Wenn es um den Klimawandel geht, dann geht es auch immer um Lösungen, darum, wie man das Problem an der Wurzel packt. Dabei gibt es aber auch “Lösungen”, die keine sind. Meistens werden diese von jenen in den Diskurs eingebracht, die veritables finanzielles Interesse daran haben, fossile Energieträger zu verfeuern.

Mit Worten auf Kaperfahrt gehen

Wenn Sprache politisch wird, geht es meist um Schlagworte. Die gibt es überall, es gilt nur sie zu erkennen. Auch für große Öl- und Gaskonzerne ist der Klimawandel lange nichts mehr, das man zur Gänze abstreiten könnte. Also versucht man auf dieser Seite das Gespräch darum, wie man mit dem Klimawandel umgeht, auf die eigene Unternehmenskultur zu münzen. Man tritt mit “Lösungen” auf und bringt diese ein, die eigene Marktmacht ist dabei nicht hinderlich.

Wörter, die dann fallen, sind Brückentechnologie Erdgas und Geoengineering. So tritt man auf und zeigt vermeintlich, dass man selbst als Unternehmen, dass jahrzehntelang den Klimawandel befeuert hat, nun dem doch entgegensteuern will. Man schiebt diese “Antworten” vor, während man selbst immer noch Rekordgewinn nach Rekordgewinn einfährt und gleichzeitig die eigenen Fördermengen immer weiter erhöhen will. Das ist ein Bild, das sich bei fast allen Unternehmen zeigt, die sich fossilen Energieträgern verschrieben haben.

Brücken in die Krise

Eine Brücke, die uns in die Krise des Klimawandels führt, ist die forcierte Nutzung von Erdgas. Erdgas ist Methan, genau das Zeugs, das auch aus Kühen und uns entweicht und ganz massiv dafür sorgt, dass es auf der Erde wärmer wird. Es hat sogar einen ganz ähnlichen Ursprung. Vor Jahrmillionen haben sich tote Pflanzen und Tiere tief unter der Erde angesammelt und wurden unter großem Druck zu diversen Kohlenwasserstoffen. Einer dieser Kohlenwasserstoffe ist das besagte Methan. Das Erdgas ist sehr energiereich und vielseitig einsetzbar. Kühlt man es herab, wird es flüssig und lässt sich leicht transportieren, im amerikanischen Raum wird dieses flüssige Erdgas mit dem Kürzel LNG bezeichnet. Und das soll, geht es nach Washington, bald nach Europa verschifft werden.

Prinzipiell ja, aber…

Grundsätzlich stimmt es, das Erdgas für das Klima besser ist als Kohle. Unter dem Strich stößt jedes mit Erdgas erzeugte Watt Strom nur halb so viel Kohlenstoffdioxid aus wie eines, das mit Kohle erzeugt wurde.

Was Erdgas aber so gefährlich macht, ist, dass es nicht nur ein Brennstoff, sondern eben selbst schon ein Treibhausgas ist. Und zwar eines, das in einer Zeitspanne von 20 Jahren 100 mal so stark wirkt wie Kohlenstoffdioxid. Wird Erdgas gefördert, entweicht ein nicht unwesentlicher Anteil des Gases ungehindert in die Atmosphäre. Wie viel, hängt davon ab, wie und wo gefördert wird. Derzeit geht man davon aus, dass in etwa 25 Prozent der Erderwärmung der letzten Jahrzehnte auf Methan in der Atmosphäre zurückgeht. Das bei der Förderung austretende Methan begünstigt diese Erwärmung.

Die Sache mit den Investments

Wollen wir als Weltgemeinschaft die Erderwärmung auf 1,5 °C begrenzen, so müssen wir innerhalb dieses Jahrzehnts unsere Treibhausgasemissionen halbieren. Das ist verdammt wenig Zeit für verdammt viel Arbeit. Eine verstärkte Nutzung von Erdgas ist nicht mehr als ein Hinhalten, ein Warten, das uns wertvolle Zeit kostet und Geld und Ressourcen für den Ausbau von erneuerbaren Energieträgern verbraucht.

Allein der Umstieg von einem fossilen Energieträger auf einen anderen wird ein Problem, das gerade durch die Nutzung fossiler Energieträger verursacht wird, nicht lösen.

Ein Problem für Ingenieure 

Eine “Lösung”, die seitens großer Unternehmen oft als Wundermittel gegen den Klimawandel angesehen wird, ist das Geoengineering. Dabei geht es darum, mittels technischer Intervention die Folgen des Klimawandels abzuschwächen. So weit, so gut. Aber dabei wird allzu oft vergessen, dass wir mit solchen Interventionen in ein System eingreifen würden, das wir nicht ausreichend verstehen, um unerwünschte Folgen eines solche Handelns auszuschließen. Wenn wir bei einem solche Vorgehen einen Fehler machen, dann bekommen wir keinen zweiten Versuch.

Ein Verfahren des Geoengineerings, das sich besonders großer Beliebtheit erfreut, ist die Nutzung von reflektierenden Partikeln, um die Sonneneinstrahlung zu mindern.

Meist werden für ein solches Vorgehen diverse Sulfate vorgeschlagen. Ganz ähnlich, wie das nach einem Vulkanausbruch auch ist. Nur eben in regelmäßigen Abständen. Das Ganze ist relativ billig und technisch einfach durchführbar.

Lässt sich die Klimakrise mit Geo-Engineering aufhalten?

Was gestern war

Die Gefahren dabei sind aber, dass der Kühlprozess kein gleichmäßiger ist. Dadurch kann es vorkommen, dass die Erde dann zwar in Summe nicht wärmer wird, aber es in gewissen Regionen der Erde sehr wohl wärmer wird.

Auch die reflektierenden Partikel, die Sulfate, sind nicht ungefährlich. Im letzten Jahrhundert noch setzten wir alles daran, sie möglichst umfassend zu verbieten. Wir entschwefelten Treibstoffe und gaben Kohlekraftwerken vor, dass sie bessere Filter verwenden sollten. Und das aus einem guten Grund, die damals ausgestoßenen Sulfate waren für den sauren Regen der 1960er und 1970er Jahre mitsamt dem Baumsterben verantwortlich. Auch trugen sie massiv zur Zerstörung der Ozonschicht bei. Und jetzt, da wollen wir uns allen Ernstes entschließen, sie wieder zu nutzen? Wäre das Thema nicht so ernst, da hätte das fast eine komische Dimension.

Wenn die Sonne nicht scheint

Derzeit sind wir im Bereich der erneuerbaren Energien von der Sonne abhängig. Ohne Solarenergie ist die Energiewende nicht zu schaffen. Das Abschwächen der Sonneneinstrahlung hätte aber gerade für diesen Zweig Energiewirtschaft gravierende Folgen. Wir brauchen Solarenergie, um die Energiewirtschaft zu Dekarbonisierung. Da kommt uns eine Schwächung dieser alles andere als gelegen.

Vielmehr handelt es sich bei diesem Verfahren um eine Scheinlösung, die die systemischen Ursachen des Klimawandels übertüncht und gleichzeitig wirkliche Maßnahmen gegen sie erschwert.

Eine (geo-)politische Frage

Abseits der konkreten Gefahren, die das Geoengineering für die Umwelt bietet, gibt es noch eine ganz andere, handfeste Gefahr, die das Geoengineering mit sich bringt. Wer darf bestimmen, wie warm es auf der Erde ist?

Völkerrechtliche Verträge sind immer eine knifflige Angelegenheit. Aber hier trifft das besonders zu. Wenn wir die Erwärmung der Erde modulieren können, dann ergeben sich aus den verschiedenen geographische Lagen der Länder verschiedene Interessen, was die Temperatursetzung betrifft. So werden Länder am Äquator ein Interesse an einer niedrigeren Temperatur haben, Länder, die am Polarkreis liegen, werden hingegen eher eine ein wenig höhere Temperatur bevorzugen. Wie löst man so ein Problem und verhindert Alleingänge?

Auch würde Geoengineering dem internationalen Terrorismus durchaus neue Anhaltspunkte bieten. Ein Schutzschild aus Sulfaten müsste beispielsweise in regelmäßigen Abständen aufgefrischt werden, fiele eine solche Auffrischung aus, so würde die Temperatur auf der Erde sehr schnell ansteigen.