Parkplätze werden grün, Autos stehen mitten im Gemüse, über Beton darf wieder Gras wachsen. Zumindest wenn es nach Car Park 2.0 des Pariser Designstudios NAB geht.
Als ich so fünf, sechs oder sieben Jahre alt war und mit meinen Eltern im Auto unterwegs übers Land gefahren bin, hatte ich einen Topf Farbe dabei und hirselte (auf Hochdeutsch: malte) alle Dinge an, an denen wir vorbeifuhren. Keine Laterne wurde verschont, kein grauer Zaun, kein Hydrant, keine farblose Hausmauer. Mein Lieblingsmotiv: Blumen. Ich war ein Land-Streicher, ich hinterließ alles in bunt.
Natürlich fand dieses Spiel nur in meinen Gedanken statt. Es machte trotzdem Spaß.
Neu-Land entsteht
Jahrzehnte und viele Innovationen später blühen graue Betonwüsten auf, ganz ohne mein Zutun. Dafür sorgt das Pariser Designteam NAB, allen voran Nicolas Abdelkader, Chef, Architekt, Kreativer. Er stürzte sich mit seinem Team auf eine uns allen bekannte Grauzone: die Parkplätze vor Einkaufszentren. In seinen Plänen reißt er die Betondecke weg und lässt die Erde darunter wieder atmen. Neu-Land entsteht. Mit grünen Wiesen, kleinen Gärten, Obstbäumen, Ladestationen die sich ihre Energie aus Solarpanelen holen. Parkplätze, ja davon wird es auch noch welche geben.
Doch vielmehr soll sich die „Graue Eminenz“ in einen Ort verwandeln, der Menschen anzieht, der lebendig wirkt, der aufblüht und der neue Möglichkeiten offenbart. Die Gärten können zu Ruhezonen werden oder zu kleinen Selbsterntegärten für Menschen, die in der Nähe wohnen. Obst und Gemüse kann angepflanzt, vom Supermarkt betreut und vor Ort geerntet werden. Diskussionen über Verpackung und Transportwege kann man sich so ersparen. Und was in der Sprache der Stadtentwickler so schön „Begegnungszone“ heißt, wäre hier Gang und Gebe. Zu schön um wahr zu sein?
Sanfte Mobilität fördern
Die Neuinszenierung der Gewerbeparkplätze ist noch eine Vision, Partner werden gesucht, aber Nicolas Abdelkader ist zuversichtlich. Schließlich setzt er dort an, wo unsere Probleme klar sichtbar sind: „Die Parkareals sind Sinnbild für unsere Abhängigkeit von Automobilen, für Überverbrauch und irrationalen Urbanismus“, so der NAB Gründer. Sanfte Mobilität fördern, soziale Bindungen aufbauen, grüne Arbeitsplätze schaffen sind einige seiner Ziele. Und ja, dies ist noch ein Gedankenspiel. Die Vorstellung davon macht aber trotzdem Spaß.
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