Unlängst habe ich mich wirklich gefreut. Und gedacht, dass die Quadratur des Kreises gelungen sei. Die Sache ist die: Ich fahre echt gern mit meiner Vespa. Nicht Motorrad (ich kenne mich: damit wäre ich längst tot) oder Motorroller, sondern Vespa.

Das hat nix mit Bedarf oder Vernunft, aber viel mit Nostalgie und Style zu tun: In Wien decken Öffis und Rad meine Mobilitätsbedürfnisse perfekt ab. Im Umland täte das die S-Bahn. Was weiter weg ist, ist auf dem „Spuckerl“ eh kein Spaß. Und über „vernünftig“ brauchen wir nicht zu reden: Der einzige Grund, sich mit einspurig-motorisiert in latente und permanente Lebensgefahr zu begeben, ist das legale Durchschlängeln. Wobei Vespas da in Sachen Bremsen, Stauraum, „Bumms“ (und Preis) „Plastikrollern“ fast immer unterlegen sind. Darum geht es aber nicht: Eine Vespa ist eine Vespa ist eine Vespa.

Was mich freute, war die Ankündigung, dass es nun auch E-„Wespen“ gibt. Purist darf man halt keiner sein: Ich habe selbst jahrelang behauptet, dass Klang und Geruch / Gestank der Zweitakter und die immer unpräzise Handschaltung das einzig Wahre seien – und es für gottgegeben gehalten, dass ich öfter den Schraubenschlüssel als den Lenker hielt. Bis ich eines Tages auf einem Viertakter mit Automatik saß: Das Ding klang zwar wie ein Föhn und stank nicht authentisch – aber es fuhr. Verlässlich. Und schön. Ich kaufte eine 300er.

Das war vor acht Jahren. E-Motorräder gab es da so gut wie nicht. Als die aufkamen – und ich beruflich testete – schwor ich: Sobald es eine Vespa „mit ohne Benzin“ gibt, rollere ich elektrisch.

Im Frühjahr 2019 war es soweit. Zwei E-Vespas kamen auf den Markt. Ein Moped und eine in der B125er-Version (eine Art Kleinmotorrad-Führerschein, den man als B-Führscheinbesitzer ohne Prüfung erhält). Wirklich hübsch! Ich fuhr Probe – und war enttäuscht: Die Dinger sind, höflich ausgedrückt, „schaumgebremst“. Sowohl was Biss als auch was die Höchstgeschwindigkeit angeht. Das ist gut gemeint. Denn in der Regel sind E-Motorräder „giftig“. Oft so, dass ungeübte Fahrer damit nicht nur anfangs echtes Anfahrprobleme haben. Erst recht zu zweit.

Doch so lahm, wie die E-Vespa im Solo-Betrieb anrollt, muss es auch nicht sein. Und die mühsam und nach langem Anlauf erreichbaren 52 km/h Topspeed (solo und bei der größeren Version) nennen nicht nur Raser mau und matt.

Andererseits: Einmal daran gewöhnt, gleitet man stressfrei und ehrgeizlos dahin. Stilvoll und elegant. An Kreuzungen und im Stau ist man ohnehin vorne. Ziemlich super. Oder?

Oder. Denn Eines blenden die Hersteller aller Roller aus: Die Sache mit der Steckdose. Denn die Vespa braucht – so wie fast alle E-Mopeds, E-Motorräder und E-Bikes – weder Spezialstecker noch Starkstrom. Ein schlichter 220V-Schukostecker genügt. Toll. Praktisch. Weil, so er erste Gedanke, man das Ding überall aufladen kann. Man erspart sich die Suche nach und das oft lange Warten an E-Auto-Tankstellen.

Doch Moment! Nennen Sie mir bitte spontan drei Stellen im öffentlichen Straßenraum, an denen sich ein aktiver und legal benutzbarer 220V-Stecker befindet. Einer, bei dem ein Ladekabel nicht zur Stolperfalle quer über den Gehsteig wird. Genau: Ooops! Und blöderweise lassen sich E-Moped-Akkus fast nie „ausklicken“ und mit ins Haus nehmen.

Auf deutsch: Wer weder Innenhof noch Garage hat und auch nicht im Garten parken und laden kann, hat ein Problem. Nicht nur mit der E-Vespa: Als ich unlängst mit Mario Soldo, dem Enfant-Terrible der Wiener Partyszene, Modelagenturbetreiber und Wiens erster Drag-Queen über sein mittlerweile betagtes Asia-Moped und den Traum von sauberer, wendiger E-Mobilität in der Stadt plauderte, stimmte er mein Klagelied an. Wobei das nicht nur meines ist. Auch „echte“ Auto- und Motorradjournalisten singen es: „Ich würde sofort umsteigen – aber ich wüsste nicht, wo und wie ich in der Stadt tanken soll: Ich kann mein Moped doch nicht rauf in die Wohnung tragen.“