Sonderkonditionen für Gründer:innen und Fixzinssätze mit tilgungsfreien Zeiten, die einige Prozentpunkte unter den marktüblichen Konditionen liegen. Ein Blick lohnt sich hier auf jeden Fall.

 

Ich konnte mich bei meiner Bankbetreuerin ausführlich über diesen ERP-Kredit informieren und da ich ihr bereits von Beginn an immer wieder über mein PV-Projekt berichtet hatte, war sie dieses Mal auch wieder sehr gespannt auf meine Ausführungen und wäre nach wie vor bei der Finanzierung dabei.

Na das ist ja dann nochmal gut gegangen und auch der Kaffee war – wie meistens in Wien – genüsslich. Somit alles in allem ein positiver Termin und Dank an dieser Stelle an meine Bankbetreuerin.

Wiener Netze – die Nachricht

Eine meiner ersten Lerneffekte zu Beginn meines PV-Projektes war, dass ich nicht als Privatperson bei den Wiener Netzen nachfragen kann, ob es möglich ist, einen Netzzugang zu erhalten. Dazu braucht es eine:n konzessionierte:n Elektriker:in, welche bei den Wiener Netzen – beim sogenannten Partnernetzwerk online – den Antrag stellen kann. Diese Einreichung wurde auch im Rahmen meiner Machbarkeitsstudie durchgeführt.

Sieben Wochen nach Einreichung im Partnernetzwerk der Wiener Netze kam am 2. Dezember 2022 via E-Mail durch den PV-Projektentwickler folgende Schreckensnachricht:

„Liebe Carmen,
die Wiener Netze haben sich nun nach Nachfrage rückgemeldet. Laut Netztechnik ist leider in der näheren Umgebung ein Anschluss bei einem bestehenden Trafo nicht möglich. Der bestehende Ortsnetztrafo ist derzeit zu schwach, um eine Leistung von 600 kVA aufzunehmen.“

Also das ist in den Medien gemeint, wenn zu lesen ist:

„Der Netzausbau in Österreich ist noch nicht soweit!“
Mein Wagon auf meiner Achterbahn fuhr mit 300 km/h steil bergab. War das jetzt das AUS des PV-Projektes?

Aber da es für mich prinzipiell meist keine Probleme, sondern nur Herausforderungen gibt, muss es doch noch andere Möglichkeiten geben?

Aber da es für mich prinzipiell meist keine Probleme, sondern nur Herausforderungen gibt, muss es doch noch andere Möglichkeiten geben?

Carmen Weingartshofer

Aber da es für mich prinzipiell meist keine Probleme, sondern nur Herausforderungen gibt, muss es doch noch andere Möglichkeiten geben? Tatsächlich, nach weiterem sehr hartnäckigem Nachfragen: Die Lösung wäre ein neuer, größerer Trafo, bzw. ein eigener sogenannter Kompaktransformator am Grundstück.
So weit, so gut. Wieviel würde denn so ein Trafo kosten, der es mir ermöglichen würde, die gewollten ca. 650 kWp einzuspeisen? Bitte anschnallen – circa 250.000 EUR — zweihundertfünzig-TAUSEND Euro!
Und als Sahnehäubchen oben drauf: Lieferzeit mindestens ein Jahr!

Und diese Kosten beziehen sich nur auf den Trafo. Dazu kommen noch die Aufgrabungsarbeiten quer durch die Straße der Siedlung, jene für die sogenannte Mittelspannungsleitung.

Obwohl das ungefähr ein Viertel der Projektkosten sein würde, wollte ich noch nicht „den Hut d´rauf hauen“. Denn um realistisch zu bleiben, ich trage keine Hüte und auch wenn ich zu diesem Zeitpunkt sehr gerne auf etwas „gehauen“ hätte, kalkulierte ich wieder und weiter und wägte ab.

INVESTOR bitte zu Tisch

Waren mein Investor und ich nach dem vorläufigen, damals positiven Ergebnis der Machbarkeitsstudie so euphorisch, kam durch die negativen Nachrichten der Wiener Netze nun nach dem Hoch der tiefe Fall.

Wir trafen uns umgehend in der ersten Jänner-Woche 2023 zum Mittagessen. Ich hatte alles vorbereitet: meine Kalkulation, meine Machbarkeitsstudie und meine Begründungen, warum das Projekt trotz Mehrinvestitionen in den zusätzlichen Trafo möglich sein könnte. Ich war bereit und fest entschlossen.
Aber noch bevor die Hauptspeise serviert wurde, war klar: Er verlässt den Wagen meiner Achterbahn, bevor dieser entgleist.

Doch dann kam der Mittagsteller und mit diesem etwas ganz Wunderbares: Unser Treffen avancierte doch nicht zum Leichenschmaus, sondern die Flamme loderte wieder auf und wir überlegten, wie es weitergehen könnte.

Denn das Projekt ist ja prinzipiell hervorragend, es ist nur an diesem Standort, auf diesem Acker und mit diesen Konditionen nicht durchführbar. So kamen uns immer mehr Ideen, wie wir das Projekt weiterführen könnten, nur eben an einem anderen Ort.

Die Achterbahn nahm wieder Fahrt auf und hier sei erwähnt: Wenn Sie, geschätzte Leserin oder geschätzter Leser, einen Grund/Acker/Wiese/Grünfläche haben oder kennen, und es könnte dort eine Photovoltaik-Freiflächen-Anlage umgesetzt werden, melden Sie sich gerne bei uns!  Wir sind dabei!

Trotz der neuen, guten Ideen war meine Heimfahrt nach diesem Treffen doch mit einem Motivations-Knick versehen. Die Achterbahnfahrt ging in eine -diesmal- langsame Gerade und drosselte ihre Geschwindigkeit.

Wie kann es jetzt weitergehen?
Und vor allem: Kann es jetzt noch weitergehen?

Finanz-Löwin Carmen

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Disclaimer: Es handelt sich hierbei um keine Anlageberatung oder Empfehlungen! Wir berichten hier lediglich von unseren bisherigen Gedanken, Erfahrungen und Ideen.