Genaugenommen ist ein Hometrainer ein Kleinkraftwerk. Manche zeigen ja auch, wieviel Leistung gerade in ihnen steckt. Könnte man diesen Strom dann nicht „rausspielen“?
Manche Dinge klingen gut. Manche besser. Und manche zu gut. Erst recht, wenn sie rund um Neujahr aufpoppen – in der #GuteVorsätze-Zeit. Da ist Skepsis angesagt. Trotzdem sollte und darf man über vermeintliche 1000-Gulden-Ideen reden: Vielleicht ist ja doch was dran.
Hier kommt sie also, die eierlegende Fitness-und-Stromerzeugungs-Wollmilchsau. Der perfekte Neujahrsvorsatz: Gleichzeitig etwas für Fitness und Energiewende zu tun, klingt doch super. Noch dazu, wo die Idee auf der Hand liegt – und das Konzept lange bekannt ist. Einen „Dynamo“ kennt man ja noch von älteren Fahrrädern: Solange der über die Reifenrotation „angetrieben“ wird, gibt es Strom für das Fahrradlicht.
Dieses Prinzip von Magnet, Spule und Rotation wird – hochkomplex verfeinert – auch im Großen angewandt: Bei Wasser- und Windkraftwerken. Und am Rad wird das Dynamo-Prinzip anderswo wieder populär: Beim „Bike-Cinema“ diverser Sommerkinos. Da erstrampeln Kinobesucher:innen den Strom, der den Projektor betreibt. Und spätestens beim Abspann fragt dann wer, wieso „bei Fitnessgeräten eigentlich Strom ins Gerät muss: der müsste doch rauskommen.“
Unlogisch ist der Gedanke nicht. Schon gar nicht, wenn man sieht, welche Leistungswerte sogenannte „Rollentrainer“ oft anzeigen: 200 Watt hat man rasch am Pedal – und Oldschool-Glühbirnen leuchten mit 60 Watt. Da liegt die Frage nahe: Können Hometrainerm Strom erzeugen? Ja, können sie. Theoretisch. Doch ganz so einfach ist die Sache nicht. Leider. Dennoch: dass „smarte Rollentrainer“ energieautark sein und Tablet oder Handy laden helfen können, ist immerhin ein Anfang.
Apropos Anfang: „Rollentrainer“ sind die High-Tech-Nachkommen der „mechanischen“ Trimm-Dich-Fit-Zimmerfahrräder der Großeltern. Das Grundkonzept ist unverändert: Man radelt mit Widerstand. Früher: Manuell einstellbare Bremsbacken. Heute: Elektromagneten. Aus deren Steuerdaten lassen sich (theoretisch) auch Geschwindigkeit und Distanzen anleiten. Kennt man das Gewicht der fahrenden Person, lässt sich auch ihre Leistung berechnen.
475 Watt sind dann ein Berg – denn die „Landschaft“ kommt aus dem Radcomputer. Oder dem Netz: Auf Plattformen wie „Zwift“ oder „Rouvy“ fahren tausende Avatare gleichzeitig durch virtuelle Welten. „E-Sports“ im Wortsinn: Statt mit Keyboard und Joystick mit Pedal und Muskelkraft. Man rollt über imaginäre Inseln und Gebirge. Es gibt Weltmeisterschaften – mit Radprofis aus der „echten“ Welt.
Auch manche Strecken sind echt. Doch ob hochauflösend abgefilmt oder „nur“ virtuell generiert: Der „Berg“ ist echt – die 475 Watt (oder noch mehr) um rauf zu kommen muss man sehr real treten. Womit wir wieder bei der Eingangsfrage wären: Kann man diese Power nicht aus dem Gerät „herausholen“? Bei Dynamo und Sommerkino geht das ja auch.
Wie gesagt: Man kann. Beinahe. Unter der Unzahl an „smarten“ Rollentrainern am Markt gibt es derzeit zwei, die als „Selbstversorger“ fahren können. Fast immer. Fast? Ja, denn die Tücke steckt im Detail: Es gibt einen Modus, in dem die Selbstversorgung nicht funktioniert. Nicht funktionieren kann: Bergabfahren.
Da ist man schnell und wird schneller – tritt aber kaum. Ohne Energie von „außen“ bliebe der Avatar einfach stehen. (Beim „klassischen“ Fahrraddynamo geht an der Kreuzung ja auch das Licht aus. Darum verwendet ihn heute kaum mehr wer.) Und das „Rausspielen“ von Energie, der Traum vom Einspeisen ins Netz, ist superkompliziert: Die Leistung ändert sich am Rad ja permanent und Gleich- oder Konstantrichten ist technisch „tricky“. Im Großen können Energie-Provider davon Lieder singen. Im Kleinen ist mehr als das (Teilzeit-)Laden von „schwachen“ Einzelgräten wie Handy oder Tablet nicht drin. Noch nicht.
Außerdem ist da noch etwas: High-End Trainer sind teuer. Wer den günstigsten „autarken“ Trainer (den Tacx Neo 2) um weniger als 1200 Euro findet, hat schon „smart“ gesucht. Und braucht noch ein Fahrrad, das auf die Maschine geschnallt werden kann.
Doch wenn die Frage nur lautet „geht das?“, ist die Antwort einfach: „Ja“. Denn grundsätzlich wäre es möglich, Strom aus Fitnessgeräten zu holen. Auch wenn da noch viele „Abers“ sind: Das ist ein Anfang. Und um den geht es bei guten Vorsätzen ja auch.
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