Unsere Energie ziehen wir seit jeher aus Lebensmitteln, aber welchen Herausforderungen begegnen wir in diesem Sektor in Zeiten der Klimakrise eigentlich? Und ist das überhaupt so wichtig?

Dem Morgen begegnen

Wenn die Klimakrise abdämpfen wollen, müssen wir unseren Umgang mit Land grundlegend verändern. Eine Landwirtschaft, die heute auf große Viehbestände setzt, muss zukünftig den Versuch wagen, eine immer größer werdende Weltbevölkerung mit gesunden und möglichst Co2-neutralen Lebensmitteln zu versorgen. Gleichzeitig muss sie versuchen, die Biodiversität zu erhalten. Eine gelinde gesagt, schwierige Aufgabe.

Ein grober Umriss

Im Durchschnitt brauchen wir 2.350 Kilokalorien pro Kopf und Tag, das sind 114 Watt, also in etwa so viel, wie ein Fernseher in einer Stunde verbraucht. Wir produzieren aber pro Tag und Kopf 5.940 Kilokalorien. Was passiert mit dem Rest, wo bleibt der?
Das kann man ganz gut aufschlüsseln. Mehr als die Hälfte aller verschwendeten Lebensmittel fallen in Asien an. Das liegt daran, dass sich die Ernte und die Lagerung dort, durch das wechselhaft feuchte Klima sehr umständlich gestalten.
In Europa dagegen fällt das Gros der verschwendeten Lebensmittel dagegen in den Haushalten an. Es wird schlichtweg zu viel gekauft, das dann in weiterer Folge im Eiskasten oder sonstwo abläuft.
Auf die Welt gerechnet ergibt das Ganze dann eine stattliche Menge an Lebensmittelabfällen. Wenn man alle verschwendeten Lebensmittel einsparen könnte, wären das genug Kalorien, um alle Menschen in China und Amerika zu ernähren. Weil eine Welt ohne Lebensmittelabfälle utopisch wäre, schauen wir uns das Ganze mal ein wenig realistischer an.

Wie geht man das an?

Die weltweite Lebensmittelverschwendung halbieren, heißt in Entwicklungsländern etwas anderes als in entwickelten Ländern. In ersteren bedeutet es vor allem die Ernte effizienter zu gestalten und bessere oder trockenere Lagermöglichkeiten zu schaffen. Bei uns geht es dagegen eher darum, das auch zu Essen, was wir kaufen. Das klingt eigentlich ganz einfach. Die Praxis zeigt uns aber, dass es genau das nicht ist. Es geht darum, vor dem Einkauf in den Kühlschrank zu schauen, keine 2+1-Produkte zu kaufen und zu lernen, wie man aus übrig gebliebenen Lebensmitteln etwas kocht.

Was ich oft höre ist, dass Supermärkte ja so unglaublich viele Lebensmittel wegschmeißen. Wer schon einmal eine Supermarkt Mülltonne (Stichwort Dumpstern) gesehen hat, der wird dem zustimmen. Jetzt kommt das Aber. Supermärkte sind schon super effizient, sie werfen im Durchschnitt nur ein halbes Prozent seiner Lebensmittel weg.

Was ist mit Biodiesel, wird der nicht auch aus Lebensmitteln gewonnen?

Ja, wird er! Und das in einem gar nicht geringem Maße, pro Kopf und Tag sind das so viele Kalorien, wie eine Pizza Margherita. Eigentlich ganz schön viel. Eigentlich, füllt man den so gewonnen Brennstoff in ein Auto, dann kommt man nicht besonders weit. Genauer gesagt nur ganze 800 Meter, dann bleibt man stehen.
Das zeigt die Problematik der Biotreibstoffe auf. Wer mit Biodiesel und Co. fahren möchte, der verfeuert Lebensmittel. Würden wir uns als Gesellschaft also entschließen, diesen Pfad weiter zu bestreiten, würden wir mehr Hunger in die Welt bringen, als heute schon besteht.

Windräder stehen in einem goldgelben Weizenfeld unter einem blauen, bewölkten Himmel und symbolisieren die Harmonie zwischen nachhaltiger Energie und bewusstem Konsum, etwa der Reduzierung des Lebensmittelverbrauchs.

Brauchen wir neue Technologien um die Welt satt zu machen?

Zugegeben, die Frage ist nicht ganz simpel. Solange der Klimawandel nicht dafür sorgt, dass große Flächen Ackerland unbenutzbar werden, solange reicht es aus, dass wir uns darauf beschränken, sorgsamer mit den Nahrungsmitteln umzugehen, die wir haben.
Wenn aber große Flächen von heute fruchtbarem Boden verdorren, müssen wir uns nach anderen Möglichkeiten umsehen, um dem Hunger in der Welt beizukommen. Dann brauchen wir neue Technologien. Und von denen gibt es schon eine ganze Reihe in der Vorbereitung.

Indoor-Farming. Ja, eine eher unromantische Vorstellung, aber doch eine die zusehends Beachtung und Anwendung findet. Pflanzen, die in speziellen Gewächstürmen wachsen und computergesteuert mit Nährstoffen versorgt werden, könnten bald Gang und Gäbe sein.

Fleisch aus dem Labor. Ähnlich verlockend, aber ebenso in der Forschung ist das Vorgehen, Fleisch im Labor zu züchten. Ganz ohne Tierleid und mit erheblichen Methaneinsparungen. Ob ein solches Vorgehen auch am Markt Anklang findet, bleibt aber wohl noch abzuwarten.

Wassereffizienz. Im Grunde geht es darum Bewässerungssysteme zu optimieren und Meerwasser zu entsalzen um so auch sehr trockenen Gebieten noch Lebensmittel anbauen zu können. Hier setzt man vor allem auf Fortschritte in der Forschung mit Graphen, also ganz dünnem Kohlenstoff.

Gentechnik. Was in Europa wegen gesundheitlichen und ethischen Bedenken noch nicht zum Einsatz kommt, hat in vielen Teilen der Welt schon Verbreitung gefunden. So kann man durch die gentechnische Modifikation Pflanzen beispielsweise weniger empfindlich für klimatische Veränderungen machen.

Foodsharing-Apps. Was immer mehr Einzug findet, könnte bald Standard sein. Solche Apps bieten Lebensmittel an, die knapp vor dem Ablaufdatum stehen und im Handel oder Gastronomie im Müll landen würden.

Eine bunte Palette an frischem Gemüse, wie Knoblauch, rote und grüne Paprika, Zwiebeln und Chilischoten, wird kunstvoll auf einer Holzoberfläche präsentiert – und dient als lebendige Erinnerung daran, den Lebensmittelverbrauch zu reduzieren.

3 Dinge, die ihr tun könnt

Am besten ist es, wenn ihr Lebensmittel kaufst (und auch esst), die Biodiversität fördern. Das mündet natürlich auch darin, weniger Tier- und Fleischprodukte zu konsumieren. Besonders gilt das für Rind- und Lammfleisch, dass in seiner Herstellung besonders viel Methan und CO2 freisetzt. Das heißt nicht, dass man gar kein Fleisch essen sollte, sondern eben nur so viel, wie unbedingt notwendig und dann auch aus nachhaltiger Produktion.

Achtet auf die Produktionsketten deiner Lebensmittel und kauft dort ein, wo diese möglichst transparent sind. So könnt ihr ausschließen, dass ihr ein Produkt kaufst, das antibiotika-belastet ist, die Abholzung von Regenwäldern vorantreibt oder unter sklavereiähnlichen Zuständen produziert wurde.

Last but not least: Nutzt Foodsharing-Apps und rette Lebensmittel, die sonst im Abfall landen würden. So sparst du nicht nur Geld, sondern verringerst sogar deinen CO2-Fußabdruck. Denn Lebensmittel, die im Müll landen, werden in Müllverbrennungsanlagen thermisch wiederverwertet. Was so viel heißt wie, sie werden unter dem Aufwand von zusätzlicher (!) Energie verbrannt.
Ein großartiger Anbieter ist beispielsweise Too good to go.