In den vergangenen sieben Jahren versuchte der dänische Spielzeughersteller einen Stein aus Bioplastik auf den Markt zu bringen – die Aufgabe ist herausfordernd und gestaltet sich schwieriger als gedacht.

Maissteine waren zu weich, jene aus Weizen haben die Farbe nicht zufriedenstellend aufgenommen, und auch der Glanz war nicht wie gewünscht. Steine aus anderen Materialien waren zu hart, um wieder zerlegt werden zu können, sind zerbrochen oder haben mit der Zeit ihre Form verloren.

“Es ist ein bisschen, wie den ersten Menschen auf den Mond zu schicken,“ vergleicht Tim Guy Brooks, Legos Umweltmanager, gegenüber dem Wall Street Journal die Suche nach dem „grünen“ Stein mit der Mondlandung. Als Kennedy bekanntgab, dass er den ersten Menschen auf den Mond schicken möchte, waren Technologie und notwendiges Equipment dafür noch nicht erfunden. Ähnlich verhält es sich jetzt für Lego – die Ausrüstung für diese „grüne Reise“ muss erst geschaffen werden.

Im Jahr 2012 verkündete der weltweit größte Spielzeughersteller, dass man sich auf die Suche nach einer grünen Alternative zum herkömmlichen Legostein machen werde, der bis 2030 die Erdöl-basierte Variante ersetzen soll. 132 Millionen Euro wurden investiert, um Forscher anzustellen, einen Forschungsfond zu implementieren und dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen. Lego hat bis heute mehr als 200 Materialien und Materialmischungen getestet. Noch sind lediglich 2 % der Produkte aus Plastik auf pflanzlicher Basis hergestellt, darunter passenderweise Bäume und Pflanzenteile. Ob Lego das selbst gesetzte Ziel, bis 2030 sein Plastik nachhaltig, also aus nachwachsenden Rohstoffen, herstellen zu können, erreicht, ist allerdings offen.

Manche Materialien können in der bestehenden Lego-Produktionsschiene nur schwer geformt werden. Recycling-Plastik wäre zwar eine Option, doch Lego benötigt riesige Mengen an lebensmittelechtem Plastik zertifizierter Herkunft und Qualität.

Legos Umweltmanager sieht neben der Mondlandung auch die Lebensmittelbranche als Vorbild: „Wer hätte vor 10 Jahren gedacht, dass vegetarische Burger hergestellt werden würden, die tatsächlich wie Fleisch schmecken.“

Plastik auf Pflanzenbasis

Der langsame Fortschritt von Legos Bioplastik-Ambitionen ist beispielhaft für die Suche nach mais- oder zuckerrohrbasierten Alternativen zu Erdöl-Plastik, um die CO2-Emissionen in der Kunststoffproduktion zu verringern.

Ethanol, das aus Zuckerrohr gewonnen wird, wird für einen sehr kleinen Anteil der aktuellen Lego-Produktion genutzt. Auch IKEA versucht Erdöl-basierte Produkte zu ersetzen. Bis dato ist dies lediglich bei einem Tiefkühlbeutel gelungen, doch es werden auch weiterhin Anstrengungen in Richtung ökologische Alternativen unternommen. Coca-Cola hat im Jahr 2013 angekündigt, 2020 alle seine Plastikflaschen aus Bioplastik herzustellen. Mittlerweile konzentriert sich das Unternehmen auf Recycling-Plastik.

Lego macht sich den Druck in Richtung Bioplastik selbst. Das Interesse der Konsumenten an ökologischen Alternativen gilt derzeit Einwegprodukten wie Plastikbeuteln und Strohhalmen. Spielzeug steht noch nicht im Fokus des Interesses. Man kann aber davon ausgehen, dass durch das steigende Umweltbewusstsein bald auch andere Produkte am Radar der Konsumenten und Umweltschützer sein werden – genau deshalb möchte sich Lego schon heute vorbereiten und damit sein gutes Image erhalten. „Wir können nicht behaupten, dass wir die Baumeister von morgen inspirieren und mit ihnen Lösungen entwickeln wollen, wenn wir gleichzeitig den Planeten ruinieren,“ meint Tim Guy Brooks und legt die Latte selbst hoch. Es gibt einiges zu tun: Eine Million Tonnen CO2 entsteht bei der Produktion der Plastiksteine und Verpackungen laut Seattle Times jährlich. Rund 70 Milliarden Steine in mehr als 3.700 verschiedenen Formen und mehr als 60 Farben werden jedes Jahr bei Lego erzeugt.

Was die Suche nach dem grünen Stein so schwierig macht

Eine pflanzliche Alternative für alle Steine zu finden, ist eine größere Herausforderung als gedacht. Seit 1963 werden die bunten Lego-Steine mit den charakteristischen Noppen aus dem Kunststoff Acrylnitril-Butadien-Styrol-Copolymerisat (ABS) hergestellt. Sie müssen sich leicht zusammenstecken lassen, stabil sein und sich auf der anderen Seite problemlos wieder zerteilen lassen, müssen farb-, form- und temperaturstabil sein und dürfen nicht zerbrechen. Die Steine dürfen auch nicht „biologisch abbaubar“ sein, denn sie sollen ja auch weiterhin viele Jahrzehnte überdauern. Legos Anspruch ist, dass so Müll vermieden wird. Außerdem dürfen die Steine keine Chemikalien enthalten, die für ihre Nutzer – unsere Kinder – schädlich sein könnten. „Wer ein Schloss baut, möchte, dass dieses Schloss auch in fünf oder zehn Jahren noch steht, dass die Steine ihre Form behalten und die Türme nicht einstürzen,“ hält Brooks fest.

Seit vergangenem Jahr verkauft Lego Spielzeug-Bäume, Büsche und Blätter aus Bioplastik, das aus brasilianischem Zuckerrohr hergestellt wird. Diese sind eine Alternative zu den Erdöl-basierten Polyethylen-Teilen – dem Plastik, das das Unternehmen für weichere Teile wie Blätter, Drachenflügel oder Angelruten verwendet.