Umweltsünder durch Corona? Wie wir die Klimakrise trotz Pandemie nicht aus den Augen verlieren
18.11.2020 • von Katharina Pirker
Die Corona-Krise hält die Welt in Atem. Die Klimakrise gerät dafür in den Hintergrund und scheint für viele derzeit weniger wichtig zu sein. Wie wir umweltschädigendes Verhalten vermeiden, schlechte Gewohnheiten wieder loswerden und was die Heizschwammerl-Debatte damit zu tun hat.
Krise heißt Veränderung. Die Frage ist nur, in welche Richtung? Die Covid-19-Pandemie stellt für uns alle eine große Herausforderung dar und beeinflusst unseren Konsum. Während dem Lockdown kochen wir viel selbst, vermeiden unnötige Wege und entdecken unseren grünen Daumen – gleichzeitig greifen wir aus hygienischen Gründen öfter zur Einwegverpackung beim Take-away oder nehmen lieber das Auto als die Öffis. Bei Vielen gerät der nachhaltige Lifestyle ins Wanken, andere beschäftigen sich durch die Krise erst recht mit dem Thema Nachhaltigkeit.
Das österreichische Gallup Institut hat im September 2020 eine Studie veröffentlicht, wonach 23 Prozent der Konsument*innen beim Kauf von Produkten besonders auf Umweltaspekte achten. Regionalität, Natur und Klimaschutz entwickelten sich 2020 durch die Corona-Krise zu den Themen der Zukunft und das Bewusstsein für Nachhaltigkeit wurde noch weiter verstärkt.
Allgemein denken Verbraucher*innen mehr über die Qualität der Produkte nach und reihen Nachhaltigkeit weiter vorne im Kaufprozess. Auch die Erwartungen an ethisches Verhalten von Unternehmen und Organisationen ist gestiegen. Konsument*innen hinterfragen nun, woher das Produkt kommt, unter welchen Bedingungen es hergestellt wurde und ob der/die Produzent*in fair entlohnt wird.
Grundsätzlich geben die Menschen weniger Geld aus, bestellen jedoch mehr online. Dabei ist der Kauf im Online-Handel per se nicht schlecht: Er bringt sogar Vorteile, etwa durch den Wegfall beheizter Geschäfte oder individueller Autofahrten. Natürlich verursachen diese Autofahrten wieder mehr Emissionen und es kommt zur erhöhten Lieferwegen. Die Innenstädte sind zudem wichtige Begegnungszonen und sollten dies auch bleiben.
Auch das Mobilitätsverhalten hat sich laut dem Verkehrsclub Österreich (VCÖ) durch Corona verändert. Durch die Angst vor Ansteckung, dem Zuwachs an Homeoffice oder der verringerten privaten Wege sind weniger Gäste in den Öffis unterwegs. Die Menschen steigen dafür auf das Auto oder Fahrrad um. Besonders der Anstieg der Radfahrer in Wien ist bedeutend: Im Mai wurden 45 % mehr Radfahrer als im Vorjahr verzeichnet.
Ein Negativbeispiel dafür ist die Debatte über die Wiener Schanigärten. Damit auch im Winter bei wohliger Wärme im Schanigarten Kaffee oder Glühwein geschlürft werden kann, reichen offensichtlich keine Decken mehr aus – es sind Heizschwammerl notwendig. Während Befürworter*innen die Vorteile durch die verringerte Ansteckungsgefahr im Außenbereich hervorheben, sehen Umweltorganisationen eine „Befeuerung“ der Klimakrise. Greenpeace zieht den Vergleich mit einem Einfamilienhaus: Fünf in den Wintermonaten aktive Heizstrahler würden so viel Strom verbrauchen wie ein Haus im ganzen Jahr. Auch das Umweltbundesamt steht der Debatte kritisch gegenüber: „Egal, welche Technologie für die Wärmeproduktion eingesetzt wird, ob Heizstrahler oder Infrarot – es ist unmöglich, dauerhaft den freien Gastroraum auf angenehme Raumtemperatur zu bringen. Aus ökologischer Sicht wird Energie bei Heizstrahlern nicht nachhaltig eingesetzt“, so Sabine Enzinger. Abgesehen von der Nutzung dieser Energiefresser in der Gastronomie, werden die Heizstrahler auch vermehrt im privaten Bereich genutzt – schon des Öfteren sind mir Stehwärmer auf Balkonen aufgefallen. Sei es für die private Glühweinparty oder das Feierabend-Achterl im Warmen. Hier siegt Bequemlichkeit über den Umweltgedanken.
Dies hätte sowohl auf gesellschaftlicher als auch auf ökologischer Ebene positive Auswirkungen. Jeder Einzelne ist hier in der Verantwortung, das eigene Verhalten noch stärker zu hinterfragen und entweder zurück zum umweltbewussten Verhalten zu kommen oder dieses erst gar nicht einreißen zu lassen. Aber wie kann man neu gewonnene, schlechte Gewohnheiten wieder loswerden?
Wer sich also über seine Gewohnheiten – ob gut oder schlecht – bewusst ist und diese regelmäßig reflektiert, schafft es auch ohne schlechte Gewohnheiten aus der Corona-Krise und tut dabei auch noch etwas für den Umweltschutz. Kleine Maßnahmen, die jeder sofort umsetzen kann, sind dabei besonders wirksam gegen die Klimakrise: Regionales und saisonales Einkaufen, mit dem Fahrrad oder den Öffis fahren, Reduktion des Energieverbrauchs und auf Nachhaltigkeit und Fairness bei allen Produkten achten. Und vielleicht die Heizschwammerl diesen Winter meiden und durch eine dicke, fair und nachhaltig produzierte Winterjacke ersetzen.
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