Seit 1990 ist der 22. April der Tag der Erde, dieses Jahr steht er unter dem Motto “Restore our Earth”. Es ist ein Tag zum Nachdenken darüber, wie wir mit unserer Umwelt umgehen.

Die Baustellen

Und das diesjährige Motto passt gut, denn Baustellen gibt es mehr als genug.
Und ja, das Klima hat sich immer verändert. Keine Frage. Aber nie, jedenfalls nie, als es höher entwickeltes Leben gab, hat es das so schnell und so stark wie es das jetzt tut. Nie tat es das, weil wir Menschen oder irgendwelche Organismen der Ursprung dieser Veränderung waren. Das ist ein neues Phänomen, jedenfalls am Maßstab des organischen Lebens bemessen.

Und ja, es gab schon immer Naturkatastrophen. Neu ist aber, dass sie so folgenschwer sind und so häufig auftreten. Diesen Wandel mag es gegeben haben, aber nicht so rapide.
Und ja, Lebewesen haben sich immer an ihre Umwelt angepasst. Nur hat sich dieser Prozess über weitaus längere Zeiträume erstreckt, genauso wie der Wandel der Umwelt. Nicht so wie das jetzt ist.

Aus der Balance

Die Natur kann nicht mehr Schritt halten. Die Folgen zeigen sich im Massensterben der Arten, Experten sprechen gar vom sechsten Massenaussterben. Von den 15 Millionen Arten, die unsere Erde beherbergt, verlieren wir jedes Jahr 30.000, die meisten davon haben wir noch nicht einmal entdeckt.

Wohlgemerkt, diese Entwicklung hat viele Ursachen – eine davon, aber bei weitem nicht die Einzige, ist die Klimakrise. Was es aber sicher bedeutet ist, dass unsere Biodiversität immer weiter abnimmt und damit gleichzeitig alle Ökosysteme instabiler werden. Gleichsam treibt der Verlust ihres angestammten Lebensraumes immer mehr Tiere in urbane Gebiete, was das Überspringen von Zoonosen erleichtert. Auch hier gibt es für uns ein enormes Risikopotential.

Eigenartige Zweifel

Ich finde es eigenartig, wenn Menschen versuchen den Einfluss des Menschen auf das Klima zu negieren. Denn was wäre denn, wenn dem so wäre? Dann würde die CO2-Konzentration in unserer Atmosphäre immer noch in einem nie dagewesenen Tempo zunehmen und die Durchschnittstemperatur auf unserer Erde beängstigend schnell ansteigen. Sollte es uns nicht gerade noch mehr in Panik versetzen, wenn wir nicht wüssten, was denn für diese Entwicklung verantwortlich ist?

Was hätten wir denn zu verlieren, wenn es die Klimakrise gar nicht gäbe? Luft die vielerorts krank macht. Allein in Europa führt die Luftverschmutzung jedes Jahr zu mehr als 400.000 vorzeitigen Todesfällen. Und dabei gelten in diesem Bereich in Europa schon hohe Normen. Andernorts sieht es da noch viel erschreckender aus.

Was hätten wir denn zu verlieren, wenn die Flüsse und Gewässer wieder sauber wären?

Was wäre denn, wenn der Lärm unserer Straßen zurückgehen würde und nicht Jahr für Jahr 12.000 Tote fordern würde.
Diese Folgen, die tragen wir schon jetzt. Die Liste ließe sich noch weitaus länger schreiben, bevor sie denn zu einem Ende käme. Das zeigt, wie hoch die menschlichen Kosten unseres Umgangs mit der Erde sind.

Ob es wohl anders wäre?

Manchmal frage ich mich, ob das Verhältnis zur Klimakrise ein anderes wäre, wenn die Gefahr plastischer wäre. Was denn wäre, wenn ein Meteorit auf die Erde zufliegen würde und man davon wüsste. Ob dann auch so viele Menschen sagen würden: “Ach die Wissenschaftler, die da in ihren Laboren herumsitzen, was verzapfen die da, ich sehe da ja gar nichts. Und überhaupt, so schlimm kann das ja gar nicht sein.“

Wenn mich das Nachdenken über die obige Frage nicht mehr reizt, dann setze ich mich vor den Fernseher und was sehe ich da? Ab 20:15 laufen meist geschlossen irgendwelche Action-Blockbuster á la Emmerich. Hier eine Gefahr, ach je die ganze Welt droht unterzugehen. Tada, es kommt eine Gruppe an Helden daher, es gibt einen Rückschlag und naja sie schaffen es doch. Die Welt ist gerettet.

Warum schauen wir uns sowas gern an? Denn die schiere Masse dieser Filme, lässt diesen Schluss ja zu. Wenn wir uns aber als Menschheit in einer ähnlichen Situation befinden, dann machen wir eben nichts, oder steuern sogar Willens auf diese Katastrophe zu.

Unsere Ökosysteme geraten zunehmend aus der Balance.

Rissige, trockene Erde mit unregelmäßigen Mustern und warmen, erdigen Tönen evozieren trockene Bedingungen, die an jene erinnern, die auf „Tag der Erde“ hervorgehoben werden.

Verbrannte Erde

Unser gegenwärtiges Handeln schöpft derzeit den Rahm ab, um in Bälde nur noch verbrannte Erde zu hinterlassen. Um die Folgen dessen zu sehen, wohin uns dieser Weg führt, braucht man keine Zeitreise mehr. Vielerorts reicht ein Fenster aus. Jahrhundertunwetter, Jahrhundertstürme und Jahrhunderwasauchimmer verdienen diesen Namen schon gar nicht mehr, sie treten jetzt gut und gerne mehrmals im Jahrzehnt auf. Wenn auch nicht überall auf der Welt. Man denke nur an die australischen Unwetter vor wenigen Wochen zurück. Auf ein Jahr der folgenschweren Brände, folgt ein Jahresanfang ungekannter Regenfälle.

Immer mehr gerät das biologische Gleichgewicht des Ökosystems Erde aus der Balance. Dabei bedenke man, dass wir a) erst am Anfang dieser Entwicklung stehen und b) Österreich noch eher schwach betroffen ist.

Aber auch uns und unsere Natur, unsere Heimat, hat der Wandel des Klimas nicht ausgelassen.

Das zeigt sich vor allem da, wo die hiesige Natur am schönsten und gleichzeitig am bekanntesten ist, in den Alpen. Weniger Schnee und immer stärker abschmelzende Gletscher, das sind Phänomene, die sich auch hier schon niederschlagen.

Jeder Tag, ein Tag der Erde

Aber eigentlich, da sollte für uns jeder Tag ein Tag der Erde sein, denn auf ihr und von ihr leben wir. Sie zu schützen, heißt gleichermaßen auch uns zu schützen. Dabei darf und kann es nicht nur darum gehen das Klima zu schützen, sondern in den vielen Aspekten der Umweltzerstörung Alternativen zu finden und Schäden, soweit möglich zu beheben. Dass das auch geht, ist ja lang kein Geheimnis mehr. Dass Alternativen offenstehen, die kostengünstig und nachhaltig sind und Arbeitsplätze schaffen, eben so wenig. Die Früchte einer solchen Entwicklung haben einen Preis, aber sie kommen allen Menschen zugute.

Dabei geht es darum, ein Auge auf die Zukunft zu haben, denn alles, was wir tun und alles was wir nicht tun, formt die Welt von morgen, die einmal andere besiedeln werden. Und wenn wir es denn nicht für die Tiere, die Umwelt oder irgendetwas, das manch einer als Ökoquatsch abtun mag machen, dann sollten wir es jedenfalls für uns Menschen wagen.

In unserem Podcast  spricht Leo Zirwes über sein Engagement bei Fridays For Future und die vermeintliche Atomstromfreiheit Österreichs.