9. März 2022: „Ich will nie in einem ‚Job‘ arbeiten und ich will nie ‚in Pension gehen‘. Ich will jene Dinge tun, die mir und anderen Menschen Freude bereiten und dadurch meinen Lebensunterhalt ermöglichen.“ Dieses Zitat stammt von Christian Hlade, Gründer von Weltweitwandern und selbst begeisterter Wanderer. Weltweitwandern ist ein Reise- und Tourenanbieter mit Sitz in Graz, der seine Gäste an Orte abseits von ausgetretenen Pfaden der Welt führen und durch lokal verwurzelte Guides inspirierende Wandererlebnisse kreieren. Via Zoom hat Christian Hlade einen Einblick gegeben, wie er nachhaltiges Reisen versteht, ob Reisen ohne schlechtes Gewissen überhaupt möglich ist und welche Reisedestinationen er aktuell empfiehlt.
Weltweitwandern schafft Weite
Wenn man Christian Hlade lauscht, ist rasch herauszuhören, dass er insbesondere das internationale Updaten mit den lokalen Guides, mit touristischen Institutionen, sozialen Initiativen – aus holistischen Interessen regelmäßig digital, aber auch Face-to-Face durch Seminare vor Ort – pflegt. Dass sich durch diese weltweiten Vernetzungen neue Perspektiven eröffnen, sich einiges in seinem Leben selbst relativiert, ist in seinen Botschaften zu erkennen: „Wenn man welt-weite-Nachrichten von seinen Guides bekommt, wie zum Beispiel die Corona-Situation in Bhutan oder in Portugal ist, bin ich natürlich vernetzter und dadurch entsteht eine gewisse Weite des Bildes. Noch besser als online ist es natürlich, wenn man dann wieder „in echt“ in die Länder reist. Hier öffnet sich automatisch der Horizont, das habe ich auf meinen letzten Reisen wieder stark wahrgenommen.“
Nachhaltigkeit und Flugscham
Zu Reisen bedeutet eben auch schnell mal in den Flieger zu steigen und mit einer gewissen Flugscham konfrontiert zu werden – die Verantwortungspflicht bezüglich der größten Herausforderung der Menschheit fliegt dann auch beim einen oder anderen mit. Denn ohne schlechtes Gewissen in den Süden zu fliegen, erscheint ja unmöglich zu sein, oder? – Christian Hlade sieht dies differenzierter:
„Reisen ist wichtig, um zu sehen, dass es andere Arten zu leben, andere Kulturen, andere Landschaften gibt und wir alle im gleichen Boot sitzen. Das große Bild, aber auch ein verantwortungsvolles Bild entsteht, um eben zu sehen, dass es uns allen ähnlich geht.“
Weiters bedeutet für ihn nachhaltig zu reisen, dass an mehreren Schrauben gedreht wird: „Man muss sich seine Partner vor Ort gut aussuchen, Wertschöpfung im Reiseland sicherstellen und seine Reisen und auch die Dauer bewusst auswählen. Beispiel „Madeira“. Dort ist der durchschnittliche Aufenthalt, bedingt durch viele Billigflieger, nur mehr 5 Tage. Wenn allerdings der Urlauber, die Urlauberin durchschnittlich 15 Tage bleibt, ist die lokale Wertschöpfung höher und ich sehe auch mehr vom Land. Wenn man dann noch in einer Unterkunft wie der Quinta dos Artistas (Partner von Weltweitwandern auf Madeira) unterkommt, die mit Photovoltaik am Dach ausgestattet ist, Jobs für die lokale Bevölkerung sich dadurch ergeben, glückliche Hühner in der eigenen Landwirtschaft – dann wird auch viel Positives unterstützt. Mit dem Reisen verantwortungsvoll umzugehen, heißt für mich auch länger vor Ort zu bleiben. Auch mal Ziele auswählen, wo man mit öffentlichen Verkehrsmitteln hinreisen kann. Es gibt ja mittlerweile tolle Angebote, die gerade entstehen, wie z. B. die Nachtzüge der ÖBB. – Aber überhaupt nicht mehr wegfahren? So eine Welt finde ich schrecklich und es würde auch all die tollen Initiativen unserer lokalen Partner vor Ort zerstören, die dann plötzlich kein Einkommen mehr haben.“
Doch in diesem Boot der Verantwortung sieht der Markenbotschafter von Weltweitwandern jede und jeden miteinbezogen: „In diesem 360 Grad-Konzept sehe ich auch die Kunden in der Verantwortung. Auch diese werden beispielsweise angehalten, dass sie ihre Trinkflaschen mitnehmen, dass nicht so viele Plastikflaschen vor Ort gekauft werden. – Nachhaltigkeit ist ein Spiel, bei dem alle mitspielen müssen und obendrein sind unsere Reisen nicht nur ein Produkt, das man konsumiert.“
Die Zukunftsreise des Tourismus und Reise-Tipps
Ganz, ganz viele Reisedestinationen würde Christian Hlade empfehlen: „Madeira ist für mich immer wieder ein Heimkommen und für viele der Gäste gibt es dort immer etwas zu entdecken. Es blüht ständig etwas, „Südamerikanische Landschaften“ kommen einem unter, Wasserfälle und von üppigen Urwäldern bis Wüsten, von Hochgebirge bis traumhaft schöne Meereslandschaften. Eine unfassbare Vielfalt innerhalb 1-2 Stunden – was auch zum Wandern genial ist.“
Neben Madeira führt Christian Hlade Nepal, Kirgistan, Albanien oder Marokko, aber ebenso Polen an. „In Polen, gibt es wahnsinnig Schönes zu entdecken, das mit Zug bzw. öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Auto leicht zu erreichen sind. – Im Osten von Polen gibt es Urwaldgebiete, die haben vielleicht nicht so viele Höhenmeter, Superlativen, aber dennoch findet man dort eine großartige Landschaft und viele Initiativen des sanften Tourismus vor. Ich war letztes Jahr sogar zweimal in Polen, weil mich das Land so fasziniert hat.“
Weltweitwandern setzt seit jeher auf verantwortungsvolles Reisen, immer mehr springen auf den Zug des sanften, nachhaltigen Tourismus auf: „Konkurrenz sehe ich aber dabei nicht nur negativ, denn wir realisieren spannende Projekte, die sich vielleicht auch andere Abschauen und das kann auch für einen Wandel sorgen, für ein „Momentum“ in der Branche. Und je mehr sich unserer Vision anschließen, desto besser.“
Reisen und der Bruch der Routinen
„Ich bin hier in meinem Alltag manchmal auch gefangen, immer wieder die gleichen Abläufe, Prozesse. Das lähmt mich manchmal. Wenn ich reise, bricht das auf. Schon allein im Nachbarland Slowenien kann ich mich mit anderer Sprache und neuem Essen auseinandersetzen– das bricht sofort die eigenen Routinen auf. Und wenn man dann in z.B. Marokko mit dem Dromedarführer um´s Feuer in der Wüste sitzt, dann relativiert das sofort den Alltagstrott von zuhause. Ich und viele andere brauchen das manchmal, so einen Bruch der Routinen und das bringt wieder Raum für neue Ideen.“
Christian Hlade ist Gründer, Projektleiter und Markenbotschafter vom Grazer Reiseunternehmen „Weltweitwandern“, das inspirierende Reisen, Begegnungen mit Menschen und Kulturen, mit der Natur und sich selbst ermöglicht. Weiters ist er Gründer und Obmann der Vereine „Buddhismus im Alltag“ und „Weltweitwandern Wirkt“ sowie Autor von „Wandern wirkt“ (2016), „Das große Buch vom Wandern“ (2019) und „Wanderwissen“ (2021).
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