In Anbetracht dessen, dass zurzeit 20 Millionen Menschen weltweit wegen den Auswirkungen des Klimawandels auf der Flucht sind bzw. bis 2040 200 Millionen Klimaflüchtlinge ihre Heimat verlassen werden müssen, um zu überleben, bin ich „pessimistisch“ gestimmt.

Besonders betroffen sind unter anderem die Sahel Zone in Afrika, Bangladesh und viele Inseln im Südpazifik. Kiribati ist ein konkretes Beispiel dafür. Noch in diesem Jahrhundert müssen 110.000 Menschen wegen des steigenden Meeresspiegels ihre Heimat verlassen. Forscher messen erstmals über 20 Grad Celsius in der Antarktis, Bienen leiden unter den milden Wintertemperaturen in Österreich, denn bei warmen Temperaturen kann sich die Varroa-Milbe leichter vermehren, über eine Milliarde (!!!) Tiere sind bei den australischen Waldbränden in diesem Jahr getötet worden und, und, und… ergo liegen die dramatischen Fakten am Tisch, Bilder uns im Magen, doch was tun? Wie können wir im Kollektiv bzw. als Individuum (noch) die Welt retten?

Wir fragen uns heute, wie solche sinnlosen Gemetzel wie in den beiden Weltkriegen möglich waren. Und genauso wird man sich in Zukunft einmal fragen, warum die Menschen nichts für den Umweltschutz getan und einfach weitergelebt haben.

Hugo Portisch

Der weise politische Mittelweg ist das Ziel

Wir kennen sie alle. Die Floskeln der Sprücheklopfer unter uns: „Aufgegeben wird nur ein Brief!“ oder „Steck den Kopf nicht in den Sand!“ Ja, insbesondere bezüglich der Klimakrise, jetzt, „kurz vor 12“, gilt´s einen „kühlen Kopf zu bewahren“. – Doch genau das braucht’s nun tatsächlich, einen Mittelweg zwischen Panik-Mache und Ohnmacht, besser bekannt als „weiser Mittelweg“ auf allen Ebenen.

Der Amtsbeginn der neuen Präsidentin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen, die mit einem Budget von 1.000 Milliarden Euro bis 2030 für den Klimaschutz (Ziel: bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent zu werden) oder das Comeback der Grünen bei der letzten Nationalratswahlen, die nicht nur wieder den Einzug ins Parlament geschafft haben, sondern nun mit der ÖVP eine Koalition bilden, gibt durchaus Hoffnung. Nötig ist eine Abkehr von Kohle, Öl und Gas bzw. der Umbau von Wirtschaft, Landwirtschaft, Verkehr und privater Energienutzung.
Doch, was kann ich selbst, abgesehen von wählen gehen bzw. Volksbegehren unterzeichnen, abseits des politischen Spektrums bewirken?!

Get active – Micro Activism

Lass deinen kreativen Ideen, Überzeugungen und Worten Taten folgen. Frag bei deinen Einkäufen nach, wo dieses Produkt hergestellt wurde, konfrontier die Verkäuferinnen (z.B. Humanic, Camper, etc.), warum im Winter die Türen offen stehen, schließe dich Initiativen wie „Plastic Attack“ (Umweltaktivisten haben nach ihren Einkäufen Plastikverpackungen der Waren auf eine friedliche Art und Weise in den Supermärkten zurückgelassen, um auf die absurde Plastikkultur aufmerksam zu machen.) an, etc. Es gibt so viele grandiose Ideen, die nur dann Wirkung finden, wenn sie umgesetzt oder zumindest geteilt werden – Aktivisten von Fridays For Future oder Extinction Rebellion freuen sich über wertvolle Impulse.

Mehr Wissen, mehr Bewusstsein

97 % der Wissenschafter (Environmental Research Letters: Cook et al., 2013) sind sich einig, dass der Klimawandel menschengemacht ist. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Lobbygruppen der fossilen Industrie seit Jahrzehnten gezielt Zweifel an diesem wissenschaftlichen Konsens streuen. 2015 wurde bei der Pariser Klimakonferenz entschieden, dass sich die Erde nicht mehr als 1,5 Grad Celsius erwärmen darf. Wird dieses Ziel nicht eingehalten, könnten so genannte Kippelemente ausgelöst werden, die zu einem viel rasanteren Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur führen, obendrein wäre die bereits eingetretene Klimakrise nicht mehr zu beherrschen. Bis zu 49 % könnten wir global betrachtet an CO2 Emissionen einsparen, wenn wir denn alle vegan essen würden (siehe Artikel „Reducing food´s environmental impacts through producers and consumers“).

Zu wissen, was man weiß, und zu wissen, was man tut, das ist Wissen.

Konfuzius

Wie man 20 Tonnen CO2 durch Ernährung einsparen kann

Wer sich fleischlos ernährt bzw. seinen Fleischkonsum reduziert, spart ca. 400 Kilogramm CO2 im Jahr ein. In Summe wären das in 50 Jahren 20.000 Kilogramm CO2. Nur zum Vergleich: Der Verzicht von 3 Hin- & Retour Flügen von Wien nach Bali haben einen ähnlichen Impact.
Aber auch beim Einkauf von Obst und Gemüse ist auf Saison und Region zu achten. Wer Spargel in Österreich, statt in Chile kauft, spart immerhin 1,7 Kilogramm CO2. Oder auch Ingwer muss nicht mehr zwingend aus China importiert werden, mittlerweile gibt’s jenen in ausgewählten Supermärkten oder – Geheimtipp für alle Wienerinnen und Wiener – im Bauernladen Helene Ziniel (Kettenbrückengasse 7, 1050 Wien) von Claudia und Gerald Kern aus dem Seewinkel im Burgenland. – Ja, das bringt der Klimawandel auch mit sich.

Zug statt Flieger

Ein einziger Hin- und Rückflug von Wien nach Brüssel verursacht ca. 400 Kilogramm CO2. Eine Bahnfahrt mit dem Nachtzug dauert zwar länger (14 Stunden statt ca. 5h (inkl. Wartezeit)), ist aber um 360 kg CO2 umweltfreundlicher. Zurzeit kostet ein Ticket nach Brüssel im Schlafwagen 139- 200 Euro im Einzelabteil, das wird sich wegen der Nachfrage (10-12% Zuwachs im Jahr 2019) und der Klimadebatte auf politischer Ebene ändern. Auf nationaler Ebene laufen die Verhandlungen bezüglich des „1,2,3-Klimatickets“ bekanntlich ja auf Hochtouren. Einen Euro am Tag soll ein Jahresticket für ein Bundesland kosten, zwei Euro ein Ticket, das in zwei Bundesländern verwendet werden kann. Drei Euro soll die Benutzung von den „Öffis“ in ganz Österreich kosten.

Strom sparen!

Strom zu sparen beginnt u.a. beim Heizung-Runterdrehen (Das Temperatursenken in der Nacht auf 15 Grad spart knapp 300 Kilogramm CO2/Jahr), beim Einkauf von Maschinen – nicht immer ist das günstigste Gerät auch das nachhaltig Preisgünstigste -, bei „Stinkesocken“ oder Handtüchern 60 Grad statt 95 Grad Waschen, etc.
In Summe lassen sich dadurch schnell einmal 1.000 Kilogramm CO2 in einem Vier-Personen-Haushalt im Jahr einsparen, wählt man noch den richtigen ÖKO-Strom-Anbieter, bringt das enorm viel für das Klima. Bis zu 1,9 Tonnen können dadurch zusätzlich ergänzt eingespeist werden.

Fazit

Was auf politischer Ebene gegen die globale Klimakrise geschieht, ist sehr begrenzt durch uns als Individuen zu beeinflussen. Themen, wie „Die Welt retten“, sind in der Politik, Kultur (Brad Pitt lässt mit seinen Dokumentarfilmen, Oscar-Preisträger Joaquin Phoenix mit seinen Extinction Rebellion Auftritten aufhören) und Sport (Dominic Thiems Rede bei den Australian Open) populistisch genug geworden, dass so manche diese grüne Welle surfen – aus welchem (un)eigennützigen Motiven auch immer dieser Trend verfolgt wird -, soll uns recht sein. Wichtig ist, dass Ideen und Worten weise, nachhaltige Taten in einem ökosozialen Rahmen folgen werden, denn das Haus brennt.

Es ist u.a. eine Frage des kollektiven Bewusstseins, das v.a. auf Taten – statt Worten – wächst. – Konkretes Beispiel: Forscher haben eine politische Kampagne begleitet, die Menschen zum Bau einer Photovoltaikanlage auf ihrem Dach motivieren wollte. Aktivisten, die selbst eine Anlage hatten, überzeugten 63 % mehr, dies auch zu tun. Ergo ist nicht nur Corona ansteckend, sondern auch unser Verhalten. Je mehr Menschen von der Klimakrise überzeugt sind und Verantwortung übernehmen, desto eher handelt nicht nur der Nachbar und die Familie, sondern auch Wirtschaft und Politik und desto eher können wir die Welt retten.