Ein Sommer in der Stadt? Da könnten wir uns Angenehmeres vorstellen. Denn der urbane Raum heizt sich bekanntlich stärker auf als die ländlichen Gebiete. Und auf schlaflose Nächte in der brütenden Affenhitze können wir wohl alle verzichten. Doch sind Stadt und Hitze im Sommer wirklich untrennbar miteinander verbunden? Einige Trends, welche die Stadt vor Hitze schützen, geben Anlass zur Hoffnung.
Als würde man innerhalb kürzester Zeit verschiedene Klimazonen durchschreiten: So kommt es uns manchmal vor, wenn wir in den Sommermonaten durch die Stadt spazieren. Im einen Viertel ist es angenehm frisch, während der nächste Stadtteil in brütender Hitze steht. Wir sind diesem Mysterium auf den Grund gegangen und haben nach Trends gesucht, die dabei helfen können, die gesamte Stadt im Sommer vor Hitze schützen.
Städtische Hundstage
Der menschengemachte Klimawandel ist in vollem Gang: Schmelzende Polkappen, steigende Meeresspiegel und extreme Wetterereignisse dominieren in den letzten Jahren die Nachrichten in Sachen Klimakrise. Auch in der Stadt sind die erhöhten Temperaturen bereits spürbar. In Wien steigt die Zahl der Hitzetage merkbar. So gab es zwischen 1960 und 1979 jährlich im Schnitt neun Tage mit mehr als 30 Grad Celsius. Zwischen den Jahren 2000 und 2016 wurden bereits 21 solcher Tage verzeichnet. Im Sommer 2018 waren es gar 42 Tage, in denen in Wien über 30 Grad Celsius gemessen wurde. Die Hitze führt nicht nur dazu, dass wir uns nachts schweißgebadet im Bett wälzen, sondern hat auch ernsthafte Folgen wie eine jährlich steigende Anzahl an Hitzetoten. Für die Zukunft könnte das noch verheerendere Auswirkungen bedeuten. Wie aber können wir die Stadt vor Hitze schützen?
Trend 1: Urban Greening
Um den Wärmeinsel-Effekt, auch Urban Heat Island (UHI) genannt, erfolgreich zu bekämpfen, ist es unbedingt notwendig, die ausgeprägte Bodenversiegelung in der Stadt zurückzudrängen. Denn Beton, Asphalt und Dachflächen heizen sich tagsüber auf und verhindern ein nächtliches Abkühlen. Dass kein Lüftchen zu spüren ist, kennt man in ländlichen Gebieten nur an wenigen Tagen im Jahr – in der Stadt wird die stehende Hitze hingegen zum permanenten Zustand im Sommer. Ein Zuwachs an Grünflächen ist eine der wichtigsten Maßnahmen um die Stadt vor Hitze zu schützen. Den zugehörigen Trend kennt man unter dem Begriff Urban Greening. Und das ist nicht nur gut fürs Klima, sondern macht auch optisch richtig was her. Denn beim Urban Greening wird die Stadt vor Hitze geschützt, indem mehr Grünflächen wie Parks, Wiesen, Gemeinschaftsgärten, bepflanzte Fassaden, Baumbepflanzungen und Co in das Stadtkonzept integriert werden. Die grünen Stadtoasen verbessern so das Mikroklima und obendrein werden Luftverschmutzung, Lärm- und Staubbelastung sowie CO2-Emissionen reduziert. Klingt ziemlich cool, oder?
Trend 2: Atmungsaktive, nutzbare Oberflächen
So schön wir das auch fänden: Die ganze Stadt lässt sich wohl kaum in einen Wald verwandeln – das wäre dann wohl auch eine Themenverfehlung des Konzepts Stadt. Doch neben Grünflächen ist es auch wichtig, die restlichen Oberflächen nicht ausschließlich Asphalt- und Betondecken zu überlassen. Insbesondere Nutzflächen wie Geh- und Radwege sowie Innenhöfe können durch alternative Befestigungen wie Pflasterungen, Platten, Rasengittersteinen sowie durchlässige Decken aus verklebtem Edelsplitt gestaltet werden. Denn diese Materialien sind häufig nicht nur ökologischer, sondern speichern auch weniger Wärme – und tragen somit dazu bei, die Stadt vor Hitze zu schützen.
Trend 3: Urban Wetlands
Richtungsweisend in Sachen Hitzebekämpfung ist die Nutzung von Regenwasser zur Verdunstungskühlung in Städten. Eine problematische Auswirkung hat nämlich die Ableitung des Niederschlagswassers in Kanäle und Sickerschächte in Städten. Diese Ableitung trägt ebenfalls zur Überhitzung bei, weil dadurch die natürliche, kühlende Verdunstung verhindert wird. Eine Maßnahme gegen den Effekt bieten Teiche und Urban Wetlands. Urban Wetlands sind dabei quasi das erfrischendere Upgrade von Teichen: Darunter versteht man wassergesättigte Vegetationsbeete, also stark bewachsene Wasserflächen. Zum Hineinspringen während eines Stadtspaziergangs zwischendurch sind sie somit nicht geeignet – doch der Bewuchs der Wasserfläche steigert die Kühlleistung erheblich. Um eine ausreichende Wasserversorgung dieser Wetlands zu gewährleisten, empfehlen Experten die Koppelung mit Regenwasserspeichern.
Trend 4: Photonische Membranen
Eine bauliche Gegenstrategie, die noch in den Kinderschuhen steckt, aber großes Potenzial verspricht, sind photonische Membranen. Diese neuartigen Membranen besitzen eine selektive Strahlungsreflexion – das bedeutet, dass sie Sonnenstrahlen reflektieren können und gleichzeitig für langwellige Infrarotstrahlung durchlässig sind. Ziel dieser futuristisch anmutenden Strategie ist es, urbane Flächen wie Innenhöfe mit dem speziellen Material zu verhüllen, das den Treibhauseffekt quasi umdreht. Helligkeit kommt schließlich durch die Membran – doch die Temperatur wird um bis zu zehn Grad verringert. Besonders praktisch: Strom oder Wasser sind für die Funktionsweise nicht nötig.
Trend 5: Cool Colors
Schweißausbrüche und Hitzewallungen im städtischen Sommer lassen sich auch durch eine weitere bauliche Maßnahme verhindern: nämlich reflektierende Farben. Die sogenannten Cool Colors nutzen die Trennung des sichtbaren und nicht-sichtbaren Strahlungsspektrums der Sonne. Dadurch können selbst farbige Oberflächen bis zur Hälfte der energiereichen kurzwelligen Einstrahlung reflektieren, ohne aber zu blenden.
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