Letztes Wochenende bin ich wieder bei meiner Oma zu Besuch gewesen. Die für mich spannendsten Gespräche führe ich, glaube ich, mit meiner Oma. Einfach weil unsere Lebenswelten so weit auseinander liegen.

Manchmal, auch da hat mich meine Oma gefragt, warum ich das alles mache. Warum ich letztes Jahr mein Leben so umgekrempelt habe. Warum ich nicht mehr am Theater spiele und plötzlich so ganz andere Sachen mache. Warum ich ihre Rindsrouladen nicht mehr esse, warum ich plötzlich so tiefe Augenringe habe und warum ich so selten zu Besuch komme.

Zu sehen sind zwei Hände: Eine hält die Erde, die andere ist ihr entgegengestreckt. Im Hintergrund scheint die Sonne – ein Symbol der Hoffnung, das den Geist von „Fridays for Future“ widerspiegelt.

Erinnerst du dich, als ich dir erzählt habe, dass ich nach meinem Praktikum im Krankenhaus zum Klimastreik gegangen bin, damals letzten Winter?

Ja, da im Februar, da erinnere ich mich noch dran (trinkt einen Schluck schwarzen Kaffee)

Zur selben Zeit da habe ich ja noch am Theater gespielt, ich habe zu der Zeit gemerkt, dass sich etwas bewegt. Die Klimakrise habe ich ja immer schon etwas mitschwingen gefühlt, aber sie war nie mein Hauptfokus. Ich habe mein Leben so vor mich hin gelebt, als wäre sie nicht sonderlich von Bedeutung. Etwas für die Umwelt habe ich mich schon interessiert, meine VWA schreibe ich ja auch über Tschernobyl (da sollte ich eigentlich auch mal wieder dran weiterarbeiten).
Ich habe genau da irgendwie gemerkt, dass es heute um zwei Grundwerte geht, um Freiheit und um Sicherheit. Und darum, wie es diesen beiden Werten mal gehen wird, wenn ich halb so alt bin wie du jetzt.

Wie darf ich das verstehen?

Ich habe da in meinem vorletzten Schuljahr irgendwie begonnen darüber nachzudenken, wie mein Leben einmal aussehen wird und darüber, wie ich mein Leben gestalten möchte. Aber bin ich eigentlich frei? Und wo bin ich frei? Ich habe das Gefühl, dass alles in unserer Welt so festgenagelt ist. Gottfried Kirchengast, der Wissenschaftler, den ich in Alpbach getroffen habe, der hat das finde ich sehr treffend gesagt, “Wir leben in einer fossilen Gefangenschaft”. Wir sind nicht wirklich frei, wenn wir uns in fast allen Lebensbereichen von fossilen Energieträgern und jenen, die diese fördern, abhängig machen.

Und frei bin ich auch nicht so richtig, wenn die Möglichkeiten um umwelt- und klimafreundlich zu leben mir schwer gemacht werden.
Sicher ist meine Zukunft ja auch nicht, die Klimakrise bekommen wir ja auch schon hier in Österreich zu spüren, und dabei haben wir hier ja reichlich Privilegien.

Das verstehe ich ja schon, dass dir wichtig ist, was mal aus dir wird, mir ist das ja auch wichtig. Verstehe mich da nicht falsch, aber gibt es da nicht andere, die sich um diese Probleme kümmern?

JA. Eigentlich sollte es Menschen geben, die sich darum kümmern, dass es keine Fridays For Future Bewegung gibt, keine Mitglieder von Extinction Rebellion die Straßen besetzen. Das wäre schön, wenn die Welt so wäre, dass man all diese Gruppen nicht brauchen würde.
Wie sich die Klimakrise auf die Welt und auf uns als Menschen auswirken wird ist ja schon lange bekannt. Nur hat das viel zu lange niemanden interessiert. Weils halt bequemer war, sich die Zahlen nicht anzusehen, weils halt angenehmer war, einfach so wie immer weiterzumachen.

Ich würde ja auch viel lieber weniger Fehlstunden in der Schule haben, und mehr Zeit um mich für meine Matura vorzubereiten. Sicher.

Ich verstehe das schon. Da gabs ja immer wieder Themen bei denen es so ähnlich war. Ich bin in meiner Jugend ja auch ab und an für irgendwas auf die Straße gegangen.

Heute ist das aber ein wenig anders. Heute ist das Thema ein wenig größer, ein wenig brisanter, es geht um viel mehr als um dich und mich. Es ist aber auch lange nicht so, dass die Situation, so wie sie heute ist, aussichtslos ist.

Heute proben ja schon Millionen von Menschen, wie eine umwelt- und klimafreundliche Welt aussehen könnte. Die Antworten, die Lösungen, die wir heute brauchen, die liegen ja schon am Tisch. Es geht nur noch darum sie anzunehmen und in unser Leben einzubauen. Deswegen stelle ich ja auch so viel um. Weil ich zeigen will, dass es auch anders geht, dass wir die Welt verändern können.