Die heimische Kulturlandschaft wird von vielerlei Arten besiedelt. Wo vor wenigen Jahrzehnten noch das Zirpen der Grillen und das Summen der Insekten unüberhörbar war, da ist es heute still geworden. Vorweg, Asteroiden und Vulkane sind es nicht, die für das Artensterben verantwortlich sind.
Österreich gehört zu den artenreichsten Ländern Mitteleuropas. In Österreich schwindet die Artenvielfalt besonders schnell. Schneller als vielerorts sonst in Europa.
Über die letzten dreißig Jahre hinweg, hat die Zahl der Arten in Österreich um knapp 70 Prozent abgenommen.
Auch bei den noch verbleiben Arten zeigt sich ein düsteres Bild, ein Drittel dieser steht auf der Roten Liste der bedrohten Arten.
Das Artensterben und der Boden
Eine der Ursachen des Artensterbens ist die zunehmende Versiegelung von Bodenflächen. Pro Tag werden in Österreich 13 Hektar Fläche bebaut. Dabei beginnt im Boden das, was wir sonst nur an der Oberfläche wahrnehmen. Biodiversität im Boden ist einerseits wichtig, um Pflanzen gut mit Nährstoffen zu versorgen und legt so die Grundlagen gesunder Vegetation. Diese ist dann in weiterer Folge der Lebensmittelpunkt und die Lebensquelle für die an der Oberfläche befindliche Lebewesen. Der Boden, der für Lebewesen, angefangen bei winzig kleinen Algen und Pilzen genauso wie Käferlarven und Würmern, den Lebensraum darstellt, wird aber auch anderweitig beschränkt. Starker Einsatz von Düngemitteln verändert das Gleichgewicht im Boden und schwere Ackermaschinen verdichten ihn stark.
Keine Neuigkeiten
Was lange auffällt, aber trotzdem kaum von Belang zu sein scheint, ist der massive Rückgang von Insektenarten. Die Frühlinge werden immer stummer. Wo früher die Hummeln und Bienen summten, wo die Luft voll an Insekten war, da ist es jetzt ruhig. Wenn ich mit Menschen spreche, die schon ein wenig länger leben und nicht wie ich mein bisheriges Leben in einer Stadt verbracht habe, dann wird mir das erst so richtig bewusst.
Das letzte halbe Jahrhundert sieht man diesen Rückgang und man beobachtet ihn auch in der Wissenschaft. Breit zu Tage getreten ist diese Entwicklung spätestens seit Rachel Carson 1962 ihr Buch Silent Spring veröffentlichte. Ein Buch, dass man auch heute noch vorbehaltlos empfehlen kann.
Verbote? Wo denn das?
Nur in den seltensten Fällen wurden und werden Pflanzenschutzmittel (was ist denn das eigentlich für ein Euphemismus?) verboten. Und wenn sie es denn doch werden, dann sind das zähe Prozesse und zum anderen verbleiben diese Mittel lange in der Umwelt. Das Gift von dem Rachel Carson schrieb, DDT, wurde verboten, seine Folgen sehen wir aber noch immer. Als DDT verboten wurde, war an den Einsatzorten schon lange tot was einmal gelebt hatte. Die Insekten starben zuhauf, die Vögel verhungerten oder starben mit giftigen Käfern im Magen. Und es tötet immer noch. DDT sitzt im Boden und (Grund-)Wasser.
Der Protest gegen das Gift und die öffentliche Aufmerksamkeit, markierten die Geburtsstunde allerlei Umweltbewegungen. Nicht zuletzt, weil die Menschen, im Gegensatz zu anderen Umweltproblemen sehr schnell die Folgen des Einsatzes von DDT sahen.
Nicht nur aber eben auch
Daneben liegt der dramatische Rückgang unserer Artenvielfalt an der Überstrapazierung unserer Umwelt. Das fängt bei den Weideflächen an und endet beim Fischfang in den Weltmeeren.
Überall dort wird mehr aus den Ökosystemen herausgenommen, als diese nachhaltig generieren können.
Dieses überstrapazierende Vorgehen führt dazu, dass zeitweise mehr Nahrungsmittel produziert und gewonnen werden, keine Frage. On the long run sieht das aber anders aus. Da kann nichts mehr nachwachsen, immer weniger Fische können Jahr für Jahr laichen. Das führt zu einer kontinuierlichen Abnahme im Bestand von Bioressourcen.
Mehr haben als brauchen
Viele Vorgehen, die sich in der schwindenden Artenvielfalt niederschlagen, haben ganz direkt etwas mit unserem Umgang mit Lebensmitteln zu tun. Wir produzieren zu Kosten der Natur viel mehr Lebensmittel, als alle Menschen auf der Welt brauchen. Wir produzieren weitaus mehr Lebensmittel als es bräuchte, damit kein Mensch der Welt an Hunger leiden oder gar sterben müsste.
Schon heute könnte die globale Landwirtschaft 12 Milliarden Menschen mit Nahrungsmitteln versorgen. Aber trotzdem leiden mehr als 800 Millionen Menschen an chronischer Unterernährung.
Das zeigt das Ungleichgewicht auf, das derzeit in der Landwirtschaft besteht. Wir produzieren weit mehr Nahrungsmittel als wir brauchen, überstrapazieren dabei die Ressourcen unserer Erde und dabei landen diese Produkte dann noch nicht einmal auf dem Teller, sondern in der Mülltonne.
Der massive Überschuss an Lebensmitteln, den wir produzieren, hat eine ganz direkte Verbindung zu der grassierenden Umweltzerstörung und der damit verbundenen Abnahme der Artenvielfalt. Um dem entgegenzuwirken, wird es darauf ankommen, wie wir zukünftig die Welt mit unserem Teller gestalten.
Lichtblicke sind selten
Ab und an, da wird mal irgendwo eine Art entdeckt, die schon totgesagt wurde. Diese vereinzelten Lichtblicke dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir im Bereich der Biodiversität ein gravierendes Problem haben und das es uns voraussichtlich noch eine Weile begleiten wird. Wie wir damit umgehen und wie stark es uns betreffen wird, dass hängt von uns ab.
Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass vor allem Insekten eine der zentralen Säulen unserer Nahrungssicherheit sind. Und dass wir ohne sie und all die Dienste, die sie uns erweisen, einer düsteren Zukunft entgegenblicken. Die Natur ist ein dichtes Netz, eine Maschine, die aus unzählbar vielen Zahnrädern besteht. Sie ist stabil und sie läuft stetig, kommen ihr einige Zahnräder abhanden, so tut sie weiter ihren Dienst. Irgendwann aber, da kommt ein Punkt, an dem fehlen ihr zu viele Teile, zu viele Zahnräder und da, da stürzt sie dann zusammen. Dann geht gar nichts mehr. Diesem Punkt, dem nähern wir uns rasend schnell.
Es kann nur in unserem Interesse sein, die Notbremse zu ziehen und dem auszuweichen. Was jedenfalls sicher ist: Eine Rückholkampagne ausgestorbener Arten, wie sie in der Populärkultur oftmals angestrebt wird, ist dafür keine Option.
Lichtblicke gibt es immer dann, wenn sich an den Mechanismen, die dieser Entwicklung zu Grunde liegen, etwas ändert und wir ein Stück weit achtsamer mit der Natur umgehen. Immer dann bewegen wir uns ein Stück weiter vom Auseinanderbrechen weg.
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