Kommunikation lebt von dem passenden Einsatz von Vokabeln. Aber wie macht man das geschickt? Und wo sind dem Ganzen die Grenzen gesetzt?

Von der Wissenschaft und ihrem Lebensraum

Die Wissenschaft rund um das Klima ist ja keine neue. Wie und warum es auf unserer Erde stetig wärmer, oder sollte man nicht lieber heißer sagen, wird, ist in der Welt der Wissenschaft schon lange bekannt. Länger als manch einer annehmen mag. Von dem Treibhauseffekt, beziehungsweise wie sich Treibhausgase in unserer Atmosphäre auf die Temperatur auf der Erde auswirken, weiß man schon seit bald 200 Jahren. Schon 1824 wurde er von einem französischen Physiker entdeckt.
Und doch lange Zeit war die Thematik des Klimas eine, die nur ganz selten aus stickigen Tagungsräumen entwich und es an nicht Klimawissenschaftler schaffte. Geschweige denn, dass man sich darüber an einem Esstisch beim Abendessen unterhalten hätte. Das ist heute anders und liegt mit Sicherheit nicht nur daran, dass seither mehr geforscht wurde. Auch liegt es daran, dass wir heute die passenden Wörter und Begriffe haben, um uns auch als Nicht-Wissenschaftler einigermaßen über das Klima unterhalten zu können.
Gerade diese Gespräche am Esstisch oder der Plausch mit der Nachbarin bringen ein neues, ein breiteres Verständnis dafür, was Nachhaltigkeit eigentlich ist und worum es beim Klimaschutz geht.

Veränderung

Aber auch in der Art, wie Klimathemen kommuniziert werden, hat sich einiges getan. Wo lange Zeit die wissenschaftliche Sprache das Maß der Dinge war, da ist der Diskurs jetzt einer, der verstärkt auf der emotionalen Ebene geführt wird. Das hat gute Gründe. Denn das wissenschaftliche Fundament ist gelegt und wird auch permanent erweitert. Nur bringt dieses Wissen wenig, wenn nur ein kleiner Personenkreis in der Lage ist, es zu verstehen. Damit es auch zu einer Umsetzung dessen kommt, was in der Wissenschaft schon lange Konsens ist, reicht nur das Faktenwissen alleine nicht aus. Es braucht ein Gespür dafür, was das alles eigentlich bedeutet. Es muss also eher darüber gesprochen werden, wo die Gefahren liegen und wie direkt und konkret uns (jetzt folgt ein magisches Wort) die Klimakrise bedroht.

Die Klimakrise ist ein magischer Begriff.

Eine Person hält einen transparenten Globus, der mit Gitterlinien verziert ist, die Klimakommunikation symbolisieren und die miteinander verbundenen Kontinente hervorheben.

Dringlichkeit ohne Hilflosigkeit

Die Klimakrise drängt, ihre Folgen sehen wir schon heute. Die Klimakrise als solche, muss man klar als das benennen, was sie ist. Eine Krise. Worum es aber gehen muss, ist, diese Krise nicht als ausweglos zu betrachten. Vielmehr kann und muss sie auch einen Wendepunkt in unserem Umgang mit den planetaren Ressourcen und Grenzen markieren. Denn um nun einen anderen Terminus zu bemühen, die Erderhitzung wird ja gerade dadurch ausgelöst, dass wir es nicht schaffen, mit dem zu haushalten, was wir haben. Die Rechnung bekommen wir nur eben nicht sofort präsentiert, sondern spüren sie als Hitze mit einigen Jahrzehnten Verzögerung.
Das ist schaffbar, erfordert aber Arbeit. Das gilt es auszudrücken. Das kann beispielsweise gelingen, indem man den Folgen der Klimakrise, die durchaus überfordernd wirken können, konkrete Bilder einer ökologischen Zukunft entgegenstellt. Wirksam ist das vor allem, weil das den Bereich des Politischen adressiert. In welcher Welt wollen wir leben? Und wie soll die aussehen? Gerade weil diese Fragen uns alle betreffen, sind sie uns nicht egal. Darüber gilt es zu sprechen. Und dann in weiterer Folge dies auch umzusetzen. Auch helfen diese Fragen dem Katastrophenjournalismus die Stirn zu bieten. Wer Tag um Tag das Katastrophale präsentiert bekommt, der stumpft irgendwann ab. Diesem Interessenverlust gilt es vorzubeugen und aus dem zu lernen, was bei COVID-19 misslungen ist.

Kritik – Oder Steine und ein Glashaus

Zu leben ohne CO2 oder andere Treibhausgase zu emittieren, das ist unmöglich. Das fordert auch niemand. Mir wäre jedenfalls keine Gruppe, oder Person bekannt, die allen ernstes eine solche Forderung in den Raum des gesellschaftlichen Diskurses einbringt. Und doch, auf diversen Social Media Plattformen und Leserforen vieler Zeitschriften finden sich Kommentare die sich in etwa so lesen: “XYZ möchte wohl am liebsten, dass wir wieder Leben wie in der Steinzeit”. Das ist notwendigerweise eine falsche Aussage, bringt aber eine konkrete Angst zu Papier, oder besser zu Bildschirm. Und zwar die Angst vor dem Verlust eines gewissen (bequemen) Lebensstandards. Dabei gilt es gerade Klimaschutz zu betreiben, um diesen zu bewahren. Dabei macht es Sinn das große Ganze, in diesem Fall den Lebensstandard, der bewahrt werden möchte, in einen Bezug zum Klima zu setzen.

Stichwort positiv

Große und abstrakte Ziele sind zwar faktisch notwendig, eignen sich aber nicht dafür, Privatpersonen zu erreichen. Das Pariser 1,5°C-Ziel ist wichtig, aber es ist eben abstrakt und noch dazu verdammt groß. Hier macht es Sinn konkret auf die Zielgruppe einzugehen, die man erreichen möchte. Große Ziele sollte man der Effektivität halber auf kleinere herunterbrechen. Im Optimalfall kann man die auch noch einfach in den Alltag integrieren. Dabei sollte es immer darum gehen, nicht mit einem moralischen Zeigefinger zu argumentieren, sondern das gemeinsame Engagement herauszustreichen. Denn Klimakrise betrifft uns alle. Wir mögen zwar im globalen Vergleich nicht alle die gleichen Startbedingungen haben, aber wir werden alle früher oder später in sehr ähnliche Situationen gelangen. Um es bildlich auszudrücken, wir alle treiben mit begrenzten Ressourcen auf dem selben Meer, die einen nur einer Rettungsweste ausgestattet, die anderen in einem Rettungsboot.

Gewinn statt Verzicht

Im Kontext des Klimas wird allzu gern über Verzicht gesprochen. Als wäre das unglaublich selbstlos klimafreundlich zu leben. Darum muss es aber gar nicht gehen. Für junge Menschen ist sicherlich die Sorge um das eigene Erleben ein ganz entscheidender Punkt, wenn es um einen umweltfreundlichen Lebensstil geht. Statt einem Verzicht an Dingen ist es eher ein Zugewinn an zukünftiger Lebensqualität, den man zu gewinnen erhofft. Nicht unwesentlich ist auch der Verlust, den wir ja schon heute spüren. Dieser Verlust wird durch besonders klima- und umweltschädliches Verhalten ausgelöst. Man denke nur an das Artensterben, die Luft, die so durchsetzt ist mit Feinstaub, dass sie krank macht, der Mikroplastik, der sich längst überall in unseren Körpern festgesetzt hat.

Lesenswert

An der Yale University wird untersucht, was die öffentliche Meinung zur Klimakrise beeinflusst, auf der Website finden sich viele spannende Publikationen: https://climatecommunication.yale.edu/

Wen die anfangs von mir in den Hintergrund gestellten Fakten doch interessieren, dem darf ich https://insideclimatenews.org/ empfehlen. Auf dieser us-amerikanischen Fachplattform findet sich viel wissenswertes zur Klimakrise.